Fahrradklimatest für Alfter
ADFC diskutierte das Ergebnis im Rathaus

Über die Ergebnisse des Fahrradklimatests für Alfter diskutierten (von links): Franziska Parthen, Hans Peter Müller, Till Osthövener, Volker Jenkel, Ursula Schüller und Rolf Schumacher. | Foto: FES
  • Über die Ergebnisse des Fahrradklimatests für Alfter diskutierten (von links): Franziska Parthen, Hans Peter Müller, Till Osthövener, Volker Jenkel, Ursula Schüller und Rolf Schumacher.
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Alfter - (fes) Auf den ersten Blick erscheint das Ergebnis des
Fahrradklimatests des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) für
Alfter ernüchternd. Das stellte Till Osthövener, neben Volker Jenkel
verkehrspolitischer ADFC-Sprecher der Ortsgruppe Alfter, fest.

Denn schließlich kam die Kommune mit einer 3,9 (also einem knappen
befriedigend) gerade noch so mit einem blauen Auge davon. 98 Radfahrer
nahmen 2016 an der Erhebung teil, die alle zwei Jahre bundesweit vom
ADFC durchgeführt wird. Bundesweit bewerteten insgesamt 120.000
Teilnehmer die Fahrradfreundlichkeit ihrer Kommune. Über die
Ergebnisse sprachen Hans Peter Müller vom Alfterer ADFC-Vorstandsteam
und die verkehrspolitischen Sprecher nun mit Bürgermeister Rolf
Schumacher, Wirtschaftsförderin Ursula Schüller und Franziska
Parthen vom Fachgebiet ‚Natur und Landschaft‘ der Gemeinde Alfter.
Dabei betonte Osthövener, dass Alfter im Vergleich zu den anderen
Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis die einzige Gemeinde sei, bei der sich
die Bewertung zu 2014 verbessert habe (von einem Notendurchschnitt von
4,12 auf 3,94). Bornheim verschlechterte sich hingegen von 4,20 auf
4,41 und liegt auf dem drittletzten Platz.

Was sind die größten Kritikpunkte? Viele Radfahrer meinten, dass die
Gemeinde in jüngster Zeit zu wenig für sie getan habe, dass es zu
wenig öffentlich zugängliche Leihfahrräder gebe und dass Radfahrer
als Verkehrsteilnehmer von den Autofahrern nicht genug akzeptiert
werden. Dadurch kommt es häufig zu Konflikten zwischen den einzelnen
Verkehrsteilnehmern. Viele Pedalenritter fühlen sich zudem auf
Alfters Straßen unsicher. Erstaunt zeigte sich Bürgermeister Rolf
Schumacher über die Kommentare einiger Radfahrer, die bemängelten,
dass es in Alfter „überhaupt keine Radwege“ oder gar „extrem
wenige Radwege“ gäbe. Dies ließ er nicht unkommentiert und verwies
etwa auf Radwege entlang der B 56 bis zur Bonner Stadtgrenze oder der
K12n. Hier gäbe es „tolle und teure“ Radwege. Radfahrern, die
sich unsicher fühlen, empfiehlt der Bürgermeister, selber
leidenschaftlicher Radfahrer, lieber auf Gemüsewege auszuweichen und
nicht etwa die dicht befahrene Hauptstraße in Witterschlick oder die
Alfterer Straße zu benutzen. Dies sei noch nicht in den Köpfen
angekommen, meinte Schumacher, es fehle vielen aber auch an Kenntnis
darüber. Daher gelte es künftig besser für naturnahe Wege zu werben
und diese auszuschildern. Gleichzeitig appellierte er an die Radfahrer
sich aktiver in aktuelle Diskussionen einzubringen. Derzeit laufe
gemeinsam mit den Architektur-Studenten der Alanus Hochschule die
Diskussion über die Umgestaltung des Herrenwingerts: „Ich höre
immer nur von den Bürgern, möglichst viele Parkplätze zu erhalten.
Von den Radfahrern kommt nichts, hier ist das Verhältnis Autofahrer
zu Radfahrer 90:10.“

Viele Konfliktsituationen sind allerdings auch historisch bedingt,
etwa durch die engen Straßen der alten Ortskerne. Hier könne man
weder einen Radweg noch Markierungsstreifen anbringen, so Osthövener.
Für geplante Neubaugebiete, etwa das „Buschkauler Feld“ in
Witterschlick forderte er daher, dass die Planer nicht nur Straßen
und Fußwege in ihre Überlegungen mit einbeziehen, sondern auch
Radwege, wie dies etwa in Amsterdam oder Kopenhagen
selbstverständlich sei. Schumacher verwies auf das Neubaugebiet
„Mirbache“ in Alfter, wo dies geschehen sei,.Auch beim
„Buschkauler Feld“ werde dies entsprechend berücksichtigt.
Positiv bewerten die Radfahrer, dass man mit dem Drahtesel gut und
zügig die Ortszentren erreichen könne, dass immer mehr
Einbahnstraßen in der Gegenrichtung für Radfahrer freigegeben werden
und dass das Knotenpunktsystem der Rad-Region Rheinland umgesetzt
worden ist.

Lob kam auch von den ADFC-Vertretern, dass nun Alfter auch
mehrheitlich in der jüngsten Sitzung des
Gemeindeentwicklungsausschusses den so genannten „Letter Of
Intent“, eine gemeinsame Absichtserklärung mit den Städten Bonn
und Bornheim zur Umsetzung der Radpendlerroute, beschlossen haben.
Lediglich die SPD votierte dagegen, da ihr die Kosten für einen
geplanten Brückenbau über die K12n zu teuer sind. Im Oktober
erklärte die Bezirksregierung Köln, dass dieses Projekt
grundsätzlich gefördert werden könne. Hier können die Gemeinden
mit einer Förderung von 70 Prozent der rund acht Kilometer langen
Route rechnen. Von den Gesamtkosten von 2,4 Millionen Euro zahlt
Alfter einen Eigenanteil von rund

740. 000 Euro, so Alfters Pressesprecherin Maryla Günther. In den
Jahren 2019 bis 2023 soll die RadPendlerRoute dann fertiggestellt
werden.

Im kommenden Jahr soll mit der Erweiterung der Fahrradabstellanlage am
Haltepunkt der Linie 18 in Alfter begonnen werden. Mit der Deutschen
Bahn AG hat die Gemeinde Alfter einen Gestattungsvertrag
abgeschlossen, damit am Bahnhof Witterschlick eine neue
Fahrradabstellanlage realisiert werden kann. Ein Förderantrag beim
Nahverkehr Rheinland ist bereits gestellt. Schließlich soll die
Beschilderung für Radwege oder Alternativrouten zu stark befahrenen
Straßen optimiert werden.

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