Jahrbuch Bonn/Rhein-Sieg
„Der Kreis konnte aufatmen!“

Rückblick I: Johannes Wilde schildert als Zeitzeuge seine Eindrücke zum 50-jährigen Kreisjubiläum. | Foto: fes
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Alfter-Impekoven/Region - 2019 wird der Rhein-Sieg-Kreis 50 Jahre alt. Das aktuelle Jahrbuch
des Kreises hat sich dieses Thema zum Schwerpunkt genomm
en.

Auch der langjährige Landtagsabgeordnete Johannes Wilde aus Impekoven
schrieb einen Gastbeitrag als Zeitzeuge geschrieben und erinnert sich
aus Alfterer Sicht, was die Gemeinde und die Region bewegte.Von Frank
Engel-Strebel Den Rhein-Sieg-Kreis wie wir ihn heute kennen gibt es
offiziell seit dem 1. August 1969, hervorgegangen aus dem Siegkreis
und Teilen des ehemaligen Landkreises Bonn. 50 Jahre ist dies nun her.
Das „Gesetz zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonnes“ trat
bereits am 10. Juni desselben Jahres in Kraft. Seitdem ziehen sich die
sechs linksrheinischen und 13 rechtsrheinisches Kommunen um die
kreisfreie Stadt Bonn „wie eine Halskrause“, so ist es nachzulesen
im aktuellen Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises, das sich diesem
Jubiläum widmet.

So entstanden unter anderem auch die neue Gemeinde Alfter und die
Gemeinde Bornheim (ab 1981 Stadt Bornheim). Fünf Jahre später kamen
erneut Neuordnungspläne auf den Tisch. Der Landtag hatte im Juni 1974
über den Entwurf des so genannten Köln-Gesetzes zu beraten. Für den
Rhein-Sieg-Kreis hätte das bedeuten können, dass der Kreis
Euskirchen für den Verlust von Erftstadt die Gemeinde Swisttal und
die Stadt Rheinbach hätte bekommen können. Doch jegliche
Neuordnungspläne für den Rhein-Sieg-Kreis lehnten die politischen
Parteien der Stadt- und Gemeinderäte und schließlich der Landtag mit
großer Mehrheit ab.

Für das Jahrbuch schrieb auch der CDU-Abgeordnete Johannes Wilde
(1972 bis 1990) aus Impekoven als Zeitzeuge seine Erinnerungen auf:
„Der Rhein-Sieg-Kreis konnte aufatmen. Er blieb wie er 1969
geschaffen worden war.“ Wilde selber erfuhr von den möglichen
Neuordnungsplänen zuvor bei einem Abendessen des so genannten
„Zehnerklubs“ bestehend aus einflussreichen Abgeordneten und
Vertretern des Innenministeriums. Hier empfahl man ihm beim damaligen
Innenminister Willi Weyer vorzusprechen wegen der Bestrebungen
Euskirchens Rheinbach und Swisttal zu beanspruchen. „Gesagt,
getan!“, so Wilde weiter. Bereits am nächsten Tag gelang es ihm
durch eine Namensverwechslung beim Innenminister vorzusprechen. Der
Minister hatte eigentlich den FDP-Abgeordneten Eberhard Wilde und
nicht den CDU-Abgeordneten Johannes Wilde erwartet: „Ich hatte eine
Chance und konnte mein Anliegen vortragen.“ Nachdem er aus dem
Ministerzimmer trat, warteten schon die Pressevertreter und Paul
Eising vom Innenministerium auf eine Antwort. Ich konnte ihnen
erklärten, dass der Rhein-Sieg-Kreis bleibt, wie er geschaffen wurde
und nicht noch einmal neu gegliedert wurde: „Unverzüglich
unterrichtete ich den Oberkreisdirektor des Kreises Paul Kieras.“

Johannes Wilde ist mittlerweile 82 Jahre alt und lebt mit seiner Frau
in Impekoven. Viele Entscheidungen, die auch für Alfter von Belang
waren hat er seiner Zeit als Abgeordneter mit erlebt und auch
beeinflussen können. Beispielsweise konnte die Ende der siebziger
Jahre geplante Autobahn A 56, die quer durch den Kottenforst führen
soll um die Gemeinden Swisttal und Alfter miteinander zu verbinden,
verhindert werden. Im Gegensatz zu SPD und FDP lehnte die Alfterer CDU
dies immer strikt ab. Manche Dinge brauchen auch einen langen Atem.
Zusätzliche Bahnhaltepunkte zwischen Köln und Bonn waren seit den
achtziger Jahren Thema. Der Bahnhaltepunkt Impekoven wurde
schließlich im Dezember 2014 eröffnet.

Ein wenig neidvoll blickt Wilde auf die Bornheimer Nachbarn: Den
Autobahnanschluss an die A 555 bezeichnet er als „großen Coup“.
Durch diese Infrastrukturmaßnahme konnten die Bornheimer hier
erfolgreich das Gewerbegebiet Bornheim-Süd zwischen Roisdorf und
Hersel entwickeln. Gelungene Entwicklungen aus Alfterer Sicht sind
für Wilde der Ausbau des Alma-Gewerbeparks in Oedekoven mit der
Almbabrücke, die Hardtberg und Brüser Berg mit Oedekoven verbindet
oder die staatliche Anerkennung der Alanus Hochschule und der Bau des
Campus II entlang der Bonner Straße. Wilde erinnert sich noch daran,
wie sich die Alfterer in den siebziger Jahren, als die Alanus
Hochschule auf dem Johannishof als Kunsthochschule gegründet wurde,
mit den jungen Studierenden schwer taten. Heute seien die Studenten
und die Hochschule „vorbildlich in die ländliche Bevölkerung
integriert.“

Wer mehr über die Entwicklung des Rhein-Sieg-Kreises, die
Vorgeschichte und weitere spannende und informative Beiträge aus der
Region lesen möchte, der wird im aktuellen Jahrbuch des
Rhein-Sieg-Kreises füllig. Hier finden sich zahlreiche
„Mosaiksteine“, so der Untertitel, zum 50-jährigen Bestehen des
Kreises von 25 Autoren aus der Region.

Infos kompakt

Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2019: Mosaiksteine zum
50-jährigen Bestehen des Rhein-Sieg-Kreises.

Herausgeber: Rhein-Sieg-Kreis, der Landrat.
Erschienen bei Edition Blattwelt, Reinhard Zado, Niederhofen.
216 Seiten. 13,50 €

ISBN 978-3-936256-86-4

- Frank Enge- Strebel

Rückblick I: Johannes Wilde schildert als Zeitzeuge seine Eindrücke zum 50-jährigen Kreisjubiläum. | Foto: fes
Vor zehn Jahren lud die damalige Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper zu einem Festakt ins Rathaus nach Oedekoven um das 40-jährige Bestehen des Kreises  und der Gemeinde Alfter zu feiern. | Foto: fes/Archiv
Redakteur/in:

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