Tontagebau Schenkenbusch
Abbau-Unternehmen Sibelco berichtet über seine Pläne

Über die Norderweiterung beim Tontageabbau Schenkenbusch informierten (von links) Gerd Klemmer, Alexander Ertel und Michael Klaas. | Foto: Frank Engel-Strebel
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  • Über die Norderweiterung beim Tontageabbau Schenkenbusch informierten (von links) Gerd Klemmer, Alexander Ertel und Michael Klaas.
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Alfter-Witterschlick - (fes) Ein Thema, das die Witterschlicker über Jahrzehnte begleiten
wird, ist die Norderweiterung des Abbaus von Blauton im Tontagebau
Schenkenbusch. Die Lokalpolitik und die Verwaltung haben sich klar
positioniert, zuletzt 2018 im Ausschuss für Gemeindeentwicklung: Sie
lehnen die Norderweiterung ab. Darüber, ob die Erweiterung kommt,
entscheidet als Genehmigungsbehörde allerdings die Bezirksregierung
Arnsberg, die zuständig für das Bergbaurecht ist.

Größte Sorge der Witterschlicker: Der Mindestabstand des
Abbaugebiets zur Wohnbebauung. Gefordert hat die Gemeinde einen
Mindestabstand von 300 Metern. Der wird aber nicht zu halten sein, wie
Vertreter des Abbauunternehmens Sibelco nun bei einem Vor-Ort-Termin
erklärten: „Die Lagerstätte des Tons ist da, wo sie ist, deswegen
können wir den geforderten Mindestabstand von 300 Metern zur
Wohnbebauung nicht einhalten“, erläuterte Withold Groborz, Leiter
Produktion und Technik des Abbauunternehmens Sibelco. Das bedeutet,
dass die Bagger bis zu 110 Meter an die Siedlung heranrücken werden,
sollte Sibelco in den kommenden Jahren wie geplant sein 43 Hektar
großes Areal um knapp 18 Hektar gen Norden erweitern dürfen, um hier
den wertvollen Blauton zu fördern. Dies bedeutet natürlich, je
näher die Bagger an die Siedlung kommen werden, eine zunehmende
Lärmbelastung für die Anwohner. Auch die Bewohner des geplanten
Neubaugebietes am Buschkauler Feld werden davon betroffen sein.

Um die Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten, plant Sibelco
einen Grünzug zu errichten, auf dem auch ein Lärmschutzwall stehen
soll, um die Immissionsbeeinträchtigungen so gering wie möglich zu
halten. Bei der Gestaltung dieses Grünzuges hätten die Bürger auch
Möglichkeiten ihre Ideen und Vorschläge einzubringen, so Groborz.
Zudem verwiesen Geschäftsführer Michael Klaas und Gerd Klemmer,
Leiter Umwelt und Liegenschaften des Unternehmens, darauf hin, dass
Sibelco nur im Einschicht- und nicht im Dreischichtbetrieb arbeite.
Die Kernarbeitszeiten liegen zwischen 7 Uhr und 15.30 Uhr. Abends und
am Wochenende wird nicht gearbeitet. Dann müssen die Bürger keine
Beeinträchtigungen befürchten. Auch Dauergeräusche werde es nicht
geben. Errichtet werden zudem eine ganze Reihe an
Aussichtsplattformen, von wo aus die Witterschlicker sehen können,
wie die Arbeiten voranschreiten.

Zunächst möchte das Unternehmen mit Hauptsitz in Ransbach-Baumbach
im Westerwald einen Bereich von maximal vier Hektar ausheben,
anschließend sollen pro Jahr ein halber bis ein Hektar hinzukommen.
Der bereits abgeschürfte Bereich wird aufgefüllt und rekultiviert.
Aktuell geht die Firma davon aus, dass bis 2060/65 der komplette
Bereich verfüllt sein wird. „Wir sprechen hier von einem wandernden
Loch“, so Withold Groborz.

Die Erweiterung des Areals ist für Sibelco notwendig, da im
bisherigen Abbaugebiet kaum mehr Blauton gefunden wird.
Blautonvorräte gibt es in Deutschland nur sehr selten. Sibelco
betreibt 40 Tonabbaustandorte in Deutschland und Tschechien,
Witterschlick gehöre zu den „Top-5-Standorten“ wegen seines
Blautonvorkommens, so Michael Klaas. Der Rohstoff ist besonders
bindefähig und feuerfest. Daher wirbt Michael Klaas auch für
Verständnis bei der Bevölkerung: „Mich stimmt traurig, dass die
Wahrnehmung des Bergbaus immer negativer wird“, und er gibt zu
bedenken, dass viele Produkte ohne Blauton nicht hergestellt werden
können, etwa Fliesen, Dachziegel, Blumentöpfe oder Zündkerzen:
„Jeder Bürger benötigt einen gewissen Anteil Ton“, so Klaas.
Daher möchte das Unternehmen verstärkt an die Öffentlichkeit treten
und informieren, beispielsweise auch an Schulen.

Die Erweiterungsbestrebungen verfolgt Sibelco bereits seit mehr als
zehn Jahren, stieß dabei immer wieder auf heftige Widerstände und
Kritik sowohl von Seiten der Bevölkerung, von Umweltschützern, als
auch von Seiten der Alfterer Politik. Bereits 2010 hatte sich eine
Bürgerinitiative gegründet, die rund 700 Unterschriften sammelte,
woraufhin Politik und Verwaltung einen Forderungskatalog mit 14
Punkten aufstellten. Viele der Punkte erfüllte Sibelco. So bleibt
beispielsweise der Lüsbacher Weg als Wegeverbindung zum Kottenforst
bestehen. Die geforderten Immissionswerte werden eingehalten. Auch
sollen sich weder die Fördermengen, noch das daran gekoppelte
Transportvolumen erhöhen. Sprich: es wird keine zusätzlichen
Lkw-Fahrten geben, sichert das Unternehmen auf seiner Internetseite
zu.

Die Kernforderung, der Mindestabstand von 300 Metern zur Wohnbebauung,
lässt sich allerdings wie von dem Unternehmen nun erklärt, nicht
einhalten. Im vergangenen Jahr hat Sibelco den Rahmenbetriebsplan
öffentlich ausgelegt. Über 200 private Stellungnahmen gingen ein.
Auch Stellungnahmen zum Artenschutz und zur Entwässerung wurden
aufgenommen. Nun werden die Unterlagen für die Genehmigungsbehörde
bis voraussichtlich Ende März erneut bearbeitet und eingereicht.

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RAG - Redaktion

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