"Himmel un Ähd" in Alfter
Beeindruckende Kunstaktion auf dem Herrenwingert

Kunst im öffentlichen Raum als Bürgerdialog: Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher (rechts) begrüßte zahlreiche Bürger auf dem Herrenwingert, die sich über die Ideen der Studierenden informierten. | Foto: Frank Engel-Strebel
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  • Kunst im öffentlichen Raum als Bürgerdialog: Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher (rechts) begrüßte zahlreiche Bürger auf dem Herrenwingert, die sich über die Ideen der Studierenden informierten.
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Alfter - (fes) Einen Tag lang war Alfters gute Stube, der Herrenwingert, der
buchstäbliche Himmel auf Erden. Zumindest aus künstlerischer Sicht.
Vergangenen Sonntag hatten rund 50 Studierende der Alfterer Alanus
Hochschule den etwa 1.500 Quadratmeter großen Parkplatz im Herzen
Alfters mit gut 800 silberfarbenen Rettungsdecken aus Alumiumdecken
beklebt für die Kunstaktion „Himmel un Ähd“.

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Für den Pkw-Verkehr war der Platz gesperrt. Herausgekommen war ein
Himmelsspiegel, wie es Professor Benedikt Stahl Dekan vom Fachbereich
Architektur formulierte. Er hatte diese künstlerische Intervention
gemeinsam mit Professor Willem-Jan Beeren und Professor Dr. Florian
Kluge aus dem Fachbereich Architektur und Studenten im
Masterstudiengang Architektur auf die Beine gestellt.

Hintergrund ist die seit Jahren anhaltende Diskussion zwischen
Politik, Verwaltung und Bürgerschaft über die Umgestaltung des
Alfterer Ortskernes. Hierfür holte die Politik Architektur-Studenten
der Alanus-Hochschule mit ins Boot. Diese durften ihren Ideen freien
Lauf lassen. Bis Dezember präsentieren die Studenten zehn
Ideenskizzen im Rahmen einer offenen Bürgerwerkstatt in einem leer
stehenden Ladenlokal im Atrium angrenzend an den Herrenwingert. Hier
können alle Alfterer Bürger auch ihre eigenen Gedanken und Wünsche
zum Ausdruck bringen.

Für Bürgermeister Rolf Schumacher ist diese Aktion eine
„Zwischenetappe“ und „eine gute Gelegenheit vor Augen zu
führen, welches Potenzial dieser Platz hat.“ Positive Nachrichten
konnte Schumacher über die Zukunft des Edeka-Marktes berichten.
Betreiberin Kirsten Mohr bleibt mit dem Supermarkt für weitere fünf
Jahre am Standort. Allerdings stelle sich die Frage, ob der Laden auf
Dauer zukunftsfähig sei. Mohr würde gerne erweitern und
modernisieren. So hofft Schumacher, dass spätestens in fünf Jahren
konkrete Pläne zur Neugestaltung des Platzes umgesetzt werden
können.

Dieser Weg wird jedoch kein leichter sei, gilt es doch viele
Interessen unter einen Hut zu bringen: „Es gibt viele Widersprüche,
die wir nicht alle aufnehmen können“, betonte Kluge. Vereinfacht
gesprochen gilt es die Gratwanderung zwischen einer italienischen
Piazza und ausreichend Parkplatz zu schaffen.

Elisa Fiebig und Dilara Deren, die beide im dritten Semester
Architektur studieren, stellten ihre Ideen und die ihrer Kommilitonen
vor. Stets im Fokus: Die Neuordnung der Parkplätze, mögliche
Alternativen von der Tiefgarage bis hin zur Umsiedlung weg vom
Ortskern, mehr Grünanlagen, Springbrunnen, der Abriss der alten
Grundschulturnhalle, die einem neuen Gebäude mit Supermarkt,
Turnhalle und Veranstaltungszentrum weichen soll, ein Treppenaufgang
zum Schloss mit einem neuen Café am Hang mit Blick auf den
Herrenwingert oder sogar eine Brücke vom Schloss zum „neuen
Edeka“ brachten die angehenden Architekten ins Spiel. Sogar einen
philosophischen Ansatz frei nach Epikur gab es. Hier gilt es „das
Schöne im Kleinen zu sehen“. Der Grundriss des Platzes ist in
diesem Entwurf sehr kleinteilig aufgezeigt mit kleinen Wasserbecken
und kleinen Erholungsecken. Auch das Bank- und Ärztehaus stellten
einige Studenten zur Disposition. Das in ihren Augen wenig ansehnliche
Gebäude sollte abgerissen werden und einem neueren modernen und
attraktiveren Gebäude weichen. „Das wichtigste Thema, was alle
beschäftigt, ist und bleibt das Thema Parken, so viel können wir
heute schon sagen“, meinte Elisa Fiebig.

Und so geht es weiter: Aus den Vorschlägen der Bürger entsteht ein
Dossier, das Politik und Verwaltung vorgelegt wird. Dann gilt es
Fördermittel nach dem Integriertem Städtebaulichen
Entwicklungskonzept (ISEK) zu beantragen. Ein erster Versuch
scheiterte, weil sich kein Büro fand, dieses Konzept für die
Gemeinde Alfter auszuarbeiten. Jetzt gibt sich Bürgermeister
Schumacher jedoch optimistisch, dass dies im kommenden Jahr gelingen
wird. Nicht zuletzt appellierte Schumacher auch an die Alfterer
Bürger: „Wir brauchen wirklich eine Bewegung am Ort, an der viele
Bürger teilnehmen.“

Wie weit die Auffassungen auseinandergehen, zeigen die Eheleute Ursula
und Friedrich Isenberg, die seit 1985 in Alfter leben. Ursula Isenberg
wünscht sich, dass der Herrenwingert stärker begrünt wird, um
attraktiver zu werden. Autofahrer sollten in einer Tiefgarage oder
etwas vom Ortskern entfernt parken können. Ihr Mann hätte hingegen
gerne, dass alles so bleibt, wie es ist: „In den letzten 30 Jahren
hat sich hier schon eine Menge zum Positiven verändert.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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