Alfter startet in die Zukunft
Städtebauliches Entwicklungskonzept beginnt
Alfter - (fes). Manch einer hatte sich konkrete Ideen gewünscht, doch die
gab es nicht. Das war auch nicht Anlass der Bürgerversammlung zur
Entwicklung des Alfterer Ortskerns. Vielmehr ging es Bürgermeister
Rolf Schumacher darum den Startschuss für das Integrierte
städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) zu geben.
Zudem übergaben Vertreter der Alanus Hochschule ihre Dokumentation
zur Bürgerwerkstatt „Himmel und Ähd“. Spätestens im November
soll es soweit sein. Dann soll der Förderantrag für das ISEK
vorliegen, um Fördergelder des Landes NRW zur Umgestaltung des
Alfterer Ortskernes zu beantragen. Auf der einen Seite scheint der
Zeitraum knapp bemessen, langfristig gesehen könnte den Alfterern
sogar die Zeit davon laufen, denn gut fünf Jahre soll es dauern, bis
das Gesamtkonzept umgesetzt sein wird.
Ein langer Zeitraum, vor allem für die örtlichen Gewerbetreibenden.
Denn schon jetzt gestaltet sich die Situation für viele
Geschäftsleute kritisch und es gibt Leerstände rund um den
Herrenwingert zu beklagen. Zudem ist bereits wertvolle Zeit
verstrichen, seit 2013 Grünen-Politikerin Sonia Theimann und der
Ortsausschuss den Anstoß gaben, Alfters gute Stube zukunftsfähig zu
machen.
Rund hundert Bürger kamen zu der Bürgerversammlung im Katholischen
Pfarrzentrum, bei der Bürgermeister Rolf Schumacher den Startschuss
für das ISEK gab. Über Verlauf und Planungen informierte Helmut O.
H. Hardt, Ingenieur und Geschäftsführer des von der Gemeinde
beauftragten Planungsbüros StadtUmBau aus Kevelaer. Zuvor waren
allerdings Professor Benedikt Stahl und Professor Florian Kluge vom
Fachbereich Architektur der Alanus Hochschule an der Reihe, um den
rund hundert Teilnehmern die Ergebnisse der im vergangenen Jahr
durchgeführten Bürgerwerkstatt zu präsentieren.
Architekturstudenten hatten zunächst mit der Kunstaktion „Himmel
und Ähd“ für Aufsehen gesorgt, bei der sie den Herrenwingert einen
Sonntag lang mit Silberfolie auslegten und der Platz für den
Pkw-Verkehr gesperrt war. Daraufhin hatten die Alfterer zu mehreren
Terminen Gelegenheit ihre Ideen und Wünsche für die Neugestaltung
des Ortskernes einzubringen. Grundsätzlich – da waren sich alle
Beteiligten einig – handelt es sich bei dem Herrenwingert um einen
Platz mit einer „Nutzungskonkurrenz“. Auf der einen Seiten wolle
man mehr Aufenthaltsqualität im Stile einer italienischen Piazza, so
Stahl und Kluge, auf der anderen Seite ausreichend Parkplätze, um die
Ärzte und Geschäfte zu erreichen. Wie sehr die Zeit drängt, machten
Kirsten Mohr, Betreiberin des Edeka-Marktes, und Gabi Haag,
Vorsitzende des Gewerbevereins und Inhaberein eines Fotogeschäfts im
Atrium am Rande des Herrenwingerts, deutlich. Laut Haag habe es
Interessenten gegeben, die sich in zwei leer stehende Geschäftsräume
einmieten wollten. Sie bekamen jedoch von den Banken keine Kredite,
weil diese den Standort Alfter als nicht kreditförderungswürdig
bewerteten. Kirsten Mohr bekennt sich zwar weiterhin zum Standort
Alfter und hat im vergangenen Jahr den Mietvertrag für ihren
Supermarkt um weitere fünf Jahre verlängert. Mit 750 Quadratmetern
Verkaufsfläche sei dieser jedoch deutlich zu klein. Die
durchschnittliche Fläche eines Edeka-Marktes betrage heute mindestens
1.200 Quadratmeter. Zudem sei bereits das erste Jahr der
Vertragsverlängerung abgelaufen, so dass ihr nur noch vier Jahre
blieben. Diese Entwicklung betrachtet auch Bürgermeister Rolf
Schumacher mit Sorge: „Wir brauchen hier einen zukunftsfähigen
Ankerbetrieb wie den Edeka, wenn Sie sich anschauen, was um uns herum
in Tannenbusch, Dransdorf und Roisdorf alles passiert.“ Eine
Möglichkeit wäre der Abriss der in den 70er Jahren gebauten
Schulturnhalle, die energetisch nicht mehr finanzierbar ist. Eine
Mehrzweckhalle könnte an dieser Stelle gebaut werden. Unten könnten
der Edeka und weitere Geschäfte einziehen, die obere Etage stünde
dann für Vereine, den Schulsport und Veranstaltungen zur Verfügung.
Im Gebäude des jetzigen Edeka-Marktes könnte möglicherweise ein
Drogeriemarkt unterkommen.
Schnell handeln könnten allerdings Eigentümer der etwa hundert
Höfe, die es in Alfter gibt, erläuterte Hardt. Sie könnten sich
unabhängig vom ISEK um Fördergelder für die Fassaden- und
Hofgestaltung bewerben und somit das Ortsbild aufwerten.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.