"Karneval meets Rock'n'Roll"
65 Jahre Damenkomitee Herzblättchen
Alfter-Volmershoven-Heidgen - (fes) „Karneval meets Rock’n’Roll – mir Jecke rocken die
Session“, unter diesem Motto startet das Damenkomitee
„Herzblättchen“ aus Volmershoven-Heidgen ab November in die
fünfte Jahreszeit. Gefeiert wurde aber jetzt schon – aus gutem
Grund: Die „Herzblättchen“ werden 65.
Einmal Herzblättchen, immer Herzblättchen. Katja Oedekoven und Lydia
Tiggemann sind quasi in das muntere Damenkomitee „Herzblättchen“
hineingeboren, denn bereits ihre Mütter waren hier aktiv. Und die
elfjährige Lena, Tochter von Sitzungspräsidentin Lydia Tiggemann,
ist längst ebenfalls vom närrischen Virus infiziert und tanzt
bereits bei den „Sweethearts“ mit, der mittleren Kindertanzgruppe
der „Herzblättchen“. 65 Jahre wird das Damenkomitee in diesem
Jahr alt. Kürzlich stieg in der Mehrzweckhalle in Volmershoven die
große Geburtstagsfeier mit dem Zauberer Schmitz-Backes und jede Menge
Tanz und Musik.
So fing alles an: 1952 trat der örtliche Männergesangverein an
einige Frauen aus Volmershoven und Heidgen heran mit der Bitte den
Elferratstisch bei ihrer Veranstaltung zu organisieren. Dabei kamen
die Damen auf den Geschmack und wollten einen eigenen Verein gründen.
Gesagt, getan, in der längst abgerissenen Gaststätte Werres fiel der
Startschuss. Während die Männer Karten spielten, machten sich die
Frauen Gedanken darüber, wie man denn den künftigen Verein nennen
könnte? Die Inspiration kam durch das Kartenspiel der Männer: Auf
einmal fiel der Name „Herzblättchen“.
Danach hieß es erst einmal Klinkenputzen, Mitglieder mussten geworben
werden. Mit rund 50 Gründungsmitgliedern ging es los. Am 15. Oktober
1952 meldete man den neuen Verein, das „Damenkomitee
Herzblättchen“, offiziell im Amt Duisdorf an. Zur ersten
Vorsitzenden wurde Grete Schrader (genannt „et Stöffe Gret“)
gewählt. Noch im selben Jahr, am 11.11. versteht sich, ging die erste
Sitzung über die Bühne. Eintritt damals: 1 D-Mark.
Es gab jede Menge Höhen und Tiefen. Da man kein Geld hatte, um
auswärtige Kräfte zu verpflichten, musste jeder mal in die Bütt.
Daran hat sich auch heute nicht viel geändert. Auch wenn mittlerweile
auch die eine oder andere Größe aus dem rheinischen Karneval bei der
großen Prunksitzung im Januar auf der Bühne steht. Eine Zäsur gab
es 1971, als die „Herzblättchen“ aus dem Saale Werres in die neue
Mehrzweckhalle in Volmershoven umzogen.
Besonders gerne denken Katja Oedekoven, die die Pressearbeit betreut,
und Lydia Tiggemann an die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen
zurück: „Da haben wir es so richtig krachen lassen. Das ganze Dorf
war auf den Beinen und wir hatten eine Woche lang gefeiert mit einer
Kölschen Nacht und einem Festumzug durch den Ort.“
Heute zählt das Damenkomitee rund 200 Mitglieder, davon 30 Aktive.
Dazu kommen drei Tanzgruppen, die „Mini-Mäuse“, die
„Sweethearts“ und die „Großen Herzen“. Lydia Tiggemann
schätzt die gemischte Altersstruktur des Vereins. Manchmal stehen
schon mal Mutter und Tochter gemeinsam auf der Bühne. Sie erinnert
sich zurück an ihre eigene Kindheit: „Ich habe als kleines Mädchen
beim Wagenbau für den Karnevalsumzug mitgeholfen, war Funkemariechen
und damit automatisch ein Herzblättchen“, schildert sie.
Ohne Männer geht es übrigens nicht. „Wir brauchen kräftige
Männerhände“, geben Katja Oedekoven und Lydia Tiggemann zu. Und
seit mit Herzblättchen Anja I. (Frenkel) vor zwei Jahren zuletzt eine
Karnevalsprinzessin über den kleinen Doppelort regierte, haben die
Männer sogar einen eigenen Karnevalswagen. Motto: „Die Männer der
Herzblättchen“.
Was hat sich in den vergangenen Jahren verändert? Zum einen werde
heute fast das ganze Jahr Karneval gefeiert. Selbst auf Mallorca
treten im Sommer bekannte Karnevalsgrößen auf, oder zuletzt auch bei
dem Festival „Jeck im Sunnesching“ in Bonn und Köln während der
Sommerferien, meint Lydia Tiggemann.
Natürlich gibt es auch Nachwuchssorgen. Es sei nicht mehr so leicht,
junge Leute für das Brauchtum zu finden. Das Freizeitangebot ist
größer als noch vor einigen Jahren, aber auch die Anforderungen in
der Schule steigen: „Die Kinder haben heute lange Schule, dann
kommen noch die Hausaufgaben hinzu und sie müssen sich für ein Hobby
entscheiden“, meinen Katja Oedekoven und Lydia Tiggemann.
Eins aber ist geblieben, und darauf sind die „Herzblättchen“
stolz: Sie ziehen bis heute talentierte närrische Kräfte aus den
eigenen Reihen heran, die dann auf der Bühne für gute Stimmung
sorgen, Requisiten bauen und Kostüme schneidern. Und wer während der
närrischen Tage durch die Straßen Volmershoven-Heidgens geht, der
wird öfter an den Haustüren den stolzen Hinweis finden: „Hier
wohnt ein Herzblättchen“.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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