Die Vorlese-Oma kommt!

Maria Contzen (88) liest den Kindergartenkindern vor

Alfter - (fes). Ganz schön aufgeregt waren die vier Kinder des
Awo-Kindergartens „Sonnenblume“: Sofort und mit großer
Begeisterung nahmen sie ihre „Vorlese-Oma“ Maria Conzen in
Beschlag. Maria Conzen ist 88 Jahre alt, wohnt seit fünf Jahren in
direkter Nachbarschaft zu den „Sonnenblumen“-Pänz im
Seniorenzentrum St. Elisabeth in Alfter-Oedekoven.

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Seit vergangenem Herbst ist Contzen, die früher im öffentlichen
Dienst bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn arbeitete, nun
Vorleseoma. Wie es dazu kam? Sandra Lütz, Fachkraft für den Bereich
Sprach-Kita (einem Bundesprogramm zur Sprachförderung) an der
„Sonnenblume“ trat mit dieser Idee an das Seniorenzentrum heran:
„Als wir gefragt wurden, ob wir nicht jemanden wüsste, der den
Kindergartenkindern ehrenamtlich vorlesen möchte, dachten wir sofort
an Maria Conzen“, erklärte Claudia Büchler, Leitung der Abteilung
Sozialer Dienst an St. Elisabeth.
Maria Conzen war ebenfalls sofort angetan von der Idee. Viele Jahre
lang spielte sie in einem katholischen Jugend-Laientheater mit. Mit
diesem Ensemble zog sie durch die Region und schrieb für die Gruppe
auch die Texte selber. „Jetzt geht es leider gesundheitlich nicht
mehr“, bedauert die Seniorin. Sie findet es auch schade, dass sie
selber keine eigenen Kinder hat. Umso größer ist ihre Freude, den
Kindern einmal in der Woche vorzulesen und dabei auch ihre Erfahrungen
aus der Theaterarbeit mit einzubringen. „Es macht mir sehr viel
Spaß Kindern etwas vorzulesen. Sie sind mit Feuereifer dabei. Man
kann sie begeistern, aber sie sind auch kritisch und lassen sich nicht
so einfach etwas vormachen“, schildert Conzen. Für sie - aber auch
für die Bewohner des Seniorenheimes - sind die Vorleserunden eine
willkommene Abwechslung im Alltag. Denn mittlerweile hören auch
Bewohner des Heimes zu. Besonders beliebt sind bei den Kindern
Tiergeschichten. Dabei liest Maria Conzen nicht einfach nur vor. Sie
bezieht die Mädchen und Jungen auch mit ein, zeigt ihnen die Bilder
aus den Büchern und stellt Fragen.
Für ihre Vorleserunde nimmt sich Maria Conzen bereits im Vorfeld viel
Zeit. Sie lässt sich von den Erzieherinnen der Kita die Bücher vorab
geben und bereitet sich vor: „Man sagt ja, der Ton macht die
Musik“, erklärt Maria Conzen. „Umso wichtiger ist es beim
Vorlesen für die richtige Betonung zu sorgen, denn Kinder sind sehr
kritisch.“
Doch Maria Conzen liest nicht nur vor. Beliebt sind auch ihre
Memory-Turniere mit den Mädchen und Jungen und den älteren Damen und
Herren. In der Regel gewinnen übrigens die Pänz die Memory-Turniere,
verrät Maria Conzen. Die Eltern bringen die Kinder gerne ins
Altenheim. So lernen sich die Generationen untereinander besser kennen
und verstehen, erläutert Claudia Büchler. Generell setzt das
Seniorenzentrum schon länger auf , die ältere und jüngere Menschen
zusammenzubringen. So gibt es beispielsweise Malkurse, an denen
Senioren und Kindergartenkinder gemeinsam teilnehmen. Geleitet werden
diese Kurse von der Vorsitzenden des Kulturkreises Alfter, Eugenie
Hellmann.
Bleibt zum Schluss noch die Frage, was denn die jungen Leseratten am
liebsten hören? Spontan fallen Titel wie „Feuerwehrmann Sam“,
„Henriette Bimmelbahn“ oder der „Regenbogenfisch“. Die
Vorleselektüre dürfte Maria Conzen also nicht ausgehen...