44 Jahre Kinderkarnevalszug in Alfter
De Zoch kütt am 24. Februar
Alfter - (fes) Wenn das kein Grund zum Feiern ist: 4 x 11 Jahre wird der
Alfterer Kinderkarnevalszug in diesem Jahr alt. Bei einem solch
närrischen Jubiläum dürfte es bestimmt besonders viel Kamelle über
die Alfter Pänz regnen. Ein Mann aus der Anfangszeit ist Georg
Melchior. Er erzählt, wie es damals war.
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Wie das oft so ist: Neues wird gerne erst einmal mit Argwohn
betrachtet. So war es auch Anfang der siebziger Jahre in Alfter, als
in der Karnevalshochburg zwischen Köln und Bonn der 1948 gegründete
und vor sechs Jahren aufgelöste Spielmannszug Blau-Weiß Alfter eine
Fastelovendsveranstaltung für alle Alfterer Kinder aus der Taufe hob.
Vier Jahre später entwickelte sich daraus der erste
Kinderkarnevalszug. Georg Melchior, heute Vorsitzender des
Heimatvereins, war damals 17 Jahre alt, Mitglied im Spielmannszug und
einer der Männer der ersten Stunde.
Bereits damals gab es Nachwuchssorgen. Um den Musikverein auch für
Jüngere attraktiver zu gestalten, gründete man ein Jugendorchester
und führte modernere Instrumente ein, etwa Trompeten oder das
Sousaphon. 1971 hatten Karl-Peter Schmitz sowie die mittlerweile
verstorbenen Josef Palm und Peter Lennarz die Idee den Alfterer Narren
auch eine Kinderkarnevalsveranstaltung im Gasthaus „Zur Krone“
anzubieten. Gleich die erste Kindersitzung war ein riesiger Erfolg,
schilderte Melchior, damals Ausbilder der Bläser beim Spielmannszug:
„Der Kronensaal geriet aus den Fugen.“
Drei Jahre später reifte die Idee einen Kinderkarnevalszug auf die
Beine zu stellen. Das sah man im Ort nicht so gerne. Die
karnevalstreibenden Vereine, unter anderem die Prinzengarde
„Rot-Weiß“, sahen in dem neuen Zug eine Gegenveranstaltung zu
ihrem traditionellen Veilchendienstagszug, der eine Woche später
ging: „Es herrschte Zeter und Mordio am Ort, es gab immer wieder
Querelen zwischen Rot-Weiß und Blau-Weiß“, erinnert sich Georg
Melchior. Dabei war es den Initiatoren stets wichtig, Kinder an das
Brauchtum heranzuführen und die Grundschule, die damalige Hauptschule
und die Kindergärten mit einzubeziehen. „Wir wollten eine Saat
aussähen und sehen, ob sie aufgehen wird“, beschrieb Melchior. Die
damalige Grundschuldirektorin und einige Lehrerinnen waren sofort von
der Idee begeistert. Gemeinsam mit den Pänz und den Eltern bastelten
sie bereits für den ersten Zug fantasievolle Kostüme für den
Kinderzug: „Alle waren Feuer und Flamme“, schildert Melchior.
„Für das Ortsleben in Alfter war das ein kleiner Quantensprung.“
Bis heute zeichnet den Kinderzug aus, dass er ohne motorisierte
Fahrzeuge auskommt und nur aus Fußgruppen besteht. Seit der Session
2012/13 gibt es allerdings eine Ausnahme: Mit dem ersten
Kinderprinzenpaar David I. (Weber) und Teresa I. (Schüller) bildet
seitdem jedes Jahr ein mit einem Traktor gezogener Prunkwagen mit den
Kindertollitäten den krönenden Abschluss des Kinderzuges. So wird es
auch diesmal mit Prinz Luca I. und Kinderalfreda Lynn I. sein.
Um einen attraktiven Kinderzug auf die Beine zu stellen, galt es nicht
nur die Fußgruppen zu finden, sondern auch Tanzgruppen und
Musikkapellen. Die kosteten natürlich Geld. Also löste man das so,
indem das Tambourcorps Blau-Weiß unterjährig befreundete Vereine zu
ihren Festen besuchte und dort ohne Gage spielte. Im Gegenzug spielten
deren Kapellen kostenlos beim Kinderzug.
Finanziert wurde der „Zoch“ aber noch durch eine andere Idee: In
den örtlichen Gaststätten hatten die Wirte Sparschweine auf ihren
Theken aufgestellt, damit die Gäste für den Kinderzug spenden
konnten: „Es gab damals einen Wettkampf unter den Gaststätten, wer
den größten Betrag zusammenbekam. Manchmal gab es bis zu 500 D-Mark
pro Schwein“, so Melchior.
Dann gab es den Winter 1978/79, der Melchior in bleibender Erinnerung
blieb: „Der Winter war so kalt, dass durch den Speichel die
Instrumente eingefroren waren.“
Im Lauf der vergangenen 44 Jahre hat sich natürlich jede Menge
verändert. Der Kinderzug erfreut sich nach wie vor größter
Beliebtheit bei Schulen und Kindergärten und den Alfterer Bürgern.
Die Auseinandersetzungen zwischen „Rot-Weiß“ und dem einstigen
Spielmannszug Blau-Weiß waren über die Jahre beigelegt worden.
Mittlerweile organisiert das Festkomitee Alfterer Karneval den Zug.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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