Führungen in Schloss Alfter
Alfter – Hotspot der Kunst
Alfter - „Wir möchten zeigen, was im Schloss Alfter möglich war und was
auch wieder möglich sein könnte“, meint Alexandra Runge. Sie
verspricht einen „kulturellen Paukenschlag“, der das Alfterer
Schloss aus seinem langjährigen Dornröschenschlag aufwecken
soll.
Runge gehört dem neu gegründeten „Arbeitskreis
Donnerstag-Gesellschaft 2.0“ an, angegliedert am Förderverein Haus
der Alfterer Geschichte. Der Arbeitskreis wird am kommenden
Wochenende, 22./23. Juni, unter der Schirmherrschaft von Landrat
Sebastian Schuster, ein ganz besonderes exquisites Kulturfestival in
dem Vorgebirgsort eröffnen, das die gesamte Region begeistern
dürfte. Die Veranstaltung knüpft an die legendäre am 20. Juli 1947
gegründete Donnerstag-Gesellschaft (1947 bis 1950) an. Hier trafen
sich Maler, Musiker und Intellektuelle immer donnerstags auf dem
Schloss Alfter, um nach dem Krieg den „Hunger nach politischer,
literarischer und künstlerischer Auseinandersetzung zu stillen.
Einer der Mitbegründer und Teil des „rheinischen Kleeblattes“
neben Hann Trier und Joseph Fassbender war Hubert Berke (1908-1979).
Erstmals werden nun anlässlich der Ausstellung
„Donnerstag-Gesellschaft 2.0“ im Alfterer Schloss sowohl Werke von
Berke, als auch von dessen mittlerweile 79-jähriger Tochter Eva Ohlow
gemeinsam zu sehen sein. Bislang hatten Besucher eher selten
Gelegenheit den künstlerischen Nachlass Berkes zu sehen. Er wird in
Räumlichkeiten in einem Wesselinger Industriegebiet von seinen
Kindern verwaltet und archiviert. Hier unterhält auch Eva Ohlow ihre
großzügigen Atelierräume. Hier erstellt und präsentiert sie unter
anderem einzigartige Objekte aus Kautschuk, Stahlblech, Eisen oder
Plexiglas, die ebenfalls im Alfterer Schloss ausgestellt werden.
Elf Jahre, von 1946 bis 1957, lebte die Familie Berke in Alfter. Der
befreundete Rechtsanwalt Willi Weber holte die Künstlerfamilie ins
Vorgebirge. Gewohnt hatte die fünfköpfige Familie in beengten
Verhältnissen im hinteren Teil des Gasthauses Spargel Weber, in der
Knechtstube, über den Ställen, erinnert sich Eva Ohlow. Da ihr Vater
Hubert Berke die sieben Töchter der Fürstenfamilie zu
Salm-Reifferscheidt-Dyck regelmäßig porträtierte, erhielt er vom
Fürsten Materialien, um künstlerisch zu arbeiten. Mit den
Fürstentöchtern spielte Eva Ohlow oft gemeinsam.
Berke gilt als einer der herausragendsten abstrakten Künstler der
Nachkriegszeit, als Wegbereiter des Informel. Er war auf der Documenta
II in Kassel vertreten, schuf Glasfenster, Mosaike und Skulpturen. Er
war ein mit vielen Preisen ausgezeichneter Universalkünstler. Alfter
sei deswegen zum „Hotspot“ der Kunst geworden, weil Köln platt
und Bonn noch ein Dorf gewesen war, erklärte Eva Ohlow. Nur wenigen
ist bekannt, dass die Fürstenfamilie während des Zweiten Weltkrieges
eingemauert in Fluchtwegen des Schlosses wertvolle Kunstgegenstände
etwa aus dem Kölner Schnütgen-Museum und sogar aus dem Pariser
Louvre vor den Nazis versteckt hatte.
Mit der „Donnerstag-Gesellschaft 2.0“ hoffen die Initiatorinnen
nicht nur das Schloss, sondern auch den Ort Alfter wieder über die
Gemeindegrenzen hinaus in den Fokus zu rücken: „Ich wünsche mir,
dass wir wieder eine Bewegung ins Dorf bringen, die interessant genug
ist, Menschen in dieses liebevolle Dorf zu locken“, so Ohlow. Dank
sagte die Künstlerin dem Organisationsteam, dem neben Alexandra Runge
die Vorsitzende des Fördervereins Haus der Alfterer Geschichte,
Bärbel Steinkemper, Kassiererin und Schlossverwalterin Luise Wiechert
sowie die Alfterer Eventmanagerin Diane Ihlefeldt angehören.
Die Ausstellung ist bis zum 14. Juli im Schloss Alfter (Schlossweg,
53347 Alfter) für Jedermann geöffnet.
- Frank Engel-Strebel
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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