"Sein und Schein"
Ausstellung im Haus der Alfterer Geschichte
Alfter - (fes) Heldenmythen und Märtyrer, hoch dekorierte Veteranen mit
prachtvollen Orden. Soldaten, die angeheizt durch aggressive
Propaganda-Parolen in den Krieg zogen im „Schein der
Unbesiegbarkeit“ – das ist die eine Seite einer militaristischen
Gesellschaft. Doch es gibt bekanntlich auch die weniger glorreiche,
erschütternde „Kehrseite der Medaille“: gefallene Söhne, Väter,
Ehemänner und Freunde, Kriegsgefangene, verstümmelte und
traumatisierte Veteranen, zerstörte Städte sowie Armut und
Verzweiflung.
Beide Aspekte greift die Ausstellung „Sein & Schein –
Widersprüche einer militaristischen Gesellschaft auf der Spur“ im
Haus der Alfterer Geschichte (HdAG) auf, die anlässlich des Tages des
offenen Denkmals eröffnet wurde. „Wichtig war es uns beide Seiten
zu beleuchten und das Soldatentum nicht nur mit Glanz und Gloria zu
präsentieren“, erläuterte Kurator Robin Huth vom Förderkreis
HdAG. Im Fundus des Museums schlummern seit Jahren zahlreiche
militärische Devotionalien aus der Preußenzeit und aus der Zeit der
beiden Weltkriege aus Alfter. Orden, Waffen, Kriegsgedenkmünzen, aber
auch Gruppenfotos von Kameraden in Uniformen und Feldpostkarten.
Die Besucher können sich beispielsweise ein original Bajonett K 98
aus dem Zweiten Weltkrieg ansehen, Soldbücher von 1896 bis 1914 mit
Eintragungen zum monatlichen Kriegslohn, zum Impfstatus und zu
Krankheiten. Gedenkmünzen oder Kriegsverdienstkreuze sowie eine
Reservisten-Schnapsflasche als Erinnerung an die Dienstzeit um die
Jahrhundertwende runden den Ausstellungsbereich der
Kriegsdevotionalien ab. Es folgen ein Überblick über die Entwicklung
des deutschen Militarismus als Massenbewegung zwischen 1871 bis 1945
und eine Übersicht über das Gesellschaftsbild um 1900. Dem
gegenüber stehen beispielsweise Fotos und Adressen gefallener
Soldaten aus Alfter, die so aus der anonymen Menge der Toten
hervorgehoben werden.
Die Ausstellung wird anschaulich anhand der neuen fünf Zeitsäulen
präsentiert, die Heiner Bollig und Thomas Gebbing für den Verein
gebaut haben. Dies ermöglicht auch Video- und Audiopräsentationen,
etwa die Rede von Kaiser Wilhelm II. vom 6. August 1914 zur
Kriegsmobilmachung. Zur Eröffnung verkörperte der Alfterer
Geschichtspädagoge Kai-Ingo Weule in einer szenischen Darstellung
authentisch das Schicksal eines Soldaten im Ersten Weltkrieg. Im
ersten Teil zog der junge Mann euphorisiert in die Schlacht, im
zweiten Teil wurde er als traumatisierter, gebrochener Mann gezeigt.
Die Ausstellung „Sein & Schein – Widersprüche einer
militaristischen Gesellschaft auf der Spur“ ist noch bis zum 10.
Oktober 2021 im Haus der Alfterer Geschichte, 53347 Alfter (zwischen
Schloss und Pfarrkirche St. Matthäus) zu sehen.
Öffnungszeiten:
donnerstags: 17 - 19 Uhr und sonntags: 15 - 18 Uhr.
Der Eintritt ist frei.
Kostenlose Parkmöglichkeiten am Herrenwingert.
www.hdag.info
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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