Neue Ausstellung
Nackte Tatsachen im Bademuseum
Zülpich - Der erste Blick in der neuen Sonderausstellung im Museum der
Badekultur fällt auf eine Mauer. Genauer auf die Mauer, die Ost- und
Westdeutschland so lange trennte! Doch sie solle nicht die DDR von der
BRD abgrenzen, erklärt Kuratorin Theresa Zöller, sondern einfach
verschiedene Badebereiche abgrenzen - den privaten und öffentlichen.
Und doch bekommt der Besucher gleich einen Eindruck, worum es geht in
der neuen Ausstellung. DDR und BRD sind schon ein Thema, denn es geht
um „Nackte Tatsachen - Baden in Ost und West“.
Schon lange spielte Museumsleiterin Dr. Iris Hofmann-Kastner mit dem
Gedanken, die Badekultur in West- und Ost-Deutschland zu einem Thema
in den Römerthermen zu machen. Theresa Zöller, zurzeit als
wissenschaftliche Volontärin im Museum beschäftigt, schien dafür
prädestiniert, hat ihre Familien doch Wurzeln in Thüringen. „Die
DDR war nicht so hinterwäldlerisch, wie viele denken“, sagte
Theresa Zöller bei einem Rundgang vorab durch die Ausstellung.
In den Vitrinen befinden sich viele Ausstellungsstücke, die zeigen,
das Ost- und Westdeutschland in vielen Dingen gar nicht so weit
auseinanderlagen. Die Dose mit der Florena-Creme ähnelt
beispielsweise stark der westdeutschen Nivea-Creme. Die ostdeutsche
Seife „Nautic“ wird noch heute hergestellt, und auch in Sachen
Fön, Rasierer und anderer Hygieneprodukte sieht vieles ähnlich aus.
Alle Ausstellungsstücke sind mit kleinen Fähnchen versehen, damit
sofort zu erkennen ist, aus welchem Land die Produkte stammen. Oftmals
seien die Materialien der West-Produkte höherwertig und die
Materialbeschaffung einfacher gewesen, erklärt Theresa Zöller.
„Die Auswirkungen der deutschen Teilung auf die Entwicklung der
Badekultur sind nicht so klar identifizierbar, wie man annehmen
möchte“, hat Museumsleiterin Dr. Iris Hofmann-Kastner festgestellt.
„Es gab viele Unterschiede aber durchaus auch Gemeinsamkeiten.“
Zu sehen sind aber nicht nur viele Produktbeispiele, Theresa Zöller
hat zusammen mit dem Haustechniker sogar ein kleines, typisches
Badezimmer aus DDR-Zeit nachgebaut. Gemeinsam haben sie sogar alte
Fliesen an die Wände gebracht. Und in dem kleinen Badezimmer hängt
sogar Original-Toilettenpapier.
Ein Film zeigt eine Ausgabe der Deutschen Wochenschau vom 7. August
1962, der ein wenig die Freikörperkultur in der DDR aufs Korn nahm.
Viele verbänden FKK mit der DDR, meint Zöller, doch die Wurzeln
lägen schon im alten Kaiserreich im ausgehenden 19. Jahrhundert. Und
nach dem Zweiten Weltkrieg hatte es die Freikörperkultur mit ihren
Vereinen in der BRD sogar leichter als in der DDR.
Doch dies sollte sich in den 1960er Jahren ändern. Organisiert waren
die Ostdeutschen allerdings nicht. Nackt baden gehörte einfach dazu.
„Man versuchte, sich Nischen zu schaffen“, verdeutlicht die
Kuratorin die Entwicklung.
„Die Freikörperkultur bildet aber nur eine von drei inhaltlichen
Säulen im Konzept der Ausstellung“, betont Theresa Zöller.
Sehenswert ist sie allemal, und so mancher Besucher wird in
Erinnerungen schwelgen. Für die Jüngeren, die die Trennung der
deutschen Staaten nur aus Erzählungen kennen, ist es spannend zu
sehen, dass es doch viele Gemeinsamkeiten zwischen den Ländern gab.
Das Datum der Ausstellungseröffnung ist im Übrigen nicht zufällig
gewählt, wie Museumsleiterin Hofmann-Kastner erklärt. Am 10. März
1952 bot Stalin der Bundesrepublik Deutschland Verhandlungen zur
Wiedervereinigung an - natürlich zu seinen Bedingungen. Das Ergebnis
ist bekannt: Die Mauer fiel erst 1989.
Die Ausstellung ist bis zum 15. Juli zu sehen. Das Rahmenprogramm: 23.
März, 19 Uhr: Kuratorenvortrag von Theresa Zöller; 15. April, 11 Uhr
bis 15 Uhr: Leckereien aus der DDR - Kochworkshop für die ganze
Familie; 15. April und 6. Mai, jeweils 15 Uhr: Führungen durch die
Ausstellung; 3. Juni, 11 Uhr bis 18 Uhr: Kindertag und um 13 Uhr, 15
Uhr und 17 Uhr DDR-Märchen für Groß und Klein. Weitere
Informationen unter
www.roemerthermen-zuelpich.de.
- Petra Grebe
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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