Richtfest
Mittelalterliche Toranlage schießt in die Höhe
„Die Aussicht aus meinem Büro hat sich fast jeden Tag verändert!“ Gewissermaßen live hat Bürgermeister Ulf Hürtgen mitverfolgen können, wie das Weiertor in den vergangenen Wochen deutlich sichtbar in die Höhe gewachsen ist. Gut acht Monate nach Baubeginn konnten die Hovener Jungkarnevalisten (HJK) als künftiger Hauptnutzer der mittelalterlichen Doppeltoranlage deshalb nun Richtfest feiern.
Zülpich (lk). Im Beisein von Vertretern aus Verwaltung und Politik sowie der am Bau beteiligten Firmen blickte HJK-Geschäftsführer Oliver Hohn zunächst auf die wichtigsten Stationen zurück.
Er erinnerte unter anderem an das Treffen mit dem im vorigen Jahr verstorbenen Architekten Karl-Josef Ernst, dem gewiss wichtigsten Impulsgeber für den Wiederaufbau des Weiertores, aber auch an jenen Tag vor etwa anderthalb Jahren, an dem Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitales, den Förderbescheid „zum Wiederaufbau und zur Erlebbarmachung des mittelalterlichen Weiertores“ persönlich in Zülpich übergeben hatte.
Das Land NRW fördert den Wiederaufbau mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. - Wir fördern, was Menschen verbindet“.
„Dies ist mehr als nur eine Baustelle“, sagte Oliver Hohn. Denn im Wiederaufbau des Weiertores stecke auch sehr viel Verantwortung. „Dessen sind wir uns bewusst. Wir setzen alles daran, dass wir dieser Verantwortung gerecht werden.“
Wie stark die Erinnerungen und Emotionen vieler Zülpicher mit dem Weiertor, das beim Bombenangriff der alliierten Streitkräfte an Heiligabend 1944 weitgehend zerstört und seither nur teilweise rekonstruiert worden war, verbunden sind, wurde kaum deutlicher als in der kurzen Ansprache von Zimmerermeister Willi Schneider. „Als Schuljunge bin ich täglich mit den Kühen meines Vaters am zerstörten Weiertor vorbeispaziert“, erinnerte sich der 86 Jahre alte gebürtige Zülpicher. Es erfülle ihn mit großem Stolz, dass er nun seinen Beitrag zum Wiederaufbau leisten könne.
Der rekonstruierte Hauptturm überragt die beiden stadtauswärts vorgelagerten Rundtürme, die bis dato bildprägend für das Weiertor waren, mittlerweile deutlich. Dort werden die Hovener Jungkarnevalisten nach Fertigstellung ihr Vereinsdomizil beziehen und damit als vierter und letzter Karnevalsverein in einem der vier Stadttore heimisch werden. Das Weiertor soll künftig aber auch als Ort der Begegnung für die Öffentlichkeit erlebbar gemacht werden - beispielsweise am „Tag des offenen Denkmals“ oder bei Stadtfesten und Veranstaltungen im direkt angrenzenden Park am Wallgraben.
Bevor Zimmermann Willi Schneider den Richtspruch zum Besten gab und anschließend das zuvor geleerte Schnapsglas zum Zerspringen brachte, nutzte Bürgermeister Hürtgen noch einmal die Gelegenheit, um „allen, die an diesem emotionalen Bauwerk mitwirken, von Herzen zu danken.“
Läuft alles weiter nach Plan, wollen die Hovener Jungkarnevalisten im nächsten Jahr die Fertigstellung des wiederaufgebauten Weiertores feiern – pünktlich zu ihrem 60-jährigen Vereinsjubiläum.
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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