Bürgerdialog zur Kottenforststraße
Die Emotionen kochten hoch

Anwohner der Kottenforststraße in Volmershoven-Heidgen protestierten vor dem Rathaus. Sie fürchten um ihre Sicherheit durch LKW-Verkehr in den engen Wohnstraßen. | Foto: Frank Engel-Strebel
  • Anwohner der Kottenforststraße in Volmershoven-Heidgen protestierten vor dem Rathaus. Sie fürchten um ihre Sicherheit durch LKW-Verkehr in den engen Wohnstraßen.
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Alfter - (fes) Rappelvoll war der Ratssaal im Oedekovener Rathaus in der
vergangenen Woche. Und die Emotionen kochten hoch. Bürgermeister Rolf
Schumacher hatte zu einem Bürgerdialog eingeladen. Anlass war die
bevorstehende Beendigung der Kanal- und Straßensanierung der
Kottenforstraße in Volmershoven-Heidgen gegen Ende des Jahres.

Damit musste das Straßenverkehrsamt (StVA) des Rhein-Sieg-Kreises
auch eine Lösung finden, wie künftig der Lkw-Verkehr zu den
Wester-Werken am Heerweg zwischen Witterschlick und
Volmershoven-Heidgen geführt werden soll. Noch bis zum Abschluss der
Bauphase ist die Kottenforststraße für den Durchgangsverkehr
gesperrt. Der Lkw-Verkehr wird derzeit über das Geltorfviertel
geführt.

Doch was kommt nun? Harald Pütz, Leiter des Kreisverkehrsamtes, und
Guido Mertens von der Verkehrsbehörde des Kreises stellten als
mögliche Lösung einen Ringverkehr vor. Dieser sieht vor, dass die
40-Tonner zunächst über die Hauptstraße durch Witterschlick und
Volmershoven-Heidgen fahren und dann über die Kottenforststraße zum
Heerweg, dem Standort der Wester-Werke, gelangen. Anschließend
verlassen die Sattelschlepper die Firma über das Geltorf-Viertel
über die Geltorfstraße, Esserstraße, Servaisstraße und Duisdorfer
Straße und fahren dann wieder auf die Hauptstraße Richtung B56. In
der Kottenforstraße soll für den Lkw-Verkehr eine Einbahnregelung
gelten, so dass es keinen Lkw-Begegnungsverkehr in der engen Straße
mehr gibt.

Dabei durchqueren die Vehikel enge Wohnstraßen. Bereits in der
Vergangenheit kam es zu Schäden an Bürgersteigen, Hecken und Zäunen
der Anwohner. Auch Poller wurden bereits überfahren, schilderten die
Bürger. Zudem fürchten die Anwohner um die Sicherheit, vor allem,
weil viele Kinder hier zur Schule gehen. Andere Möglichkeiten das
Werksgelände zu erreichen, gibt es jedoch nicht. Für den Ringverkehr
ist zunächst eine einjährige Probephase geplant.

Die Wester-Werke sind seit Jahrzehnten in Witterschlick ansässig. Bis
in die achtziger Jahre hinein baute die Firma Ton ab. Mittlerweile
werden hier Mineralien verarbeitet. Das Unternehmen genießt trotz
veränderter Betriebsausrichtung Bestandsschutz. Zuständig für die
Genehmigungsverfahren ist der Rhein-Sieg-Kreis, der zuletzt 2018 eine
Bauvoranfrage zum Anbau einer Lagerhalle positiv beschieden hatte.
Dieser Antrag steht erneut auf der Tagesordnung des
Gemeindeentwicklungsausschusses am 28. November. Vertreter der
Wester-Werke waren der Einladung zum Bürgerdialog nicht gefolgt:
„Ich kann sie nicht dazu zwingen“, meinte Schumacher.

Die Haltung sowohl von Seiten der Politik, als auch von Bürgermeister
Rolf Schumacher ist eindeutig: „Wirklich zu lösen ist das Problem
mit dem Lkw-Verkehr nur, wenn die Wester- Werke ihren Standort
verlagern würden“, so Schumacher. Er habe hier bereits mehrfach das
Gespräch mit den Inhabern Harald Wester und dessen Tochter Nicola
Wester gesucht und „attraktive Alternativen“, etwa im neu zu
entwickelnden Gewerbegebiet Alfter-Nord, angeboten. Diese wurden
jedoch abgelehnt.

Entsprechend erregt reagierten die Bürger. Ein Anwohner der
Esserstraße, der selbst jahrelang 40-Tonner fuhr, schilderte, dass
seine Kollegen aufgrund der beengten Straßenverhältnisse keine
anderen Möglichkeiten hätten, als über Bürgersteige zu fahren.
„Was geben uns die Wester-Werke? Was müssen wir noch alles
ertragen?“, klagte eine andere Anwohnerin. „Wir müssen es den
Wester-Werken so unbequem wie möglich zu machen, damit sie ihr Werk
verlagern“, so eine weitere Stimme. Und ein anderer Bürger meinte
gar: „Wir parken einfach falsch, blockieren die Straße, so dass die
Lkw nicht mehr durchkommen, und das Ordnungsamt der Gemeinde drückt
ein Auge zu.“

Auch Bürgermeister Schumacher betonte, dass man es dem Unternehmen so
unbequem wie möglich machen wolle. Dies hätte bereits dazu geführt,
dass er einen Anruf von der IHK bekommen hatte, mit der Frage, weshalb
die Gemeinde Alfter „so industriefeindlich“ sei?

Um die Sicherheit der Bürger zu gewähren, soll es bauliche
Maßnahmen geben, damit Bürgersteige und Poller nicht mehr
überfahren werden. Den Vorschlag, eine neue Straße zu bauen, lehnte
Schumacher ab. Damit würde man „eine goldene Brücke“ für die
Wester-Werke bauen und ihren Standort „legitimieren“. Zudem
müssten die Gemeinde und damit die Bürger die Kosten für den Bau
tragen. Vorgeschlagen wurde auch, dass nur noch kleine Lkw die Firma
anfahren dürften. Die 40-Tonner müssten zuvor irgendwo ihre Ladung
umladen. Dadurch würden aber deutlich mehr Lkw durch die Straßen
fahren.

Laut Guido Mertens gibt es keine „1-A-Lösung“. Harald Pütz
meinte, durch den Ringverkehr würde die Situation für die Anwohner
sicherer. Um die Situation noch sicherer zu gestalten müsste „auch
mal ein Parkplatz dran glauben, eine Hecke geschnitten oder baulich
etwas verändert werden.“ Dies sorgte für Hohngelächter seitens
der Anwohner.

Im Anschluss an den Bürgerdialog tagte der Ausschuss für
Gemeindeentwicklung und nahm die Ausführungen der Kreisvertreter zur
Kenntnis. Parteiübergreifend waren sich alle einig, dass die Lösung
nur darin liegen könne, dass die Wester-Werke wegzögen. „Mehr als
eine Milderung ist nicht machbar“, sagte Barthel Schölgens (CDU).
Fridhelm Marx (SPD) forderte die Wester-Werke „unter Druck zu
setzen“ und Bernd Schürmann (UWG) kritisierte: „Die Firma Wester
lässt alle im Regen stehen. Wir müssen auch die kleinsten
Nadelstiche ausloten, um es ihnen so ungemütlich wie möglich zu
machen.“ Sandra Semrau (Freie Wähler) sah die Situation „als
völlig verfahren“ an. Sie forderte einen Mediator: „Wir können
uns als Politiker nicht nur auf die Seite der Bürger stellen, wir
müssen gemeinsam mit den Wester-Werken ausloten, was möglich ist.
Die Firma tut nichts Illegales. Warum sollte sie daher auf eigene
Kosten ihren Sitz verlagern?“ Michael Schroerlücke (Grüne) konnte
verstehen, dass die Bürger „die Nase voll haben“ und beantragte
schärfere Kontrollen für die Lkw durch das Ordnungsamt und den
möglichen Einsatz kleinerer Lkw.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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