Ausgezeichnet Wohnen in Alfter
Clemens-August-Preis für Projekt in der Lukasgasse
Alfter - (fes). Großes Rätselraten in der Lukasgasse in Alfter: Was kommt
da wohl für ein Klotz hin? Heute steht in der ehemaligen Baulücke
ein modernes Mehrfamilienhaus. Die Eigentümergemeinschaft erhielt
kürzlich von „Haus & Grund“ sogar den Clemens-August-Preis.
Die Skepsis war groß bei einigen Alfterer Bürgern, als im Sommer
2016 die Bagger in der Lukasgasse anrollten. Sie begannen die ersten
Bauarbeiten, um eine Baulücke schräg gegenüber dem alten
Volksschulgebäude zu schließen. „Was kommt da wohl für ein Klotz
hin“, fragte sich so mancher, erinnern sich Ursula Rosiny-Moos (57)
und Burkhard Moos (59). Das Architektenehepaar wurde von der
Eigentümergemeinschaft mit der Planung beauftragt. Beide betreiben
unweit ihr Büro, wo sie seit 1991 in dem alten Fachwerkhaus in der
Nähe der St. Matthäus Pfarrkirche arbeiten und wohnen. Anderthalb
Jahre bis Ende 2017 dauerten die Bauarbeiten für das moderne
Mehrparteienhaus mit einer Wohnfläche von rund 500 Quadratmetern. Die
Skepsis bei den Alfterern ist längst gewichen: „Wir erleben sehr
viel positive Resonanz. Es fügt sich gut in das Gesamtbild ein“, so
die beiden Architekten. Eine besondere Auszeichnung erhielt die
Eigentümergemeinschaft im November, als sie mit dem von der
Eigentümervertretung „Haus & Grund“ vergebenen
Clemens-August-Preis (CAP) für Baukultur ausgezeichnet wurde und eine
Urkunde sowie ein Sonderpreisgeld von 1.000 Euro erhielt: „Hinter
diesem Baulückenschluss steht eine ungewöhnliche Geschichte“,
heißt es in der Begründung von „Haus & Grund“: „Es war wohl
nicht nur die sehr gut gelöste architektonische Herausforderung,
sondern auch die eher ungewöhnlich zusammengesetzte Bauherren und
-frauengemeinschaft. Keine Erbengemeinschaft, kein zentraler Investor,
sondern fünf Leute: Ein Ehepaar und drei Einzelpersonen, die sich
für das Lückenschlussprojekt begeistert, es geplant, finanziert und
bebaut haben.“ Von einer „bunten Eigentümergemeinschaft“ ist
die Rede, die sich in der engen Ortslange Alfters zusammenschloss und
die das Architektenpaar zusammenbrachte. „Die Jury würdigte mit dem
Sonderpreis das Engagement der heterogenen Baugemeinschaft, die sich
identitätsstiftend im Kleinstadtidyll zeigt, aber auch die
sorgfältige und umfängliche Entwurfsleistung der Architekten
Burkhard Moos und Ursula Rosiny-Moos“, heißt es weiter in der
Laudatio. In den vier Wohnungen leben als Mieter das Ehepaar Brigitte
und Jürgen Lampe, Jens Scholz, Stefanie Gather sowie Dorothea
Krumpen, die im Untergeschoss zudem ihr Nähatelier betreibt, so das
Architektenehepaar. Als einzige Eigentümerin wohnt Dorothea Krumpen
in dem Haus. Herausforderungen gab es viele, erläuterten die beiden
Architekten. Ursprünglich standen in der Baulücke zwei einzelne
Häuschen. Eins wurde bereits 2004 abgerissen, das andere vor zwei
Jahren. Der Neubau musste sich einfügen in die innerörtliche Lage,
in die gewachsene Dorfstruktur. Direkt an den Neubau grenzt das
Anna-Haus, ein historisches Gebäude, in dem einst Teile des
Anna-Klosters untergebracht waren. Während in Städten wie Bonn
viergeschossige Gebäude meist kein Problem darstellen, sieht das in
Alfter anders aus. So gab es Bedenken von der Gemeindeverwaltung
hinsichtlich des Brandschutzes, da der Neubau etwa 9,50 Meter hoch
ist, die Drehleiter der Feuerwehr jedoch nur bis zu einer Höhe von
acht Metern ausgefahren werden kann. Gelöst wurde das Problem durch
eine Wendeltreppe außerhalb des Gebäudes, die als zweiter
Rettungsweg dient. Wert gelegt haben die Architekten auch auf
möglichst ökologische und naturnahe Baumaterialien. Alle Wohnungen
sind barrierefrei und die Autos der Bewohner können in einem
überdachten Innenhof geparkt werden. Bewusst haben die Architekten,
wo es möglich war, Erker gebaut, die sich zur Straßenseite hin
herausdrehen: „Dadurch schaut man nicht im rechten Winkel durch das
Fenster hinaus, es bieten sich Licht- und Sichtachsen in viele
Richtungen, es schafft Weite und Offenheit trotz der engen und dichten
Bebauung“. So können die Bewohner nicht nur den Blick aufs Schloss
oder die Kirche, sondern bis hin zum Siebengebirge genießen. Jede
Wohnung verfügt zudem über eine eigene Dachterrasse. „Uns war es
wichtig kein Haus zu bauen, was wir überall hinstellen könnten. Wir
wollten auf die Situation im Ort eingehen und das Gebäude daraus
entwickeln. Wir wollten keine 08/15-Lösung“, erläuterte Ursula
Rosiny-Moos.
Seit 2014 wird von „Haus & Grund Bonn/Rhein-Sieg“ und der
Volksbank Köln-Bonn eG alle zwei Jahre der Clemens August-Preis für
Baukultur verliehen. Bewerben können sich Architekten und private
Bauherren aus der Region. Ideengeber ist Werner P. D’hein,
Vorstandsmitglied der Eigentümergemeinschaft und Chefredakteur von
„Haus & Grund aktuell“. Benannt ist der Preis nach dem Kölner
Kurfürsten Clemens August (1723 bis 1761), der von Bonn aus regierte
und die Stadt und sein Umland durch seine barocke Prachtentfaltung,
aber auch durch seine nachhaltige Landschaftsplanung beispielsweise
beim Kottenforst prägte.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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