Alfter bricht das Schweigen
Ausstellung "Starke Frauen" bis 5. Dezember

Bürgermeister Rolf Schumacher (Mitte) eröffnete die Ausstellung „Stark für Frauen“ im Alfterer Rathaus gemeinsam mit den Beteiligten. | Foto: Frank Engel-Strebel
  • Bürgermeister Rolf Schumacher (Mitte) eröffnete die Ausstellung „Stark für Frauen“ im Alfterer Rathaus gemeinsam mit den Beteiligten.
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Alfter-Oedekoven - „Stark für Frauen“ ist der Titel einer Ausstellung, die noch
bis Anfang Dezember im Foyer im Alferer Rathaus in Oedekoven zu sehen
ist. Die sehenswerte und informative Ausstellung steht unter dem Motto
„Alfter bricht das Schweigen“.

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Gemeinsam mit dem Frauenzentrum Troisdorf, der Polizei Duisdorf und
der Installations-Künstlerin Monika Clever möchte die Gemeinde
Alfter das Thema häusliche Gewalt, die häufig im Verborgenen
stattfindet, sichtbar machen. Rund 25 Prozent aller Frauen bundesweit
zwischen 16 und 85 Jahren erfahren Gewalt im näheren Umfeld. In
geringerem Maße sind auch Männer davon betroffen, so Daniela
Lindemann vom Kommissariat Kriminalprävention und Opferschutz der
Polizeiwache Duisdorf.

Zahlen, die alarmieren: „Es wäre daher ein Wunder, wenn häusliche
Gewalt in der Gemeinde Alfter nicht vorkäme“, meinte Bürgermeister
Rolf Schumacher bei der Ausstellungseröffnung. „Das Thema wird
tabuisiert. Wir möchten das Schweigen brechen, denn Schweigen ist
eine Form der Zustimmung und wir möchten Hilfsangebote aufzeigen.“

Per Videobotschaft wurde der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert
Röttgen aus Berlin zugeschaltet, der die Schirmherrschaft für die
Ausstellung übernommen hatte: „Es ist erschreckend, dass Gewalt vor
allem im näheren Umfeld stattfindet, quer durch alle
gesellschaftlichen Schichten. Mit der Ausstellung möchten wir den
Opfern die Angst und die Scham nehmen, sich zu wehren.“

Wie präsent das Thema auch in der Region ist, machte Franzis
Steinhauer, Leiterin der Öffentlichen Bücherei St. Matthäus Alfter,
deutlich. Sie hatte Schlagzeilen aus der Lokalpresse der vergangenen
12 Monate zusammengetragen und vorgelesen, die Gewalttaten gegen
Frauen und Männer dokumentierten.

Nachdenklich stimmen auch die Installationen Monika Clevers.
Mittelpunkt ihrer Arbeit ist ein gedeckter Tisch, der auf den ersten
Blick an eine gemütliche Familientafel erinnert, wo man
zusammenkommt, Kaffee trinkt und Kuchen isst. Was auffällt: Teller
und Tassen haben in der Mitte jeweils ein Loch. Denn die Idylle
trügt: „Sobald man den Blick näher schweifen lässt, sieht man die
Verwerfungen“, erläuterte die Wachtbergerin. Auch das ausgestellte
Kleid wirkt nur auf den ersten Blick schön. Es hat Löcher, darunter
befinden sich Schürfwunden und Kratzspuren. In Weckgläsern hat sie
Porträts von mehreren Hochzeitspaaren der vergangenen hundert Jahre
konserviert. Sind es glückliche Liebespaare? Sie zweifelte das an und
mahnte genau hinzusehen.

Was ist zu tun und wo gibt es Hilfe?

Polizeilicher Opferschutz: Die Zahl angezeigter Delikte im Raum
Bonn/Rhein-Sieg nimmt zu, schilderte Daniela Lindemann (2017: 870
Taten, 2018: 965 Taten). 85 Prozent der Betroffenen waren Frauen und
Mädchen, 15 Prozent männlichen Geschlechts. Das heißt nicht per se,
dass die Taten zugenommen hätten. Es könnte auch dran liegen, dass
Frauen (und Männer) öfter die Taten anzeigten und Nachbarn und
Freunde weniger wegsehen würden. Beratung, Begleitung und die
Vermittlung von Therapien sind über die Opferschutz-Stellen möglich.
Bei akuter Bedrohung gilt es sofort die 110 zu wählen. Das gilt auch
für Angehörige oder Nachbarn. Kostenlose, anonyme Hilfe in 15
Sprachen bietet das „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen“, Tel.:
(08000) 116 016 rund um die Uhr. Weitere Informationen:
www.polizei-beratung.de/opferinformationen.html

Frauenzentrum Troisdorf: Annette Ratschlag und Ulla Hoefeler
informierten über das Angebot des Frauenzentrums, das für alle
Frauen im gesamten Kreis zuständig ist. Pro Jahr wenden sich zwischen
180 und 200 Frauen, die akut von Gewalt betroffen sind, an das
Zentrum. Hier ist Aufklärung wichtig: „Die Zahlen befinden sich auf
einem hohen Niveau“, so Rathschlag, „viele Frauen wissen gar
nicht, dass sie bei uns oder bei der Polizei Hilfe bekommen können.
Von Gewalt betroffene Frauen haben einen gesetzlichen Anspruch auf
eine Beratungsstelle.“ Beratung gibt es aber nicht nur bei sexueller
oder häuslicher Gewalt. Hier finden auch Frauen Hilfe, wenn eine
Zwangsheirat droht, bei Essstörungen oder bei Stalking. Infos:
Frauenzentrum Troisdorf, Hospitalstraße 2, Tel.: (02241) 722 50,
E-Mail:
beratung@frauenzentrum-troisdorf.de
,
www.frauenzentrum-troisdorf.de.
Auch eine Onlineberatung per Chat ist möglich.

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RAG - Redaktion

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