Kunst in Corona-Zeiten
Dennis Meseg hüllte Puppen in Absperrband
Alfter - (fes) Dicht an dicht gedrängt standen sie, die Figuren. Umhüllt
von rot-weißem Flatterband vor dem Bildhaueratelier auf dem Campus I
der Alanus Hochschule. Hier oben auf dem Johannishof oberhalb Alfters
hielt niemand die derzeit empfohlenen 1,50 Meter Mindestabstand ein.
Musste auch niemand. Was war da los?
Dennis Meseg hatte hier seine eindrucksvolle Installation „It is
like it is“ vorbereitet, die einen Tag später auf dem Münsterplatz
in Bonn und wenig später auch vor dem Berliner Reichstag stehen
sollte – dort allerdings mit dem erforderlichen Mindestabstand, denn
wir leben in Zeiten der Corona-Pandemie.
„Das Unfassbare fassbar machen“ wollte der 41-jährige
Mediengestalter, der vor einem Jahr sein Leben komplett auf „links
gedreht“ hat, weil er noch einmal neu durchstarten wollte, indem er
sich an der Alfterer Kunsthochschule für ein Bildhauerstudium
immatrikuliert hatte.
111 Figuren hatte Meseg, der in Wesseling wohnt, mit Hilfe von einigen
Kommilitonen in rot-weißes Flatterband gehüllt. Insgesamt verklebte
er rund zehn Kilometer Material. Dieses Band, das man derzeit überall
um Spielplätze oder öffentliche Gebäude herum sieht, um diese
abzusperren, steht als äußeres Zeichen für Distanz. „Wir müssen
derzeit überall eine Beschneidung unserer Freiräume erdulden, um uns
nicht zu infizieren. Wir gehen auf Distanz zu unseren Freunden und
unseren Familien. Das möchte ich mit meinen Figuren ausdrücken“,
erklärte Dennis Meseg.
Sein Ensemble setzt sich zusammen aus großen und kleinen Figuren. Sie
stehen für Kinder, Erwachsene, Familien, auch ein Hund ist dabei.
„Am Ende sind wir in der Krise alle gleich“, so Meseg. Er zeigt
aber nicht nur Einsamkeit und Isolation. Er möchte gleichzeitig den
hohen Stellenwert der Kunst öffentlich machen: „Schon im Alltag
wichtig und wertvoll, ist sie gerade jetzt ein kostbares Element im
Überlebenskampf der Gesellschaft. Denn sie verbindet, wo keine
Verbindung mehr besteht. Und sie stärkt unsere Zuversicht, weil sie
sichtbar macht, was als gesichtsloser düsterer Spuk durch unsere
Gedanken geistert.“
Warum sind es exakt 111 Figuren? Bei solch einer Schnapszahl denkt der
Rheinländer natürlich unweigerlich an den Karneval. Das hatte der
Künstler allerdings nicht im Sinn: „Mich hat einfach die Zahl
fasziniert.“ Eine Verbindung zur fünften Jahreszeit gibt es aber
dennoch: Die Schaufensterpuppen stammen aus dem Fundus der
Knauber-Märkte, die vor einigen Wochen an eine große Baumarktkette
verkauft worden waren, verriet Dennis Meseg. Anfang des Jahres trugen
sie noch bunte Karnevalskostüme. So schließt sich der Kreis.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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