Und die Eiche wird doch gefällt
Kreis erteilte die Baugenehmigung
Alfter - (fes) Nun steht es fest: Das Bauaufsichtsamt des Rhein-Sieg-Kreises
hat die Baugenehmigung für das geplante Mehrfamilienhaus mit sieben
geförderten Mietwohnungen am Strangheidgesweg in Alfter erteilt.
Damit wird auch die rund 80 Jahre alte Eiche, für deren Erhalt sich
viele Anwohner in der Vergangenheit stark gemacht haben, gefällt
werden.
Eine Liste mit gut tausend Unterschriften hatten Vertreter der
Bürgerschaft im vergangenen Herbst an Bürgermeister Rolf Schumacher
(CDU) überreicht, um für den Erhalt des Baumes zu kämpfen.
„Es liegen keine baurechtlichen Hinderungsgründe mehr für die
abschließende Baugenehmigung vor, nachdem das Einvernehmen der
Gemeinde erklärt wurde, die geforderten Nebenbestimmungen aufgenommen
wurden und das Artenschutzgutachten für die zu fällende Eiche
vorliegt“, heißt es in einer Erklärung des Kreises.
Die Genehmigung wurde unmittelbar nach der jüngsten Sitzung des
Alfterer Gemeindeentwicklungsausschusses erteilt. Mehrheitlich mit den
Gegenstimmen der Freien Wähler Alfter (FWA) gaben die Politiker ihr
Einvernehmen, dass das Bauvorhaben nun realisiert werden kann.
Zuständig für Baugenehmigungen von kreisangehörigen Gemeinden wie
Alfter ist der Rhein-Sieg-Kreis. Verwaltung und Politik können sich
allerdings dazu äußern, Vorschläge unterbereiten und ihr
Einvernehmen erteilen oder nicht. Diese Entscheidung kann der Kreis
mit berücksichtigen. Der Investor hatte das Grundstück von der
Gemeinde vor drei Jahren nach einem entsprechenden Ratsbeschluss
gekauft. Ursprünglich sollten hier Wohnungen für Menschen mit
Behinderung entstehen. Der Träger zog sich jedoch zurück, nachdem er
in einer Anwohnerversammlung auf massive Kritik stieß und sich laut
Bürgermeister Rolf Schumacher damals „nicht willkommen fühlte.“
Im weiteren Verlauf plante der Investor hier günstigen Wohnraum zu
bauen, wofür die alte Eiche gefällt werden muss.
Zuletzt sah sich Schumacher mehrfach in der Kritik genau dieses nicht
explizit in den Gremien thematisiert zu haben. Kritik kam auch auf,
dass die Grundstücke zu günstig verkauft worden seien. Dies stritt
der Bürgermeister wiederholt ab und verwies auf entsprechende
Vorlagen und Fotos, aus denen alles erkenntlich gewesen sei.
Beinahe hätte es doch noch eine Wende zugunsten der Eiche geben
können. Der Investor machte Druck, zügig das gemeindliche
Einvernehmen für den Bau der Wohnungen zu erteilen. Ansonsten
favorisiere er laut Ausschussvorlage „angesichts des bisherigen
langwierigen Verfahrens einen Verkauf des Grundstückes an einen
privaten Dritten.“ Dem Vorhabenträger zufolge gebe es
Interessenten, die das Grundstück erwerben wollten, um hier ein
Einfamilienhaus zu bauen. Dann könnte auch die Eiche stehen bleiben.
Für die Politiker war dies jedoch keine Alternative. Einstimmig fiel
zudem das Votum aus, dass sowohl die Gemeinde, als auch der Investor
freiwillig jeweils sieben Ersatzbäume pflanzen werden.
Alle Fraktionen, bis auf die Freien Wähler, wägten ab zwischen
dringend erforderlichem, bezahlbarem Wohnraum in Alfter und
Naturschutz. Da zum Ausgleich 14 Bäume gepflanzt werden, stimmte man
schließlich zugunsten der nun entstehenden Wohnungen. Aus Sicht der
Freien Wähler wurde hier jedoch eine „Chance vertan“, wie Bolko
Graf Schweinitz in einer Presseerklärung schrieb. Denn den Freien
Wählern (FWA) zufolge hätte es einen dritten Weg gegeben: Einen
Bebauungsplan im beschleunigten Verfahren. „Damit hätte man den
Baukörper des Mehrfamilienhauses anders platzieren und damit die
Eiche erhalten können. Der Konflikt wäre so mit maximal bestem
Ergebnis für Mensch und Natur gelöst. Es ist traurig, dass die Eiche
jetzt letztendlich unnötigerweise gefällt wird. Die Verwaltung zeigt
sich hier leidenschaftslos für die Belange des Naturschutzes“, so
Graf Schweinitz weiter.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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