"Asylkompass" in Alfter
Alfterer Flüchtlingsinitiative informierte
Alfter - (fes) Vorurteilsfrei über die Sorgen und Ängste der Bürger rund
um das Thema Zuwanderung wollten Vertreter der Alfterer
Flüchtlingsinitiative „Asylkompass Alfter“ an zwei Abenden im
Gasthof „Zur Krone“ in Alfter um im Labertushof zu Witterschlick
informieren und diskutieren.
Der Abend stand unter dem Motto „Ja, aber“. Die erhofften
Diskussionen mit den Bürgern blieb allerdings aus, unter den
Teilnehmern befanden sich fast ausnahmslos Ehrenamtliche, die sich
seit langem selber in der Flüchtlingshilfe engagieren sowie Vertreter
der politischen Parteien.
Dabei hätte es sicher spannende Abende geben können, denn die Liste
der eingeladenen Teilnehmer, die mit den Alfterern diskutieren wollte,
war durchaus hochkarätig besetzt. Neben Bürgermeister Rolf
Schumacher waren Sozialamtsleiter Markus Jüris, Pfarrer Rafael Fermor
von der evangelischen und Diakon Martin Sander von der katholischen
Kirche dabei. Aus Bonn kam Felix von Grünberg, stellvertretender
Vorsitzender der UNO-Flüchtlingshilfe und Vorstandsmitglied im
Mieterschutzbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr, der aus Ägypten stammende und
in den Niederlanden aufgewachsene Ihab El Sharkawi, Kulturvermittler
vom Bonner Institut für Migrationsforschung, sowie vom Asylkompass
Elke Friedrich und Flüchtlingskoordinatorin Elena Link Viedma.
So kam es zu eindrucksvollen Erfahrungsaustausch von Seiten der
Ehrenamtler. Durchweg positive Erlebnisse schilderten die Anwesenden,
etwa Oedekovens Ortsvorsteherin Brigitte Schächter: „Wenn ich
morgens Brötchen hole und Flüchtlinge treffe, die zum Sprachkurs in
die ehemalige Hauptschule gehen, ist das heute normal und
selbstverständlich geworden. Man kennt sich und hält auch mal ein
Schwätzchen.“
Wichtig sei es vor allem, dass man die Geflüchteten integriere, durch
Paten, die man ihnen zur Seite stelle, ihnen Sprachkurse anbiete,
ihnen Möglichkeiten gebe, sich zu betätigen, damit sie sich in die
Gesellschaft einbringen können: „Viele Flüchtlinge haben viel
Zeit, viel mehr Zeit als sie eigentlich wollen“, meinte die
Politologin Elena Link Viedma. Dem pflichtete auch Bruno Buß bei, der
sich in Impekoven mit anderen Ehrenamtlichen für die Neubürger
einsetzt und unter anderem Sprachkurse oder ein
Fahrrad-Reparatur-Café und die „Internationalen Gärten“ mit ins
Leben gerufen hat. Rafael Fermor vom Evangelischen Gemeindezentrum
Alfter, versucht christliche Flüchtlinge ins Gemeindeleben mit
einzubinden, etwa in dem sie im Gottesdienst die Fürbitten lesen.
Weniger Probleme sieht er bei der Integration von Kindern, die wachsen
in unsere Gesellschaft hinein, in dem sie wie deutsche Kinder Schulen
und Kindergärten besuchen, bei Erwachsenen sei dies schon
schwieriger. Hier gehe es vor allem über die persönlichen Kontakte.
Martin Sander sieht dies genauso. Nur über die „persönliche
Schiene“ könne Integration gelingen, ganz gleich, ob jemand im
Kirchenchor mitsingt oder beim Gemeindefest hinter dem Grill steht.
Felix von Grünberg verwies auf einen Kölner Verein, der
Schutzsuchenden Praktika vermittele. So könne sie auch ihre
Sprachkenntnisse verbessern: „Es ist langweilig, eine fremde Sprache
auf der Bettkante zu erlernen.“
Natürlich brauche es auch adäquaten Wohnraum. Hier forderte von
Grünberg die Kommunen auf, mehr in den sozialen Wohnungsbau zu
investieren. Bürgermeister Rolf Schumacher erinnerte in dem
Zusammenhang an das vom Gemeinderat beschlossene Akutprogramm zur
Schaffung neuen Wohnraums, sowie auf anstehende Neubaumaßnahmen, etwa
an der Châteunauefstraße in Oedekoven, und er appellierte noch
einmal an die Bevölkerung, Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung
zu stellen.
Dank zollte Schumacher den zahlreichen Ehrenamtlichen, etwa das
„Riesenengagement des Sports“, Lehrer und Erzieherinnen in den
Kindergärten und Klassen bezeichnete er als „eigentliche Helden“,
die vor Ort über eine wichtige Arbeit für die Integration leisteten.
Kritisch sehen die Teilnehmer die bürokratischen Hürden, mit denen
neben den Flüchtlingen selber auch viele Ehrenamtliche, aber auch
Arbeitgeber zu kämpfen hätten. Dies sieht Markus Jüris durchaus
ähnlich, betonte aber auch: „Ja, es bedeutet Arbeit, es gibt einem
aber auch sehr viel zurück.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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