Fahrradklimatest im Vorgebirge
Keine guten Noten für Alfter und Bornheim
Alfter/ Bornheim - (fes) Die Ergebnisse der aktuellen Fahrradklimatests – ermittelt
durch den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) – sind da. Alfter
und Bornheim schnitten zwar besser ab als bei den Umfragen vor zwei
Jahren, doch es sei noch „viel Luft nach oben“, wie Hans Peter
Müller, Ortsgruppensprecher des Alfterer ADFC betonte. Stefan Wicht
vom Bornheimer ADFC spricht gar von „katastrophalen Zuständen“
und „strategischen Fehlern“.
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Für Alfter wie Bornheim gilt: Radfahrer fühlen sich im
Straßenverkehr sehr unsicher. Daher richten sich die Hoffnungen auf
die Rad-Pendler-Route, die die beiden Vorgebirgskommunen mit der Stadt
Bonn verbinden soll: „Hätten wir sie heute schon, hätten wir noch
besser abgeschnitten“, ist sich Hans Peter Müller sicher. Stefan
Wicht fordert den Bornheimer Stadtrat auf, hier Druck zu machen:
„Sieben Jahre für einen in Bornheim drei Kilometer langen Radweg
sind nicht angemessen, sondern ein Armutszeugnis.“
Die Ergebnisse im Überblick
Alfter: Note 3,85. Die Alfterer Auswertungen belegen zwar, dass
sich die Situation insgesamt in der Gemeinde verbessert habe und dass
den Radfahrenden das Radfahren Spaß mache, doch das Gros fühle sich
laut Hans Peter Müller nicht sicher und wohl auf den Straßen.
Bemängelt werden vor allem die Größe, der Zustand und die Qualität
der Radwege. Dennoch: Mit einer Durchschnittsnote von 3,85 hat sich
das Fahrradklima im Vergleich zu 2020 mit der Note 4,12 verbessert.
Im Ranking mit den anderen Kommunen vergleichbarer Größe schnitt
Alfter besser ab als beim letzten Mal – sowohl auf Bundes-, als auch
auf Landesebene. Mit der Note „gut“ (2,7) bewerteten die
Teilnehmer etwa die Ausschilderung der Radrouten. Die Infrastruktur
des Radverkehrsnetzes und die Erreichbarkeit des Alfterer Ortszentrums
wurde mit der Note befriedigend beurteilt. Eine knappe „vier“ gab
es jeweils für die Breite der Radwege und die Fahrradmitnahme im
öffentlichen Nahverkehr. Größtes Konfliktpotential herrscht nach
wie vor zwischen Pkw-Fahrern und Radfahrern. Zudem kritisierten viele
Pedalritter die „Hindernisfreiheit“ der Radwege. Hierfür gab es
ebenfalls nur ein „ausreichend“.
Verbesserung könnten hier Fahrradstraßen bringen, für die sich die
Fraktion der Grünen in der jüngsten Sitzung mit einem Antrag im
Mobilitätsausschuss stark gemacht hatte. Fahrradstraßen würden sich
baulich nicht von anderen Straßen unterscheiden und vorhandene
Straßen könnten problemlos als solche ausgewiesen werden,
argumentierte Grünen-Politiker Michael Schroerlücke. Eine
Fahrradstraße sei grundsätzlich dem Radverkehr vorbehalten. Für
Autofahrer gelte ein Tempolimit von 30 km/h, zudem dürften
Pedalritter nebeneinander fahren und der Radverkehr darf weder
behindert, noch gefährdet werden. Einstimmig beschlossen die
Politiker diesen Antrag, der nun vom Kreisverkehrsamt geprüft wird.
Wie wichtig den Alfterern das Thema Radinfrastruktur sei, zeige laut
Müller die im Vergleich zu anderen Kommunen die große Zahl an
Teilnehmern am Klimatest. Nahmen 2018 insgesamt 110 Bürger an der
Umfrage teil, waren es in diesem Jahr 131, was einer Steigerung von 19
Prozent entspreche.
Bornheim: Note 4,2. Bornheim belegt den 352. von 415 Plätzen
bei den Kommunen zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern und konnte sich
leicht von 4,5 auf 4,2 verbessern. Die beste Note (2,9) gab es für
die Öffnung von Einbahnstraßen und für das Angebot sich öffentlich
Fahrräder und E-Bikes auszuleihen sowie die bessere
Strecken-Ausschilderung (Note befriedigend). Mit einem klaren
„mangelhaft“ bewerteten die Pedalritter jeweils die Oberfläche
und die Reinigung der Radwege sowie die Führung entlang von
Baustellen. Konkret bemängelt wurden die zahlreichen Schlaglöcher
und aufbrechende Baumwurzeln auf den Radwegen, viele verschmutzte Wege
beim „Grünen C“, verdreckte und zugeparkte Radwege. Viele Radler
fühlen sich daher im Straßenverkehr äußerst unsicher und gaben
hierfür bisweilen sogar die Note „ungenügend“.
Zudem gibt es gibt keinen Radweg durch die Bornheimer Innenstadt und
in der Königstraße, wo man teilweise gegen die Einbahnstraße fahren
kann, ist der Mindestabstand mit 1,50 m nicht einzuhalten. Bei den
Feld- und Wirtschaftswegen wird beklagt, dass diese oft
verbotenerweise von Pkw benutzt werden.
Stefan Wicht sprach zudem von einem „strategischen Fehler“, dass
bei den aktuellen Bebauungsplänen Radwege nicht von vorneherein mit
eingeplant werden: „Es ist immer schwieriger, nachträglich Radwege
zu bauen und miteinander zu verknüpfen als sie gleich mit zu
planen.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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