Das Aus für die "Corona-Matte"
Friseure dürfen seit Montag ihre Läden wieder öffnen
Region - (fes) „Seit vergangener Woche steht bei uns das Telefon nicht
mehr still. Die Leute haben ihre Corona-Matte satt“, schildert Imad
Rahi, der in Alfter-Oedekoven seinen Salon „Trend & Style“
betreibt.
Montagvormittag war es soweit: Nach sechs Wochen Shutdown durften in
NRW die Friseure ihre Läden wieder öffnen. Doch vieles ist anders
als sonst und wird es wohl noch lange bleiben. Normalität sieht
anders aus. Das beginnt schon vor Imad Rahis Haarstudio. Hier müssen
die Kunden erst einmal ihre Kontaktdaten aufschreiben und schriftlich
versichern, dass sie nicht an Covid-19-typischen Krankheitssymptomen
wie Fieber, Husten, Geschmacks- oder Geruchsstörungen leiden und
natürlich auch nicht unter Quarantäne stehen.
Um eine etwaige Infektionskette nachvollziehen zu können, muss jeder
Kunde seine Kontaktdaten hinterlassen. Dann sind die Hände zu
desinfizieren. Mund- und Nasenbedeckungen verstehen sich von selbst.
Auch Rahi und sein Team tragen Schutzmasken, um ihre Kunden vor
Infektionen zu schützen. Jeder zweite Stuhl bleibt frei. So wird der
Mindestabstand von 1,50 Meter gewährt. Überall gibt es Spuckschutze,
rote Pfeile auf dem Boden markieren den Weg zu den Frisierplätzen.
Damit sich die Kunden nicht begegnen, hat sich Rahi ein Einbahnsystem
ausgedacht. Die Kunden kommen vorne durch den Haupteingang rein und
werden durch einen Hinterausgang nach draußen geleitet. Eine Tasse
Kaffee, ein Gläschen Wasser oder Zeitungslektüre zur Ablenkung? All
das gibt es aus hygienischen Gründen derzeit nicht. Auch sogenannte
„gesichtsnahe Dienstleistungen“ dürfen laut der Friseurinnung
Bonn-Rhein-Sieg nicht angeboten werden. Dazu zählen etwa die
Bartpflege oder das Färben von Wimpern und Augenbrauen.
Ist ein Kunde frisiert, werden die Stühle sofort desinfiziert, die
Werkzeuge sowieso. Eine der ersten Kundinnen am Montagvormittag war
Martina Alef. Sie kam mit ihrer Tochter Hannah: „Für mich ist das
ein tolles Gefühl, zehn Wochen ist es her, dass ich zuletzt hier war.
Normalerweise komme ich alle fünf bis sechs Wochen vorbei“. Dann
zeigt die Witterschlickerin auf ihre sich kräuselnden Nackenhaare und
lacht: „Jetzt fehlen nur noch die Nagelstudios.“
Hans G. Angrick aus Alfter hat während des Friseur-Shutdowns selber
Hand angelegt: „Ich habe mich mit einem Langhaarschneider über
Wasser gehalten, jetzt muss Herr Rahi das wieder in Form bringen“,
meint er mit einem Augenzwinkern. Für die Corona-Maßnahmen hat er
aber großes Verständnis: „Wenn ich sehe, wie die infizierten Leute
in den Krankenhäusern auf den Intensivstationen leiden, dann trage
ich lieber eine Schutzmaske, das ist das kleinere Übel, um niemanden
anzustecken.“
Gerade zwei Monate ist es her, da sah es in dem Oedekovener Salon noch
ganz anders. Da feierte Rahi hier groß seinen 50. Geburtstag mitten
in der Karnevalssession. Sämtliche Tollitäten waren gekommen,
Bürgermeister Rolf Schumacher, Freunde aus Politik und Gesellschaft
gratulierten, es war rappelvoll. Seit 19 Jahren betreibt Rahi, der vor
30 Jahren aus dem Libanon nach Deutschland kam, hier sein Haarstudio.
Wie war für ihn die Zeit der Schließung? „Eine Katastrophe“,
schildert er. „Von heute auf morgen hatten wir nichts mehr zu
tun.“ Er war auf die Soforthilfen des Landes angewiesen, um die
laufenden Kosten zu decken. Seine Mitarbeiterinnen hatte er in
Kurzarbeit geschickt, zwei Aushilfen mussten zu Hause bleiben.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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