SV Gelb-Weiß Nemmenich
Seit hundert Jahren am Ball

Der Vorstand des SV Gelb-Weiß Nemmenich im Jubiläumsjahr 2019 (v.l.): Uwe Kämmerling, Mark Urhahn, Guido Porschen, Udo Zingsheim, Guido Dappert, Helmut Bähr und Hermann Josef Marian. | Foto: SV Nemmenich
  • Der Vorstand des SV Gelb-Weiß Nemmenich im Jubiläumsjahr 2019 (v.l.): Uwe Kämmerling, Mark Urhahn, Guido Porschen, Udo Zingsheim, Guido Dappert, Helmut Bähr und Hermann Josef Marian.
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Zülpich-Nemmenich - Als am 11. November 1918 der Erste Weltkrieg endete, konnte man
sich im Zülpicher Ortsteil Nemmenich - wie in unzähligen Dörfern
auch - nach und nach wieder den schönen Dingen des Lebens zuwenden.
Dazu sollte künftig auch der Fußball gehören, der nicht zuletzt
durch die englische Besatzungsmacht auch in kleineren Gemeinden
schnell an Popularität gewann.

Junge Nemmenicher hatten den „neuen“ Sport in ihren Euskirchener
Schulen entdeckt und wollten ihn nun in ihren Heimatort bringen. Mit
Erfolg, denn schon bald war das Interesse unter den jungen Männern so
groß, dass sie sich nicht mehr nur untereinander messen wollte,
sondern auch Leistungsvergleiche mit anderen Orten anstrebten. Und
weil dazu die Bildung eines Vereins notwendig war, wurde im August
1919 der Sportverein Nemmenich aus der Taufe gehoben.
Gründungsmitglieder waren Josef Berekoven, Heinrich Fuß, Theo Fuß,
Johann Friedrichs, Willi Hilger, Konrad Klein, Heinrich Mauhs,
Heinrich Simons, Johannes Simons, Hubert Velser und Theo Urhahn.
Letzterer wurde zum ersten Vorsitzenden des neu gegründeten Vereins
gewählt.

Einen Sportverein hatte es in Nemmenich allerdings auch schon zuvor
gegeben. Der Turnverein „Eintracht“ gehörte zu den so genannten
„wilden Vereinen“, die häufig in ländlichen Gebieten anzutreffen
waren und keinem Verband angehörten. Dort wurden neben Ringen, Turnen
und später auch Hoch- und Weitsprung auch einige eher exotisch
anmutende Sportarten betrieben, zum Beispiel Stemmen und Hinken. Nach
dem Ende des Krieges lebte der Turnverein noch einmal kurz auf, doch
das Interesse ließ schnell wieder nach - was womöglich auch mit dem
neuen Fußballangebot beim SV zu tun hatte. Während der TV
„Eintracht“ jedenfalls irgendwann in der Versenkung verschwand,
durchlief der SV eine rasante Entwicklung und die ersten Spiele -
gegen Ülpenich und Firmenich - wurden gleich gewonnen.

An einen geordneten Spielbetrieb war zwar noch lange nicht zu denken,
aber immerhin konnte der SV im Jahr 1920 auf der Mausweide am
Kreisbahnhof erstmals ein Sportfest abhalten. Dazu konnte man immerhin
sechs Vereine begrüßen und vom Überschuss der erfolgreichen
Veranstaltung wurde eine einheitliche Spielkluft angeschafft. Da sich
andere Vereine aus der Umgebung die Farben Rot, Schwarz und Blau schon
gesichert hatten, entschied man sich für Trikots in Gelb und Weiß.

Der Fußballsport gewann bis zum Jahr 1927 dermaßen an Popularität,
dass bereits ein Jahr später die ersten organisierten
Meisterschaftsspiele ausgetragen werden konnten. Der bisher benutzte
Platz genügte nun jedoch nicht mehr den Anforderungen. Deshalb wurde
unter erheblicher Mitarbeit der Dorfbevölkerung das
„Löwenstation“ in Schnorrenberg hergerichtet. Dort wurden bis zum
Ausbruch des Zweiten Weltkrieges denkwürdige Spiele ausgetragen, an
die sich viele Spieler und Schlachtenbummler gerne erinnerten. Zumal
die Gelb-Weißen etwa ab 1934 auch eine führende Rolle in der 1.
Kreisklasse Bonn-Euskirchen spielten!

Als der Spielbetrieb nach Ende des Zweiten Weltkrieges allmählich
wieder auflebte, spielte die Nemmenicher Seniorenmannschaft auf Anhieb
wieder eine führende Rolle im Kreisfußball. Im Jahr 1954 musste der
Spielbetrieb jedoch wegen Nachwuchsmangel vorübergehend eingestellt
werden. Es sollte nicht der einzige Rückschlag dieser Art in den
folgenden Jahren und Jahrzehnten bleiben.

Tatsächlich folgten auf Hochphasen immer wieder Abstürze. Dank des
neuen Sportplatzes an der Straße nach Ülpenich, die ab 1965 auch
über eine Flutlichtanlage verfügte und somit auch im Herbst und
Winter günstige Trainingsbedingungen bot, konnte 1967 sogar eine
zweite Seniorenmannschaft ins Rennen geschickt werden. Beide Teams
machten sich durch faires und sportliches Verhalten einen Namen,
wofür sie 1968 und 1969 mit dem Fairnesspreis des Kreises
ausgezeichnet wurden.

Was jedoch nichts daran änderte, dass sich die sportliche Berg- und
Talfahrt im Grunde bis heute fortgesetzt hat. 1983 stürmte man sogar
vorübergehend an die Tabellenspitze der obersten Spielklasse im
Fußballkreis Euskirchen. In der Saison 1997/1998 gelang dem Team noch
einmal der Aufstieg in die Kreisliga A, wo es sich jedoch nur eine
Saison halten konnte. Bis zur 2003 spielten die Gelb-Weißen dann
durchgehend in der Kreisliga B. Als die neuerliche Rückkehr in die
A-Klasse jedoch um ein Tor verpasst wurde, fiel das Team auseinander
und der Verein konnte drei Spielzeiten lang gar keine
Seniorenmannschaft mehr stellen.

Bis vor drei Jahren hat der SV Gelb-Weiß Nemmenich immer eine eigene
Mannschaft unterhalten, die mal mehr und mal weniger erfolgreich in
der Kreisliga C unterwegs war. Zur Saison 2015/2016 ging man aufgrund
von Spielermangel eine Spielgemeinschaft mit dem SC Enzen-Dürscheven
ein, die jedoch nur zwei Spielzeiten hielt.

Auch im Jubiläumsjahr hat der SV keine eigene Mannschaft im
Spielbetrieb. Die verbliebenen Spieler sind zurzeit beim TuS Olympia
Ülpenich aktiv, der dadurch sogar zwei Mannschaften unterhalten kann.
Im Jubiläumsjahr ist geplant, diesen inoffiziellen Zusammenschluss in
eine offizielle Spielgemeinschaft umzuwandeln.

Übrigens: Von 1986 bis 1996 war der SV Gelb-Weiß Nemmenich auch
Heimat für eine Reihe Handball-begeisterter Männer. Und auch der
mittlerweile seit 45 Jahren bestehende Tennis-Club Nemmenich war in
den Anfangsjahren eine Abteilung des SV. 

Redakteur/in:

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