Europa macht‘s möglich
Als Schwede in Alfter leben und arbeiten

Als Schwede in Deutschland leben und arbeiten: Jonas Hedlund wohnt mit seiner Familie in Alfter und schwört auf die grenzenlose EU mit ihren vielen Vorteilen. Er wird am 26. Mai in Alfter wählen gehen. | Foto: Frank Engel-Strebel
  • Als Schwede in Deutschland leben und arbeiten: Jonas Hedlund wohnt mit seiner Familie in Alfter und schwört auf die grenzenlose EU mit ihren vielen Vorteilen. Er wird am 26. Mai in Alfter wählen gehen.
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Alfter - (fes) Am kommenden Sonntag, 26. Mai 2019, wählen die Bürger der
EU das Europäische Parlament. Von einer „Schicksalswahl“ für die
Zukunft des Kontinents ist die Rede. Viele profitieren von der EU, so
auch Jonas Hedlund und seine Familie. Der Schwede zog der Liebe wegen
nach Alfter und schätzt es, dass er mit seinem Laptop von überall
aus arbeiten kann. Grenzenlos.

"Willkommen in der Villa Kunterbunt!“ Herzlich und mit einem
Augenzwinkern bittet Jonas Hedlund zum Interview. Seine „Villa
Kunterbunt“ steht nicht irgendwo in Schweden, sondern in Birrekoven
in Alfter, wo es ihn vor fünf Jahren der Liebe wegen hin verschlagen
hat. Mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen fühlt er sich
mittlerweile richtig heimisch im Vorgebirge. Nicht zuletzt auch, weil
er hier bestens integriert ist. Er singt als Tenor beim Alfterer
Männergesangverein und geht regelmäßig beim Veilchendienstagszug
mit.

Doch der Reihe nach. Jonas Hedlund stammt ursprünglich aus der Stadt
Sandviken, etwa 200 Kilometer nördlich von Stockholm. Rund 40.000
Einwohner gibt es hier. Von 2000 bis 2004 arbeitete der heute
52-Jährige bei einer schwedischen Firma in Düsseldorf. Immer schon
war er ein begeisterter Chorsänger und als er erfuhr, dass es in
Leverkusen einen schwedischen Chor gibt, war er sofort dabei. Und
nicht nur er, sondern auch seine zukünftige Frau Miryam, die an der
Uni Köln Skandinavistik studierte und auch Schwedisch lernte. Einige
der Skandinavistik-Studenten hatten die Chor damals auf die Beine
gestellt: „Als ich dort hin kam, war ich der einzige Schwede“,
erinnerte sich Hedlund.

Seine Frau, die perfekt Schwedisch spricht, arbeitete bereits als
19-Jährige als Au-Pair-Mädchen in Hedlunds Heimatland. So kam eins
zum anderen, die beiden verliebten sich ineinander und zogen zunächst
gemeinsam in das skandinavische Land, wo seine Frau Jura studierte.
Zehn Jahre blieben sie dort. In Schweden kamen auch die beiden Söhne
Fabian (11) und Konrad (9) auf die Welt. Doch dann zog es Ehefrau
Miryam wieder zurück ins Rheinland. Sie fand eine Stelle in Bonn und
per Zufall fanden sie ein Haus in Alfter. „Zuerst hatte ich etwas
gezögert“, meinte Hedlund. „Weil ich viel Natur um mich herum
brauche. Doch meine Frau konnte mich schnell überzeugen, dass es in
Deutschland auch Wälder und Natur gibt.“ Hedlund hatte sich
zwischenseitlich selbstständig gemacht: Er vertreibt und verkauft
Lochbleche weltweit. Arbeiten kann er von überall. Die Freizügigkeit
innerhalb der EU ist hier natürlich ein großer Vorteil.

Und Hedlund wollte gerne wieder in einem Chor singen. Hier kam ihm der
Zufall zu Hilfe. In der Alfterer Eisdiele lernte er zufällig Herbert
Lotz vom Männergesangverein kennen. „Ich war mit meinen Söhnen
dort und er hörte an meinem Akzent, dass ich Schwede bin, so kamen
wir ins Gespräch“, erinnert sich der groß gewachsene Hedlund. Lotz
lud ihn ein, einfach mal vorbeizukommen: „Eigentlich dachte ich, es
ging um ein Konzert, doch er hatte mich zu einer Chorprobe
eingeladen.“ Und so kam der 52-Jährige, um zu bleiben. Seitdem
singt er Tenor im Alfterer MGV. „Viele alte deutsche Lieder strahlen
eine Fröhlichkeit und eine Zufriedenheit aus. Es sind sehr positive
Lieder“, schwärmt er. Durch den Chor kam er auch zum rheinischen
Karneval. In der vergangenen Session war er zum vierten Mal mit dem
MGV dabei und fand es einfach toll Kamelle zu werfen und die Narren an
den Straßenrändern glücklich zu machen. Anfangs war er allerdings
ein wenig kritisch eingestellt, lacht er: „Warum werfen die so viel
weg? Es wird ja nicht alles aufgefangen“. Mittlerweile sieht er das
anders: „Die Karnevalisten haben Spaß und sind einfach sehr
großzügig. In Schweden kennen wir so etwas nicht.“ Die schwedische
Sprache und Traditionen werden hochgehalten im Hause Hedlund. Die
Kinder wachsen zweisprachig auf und seine Frau spricht sowieso besser
Schwedisch als er Deutsch: „Ich spreche das IKEA-Deutsch, also
Deutsch mit schwedischem Akzent“, scherzt er. Schwedische
Spezialitäten kocht und backt die Familie ebenfalls gerne,
beispielsweise Zimtschnecken oder Semla, eine rundes Brot mit Sahne-
und Marzipanfüllung.

Bleibt noch die Frage nach der Europawahl. Die ist Jonas Hedlund als
Europäer sehr wichtig: „Ich habe bewusst entschieden in Deutschland
und nicht in Schweden zu wählen und habe dies bei der Gemeinde Alfter
beantragt. Ich möchte in dem Land mitentscheiden, in dem ich
wohne.“

Am Sonntag, 26. Mai 2019, ist in Deutschland Europawahl.
Wählen gehen!

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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