Wie geht's weiter am Herrenwingert?
Umgestaltung beginnt am 4. Oktober 2021
Alfter - (fes) Am 4. Oktober 2021 geht es los. Dann wird die Baustelle zum
Bau der Kultur- und Sporthalle in Alfter eingerichtet – der erste
Schritt zur Umgestaltung des Herrenwingerts zu einer neuen „Grünen
Mitte“. Dies teilten kürzlich Bürgermeister Rolf Schumacher (CDU)
und Bauamtsleiterin Bianca Lorenz an einem Infostand der Gemeinde am
Herrenwingert mit. Zusätzlich informierte Vize-Bürgermeisterin Luise
Wiechert die Bürgern bei einem Infoabend der CDU Alfter über den
Baubeginn.
Gleichzeitig gab es gute Nachrichten für die alten Lindenbäume:
Maximal ein bis zwei Bäume müssen gefällt werden, mindestens acht
bleiben stehen. Das beauftragte Architekturbüro Königs aus Köln
hatte ursprünglich als Interims-Zuwegung eine Trasse vorgeschlagen,
die unmittelbar vor dem katholischen Pfarrheim auf den Herrenwingert
führt. Dies sorgte vor allem bei den Freien Wählern für erhebliche
Kritik im Ausschuss für Gemeindeentwicklung, weil dafür der alte
Baumbestand hätte weichen müssen. Auch andere Fraktionen schlossen
sich dieser Kritik an. In einer interfraktionellen Runde wurde nun von
der Gemeinde eine alternative Wegeführung vorgestellt. Diese wird
notwendig, da die bisherige Zufahrt auf den Dorfplatz wegen der
Baustelle abgekappt werden muss.
Die Interimsstraße wird in zwei Schritten eingerichtet, wie
Ortsvorsteher Norbert Lehna erläuterte. Zunächst wird es von der
Straße „Am Herrenwingert“ aus einen einfachen Behelfsweg geben,
der quer über die Festwiese verläuft. Dieses Provisorium soll zwei
bis drei Wochen bestehen. In der Zwischenzeit wird parallel dazu
Richtung Pfarrheim die eigentliche neue knapp sieben Meter breite
Zuwegung mit einem festen Untergrund errichtet, die dann für die
komplette Bauzeit, also voraussichtlich bis 2026/2027 bestehen bleiben
wird. Das erste Provisorium wird dann wieder zurückgebaut. 17
Parkplätze werden in der Bauphase dafür verloren gehen. So entfällt
der Standstreifen entlang des Schlossparks auf der Straße „Am
Herrenwingert“, wo etwa fünf Pkw abgestellt werden können. Dies
ist notwendig, damit Lkw die Schleppkurven nehmen können. Weitere 12
Stellflächen entfallen auf dem Herrenwingert selbst. Gleichzeitig
wird geprüft, ob die Bauarbeiter ihre Fahrzeuge entlang der
Interimsroute auf der Festwiese abstellen können.
Busse fahren auf „Kirmesroute“
Auch für Nutzer der Linienbusse kommt es während der Bauphase zu
Änderungen. Der Herrenwingert wird nicht mehr direkt angefahren. Die
Busse verkehren über die sogenannte „Kirmesroute“, also jene
Strecke, die sich bereits während der beiden jährlichen Kirmesfeste
bewährt hat. Von der Haltestelle der Stadtbahnlinie 18 (Alfter/Alanus
Hochschule) kommend fahren die Busse die Bahnhofstraße hinauf über
den Roisdorfer Weg und die Kronenstraße und dann die Bahnhofstraße
wieder hinunter zur Linie 18. Reisende zum Herrenwingert steigen
künftig an einer Ersatzhaltestelle am Evangelischen Gemeindezentrum
direkt gegenüber dem Herrenwingert aus.
Das Thema Parkplätze brannte sowohl den Anwohnern, als auch einigen
Gewerbetreibenden unter den Nägeln. Nach Fertigstellung der Sport-
und Kulturhalle 2023 soll ein Jahr später der Bau einer
„Martkhalle“ erfolgen, ein Gebäude, in dem ein Vollsortimenter
und mehrere kleinere Geschäfte untergebracht sind. Auf dem Dach
entstehen Wohnungen. Die oberirdischen Parkplätze sollen in einer
Tiefgarage verschwinden. Sowohl für den Bau der „Markthalle“, als
auch für die Tiefgarage wird die Gemeinde noch einen Investor suchen.
Ursprünglich hatte Kirsten Mohr, die seit 17 Jahren am Herrenwingert
den Edeka-Markt betreibt, vor in das neue Geschäftsgebäude
umzuziehen, da die Verkaufsfläche an dem bisherigen Standort zu klein
und nicht mehr zeitgemäß ist. Mittlerweile hat die Unternehmerin auf
Raten der Edeka davon Abstand genommen und möchte in dem bisherigen
Gebäude bleiben.
Heutzutage plane die Einzelhandelskette bei neuen Geschäften mit
einer Nettoverkaufsfläche von rund 1.500 Quadratmetern. Für den
geplanten Neubau werde aber gerade einmal von einer
Gesamt-Verkaufsfläche von 1.200 Quadratmetern ausgegangen, die dann
noch mit kleineren Geschäften geteilt werden müsste. Der bisherige
Edeka-Markt ist rund 750 Quadratmeter groß, in der „Markthalle“
wäre damit höchstens eine zusätzliche Verkaufsfläche von 300 bis
400 Quadratmeter möglich, erklärte Kirsten Mohr. Dies bedeute keinen
„nennenswerten Mehrwert“ für die Kunden und auch keine
großartige Sortimentserweiterung. Für sie sei dies mit
wirtschaftlichen Risiken verbunden. Sie sieht es auch kritisch,
sämtliche Parkplätze unterirdisch zu verlegen: „Aktuell sind wir
für die Anwohner perfekt erreichbar.“ Kirsten Mohr regte an,
zumindest einige oberirdische Kurzzeitparkplätze auszuweisen. Diese
Idee wird laut Norbert Lehna auch in die künftigen Planungen mit
aufgenommen. Luise Wiechert wies darauf hin, dass die Gemeinde hinter
dem Schloss 20 kostenlose Parkplätze angemietet hat. Von dort aus sei
der Herrenwingert in fünf bis zehn Minuten fußläufig gut
erreichbar.
Zudem betonte die stellvertretende Bürgermeisterin, wie wichtig es
sei, für einen modernen, attraktiven Ortskern zu sorgen, mit all den
Einschränkungen, die auf Bürger und Geschäftsleute zukommen werden
in den kommenden Jahren: „Wir arbeiten hier am offenen Herzen
unseres Dorfes. Aber sind wir nicht hellwach, stehen wir in zehn
Jahren ohne Geschäfte da – und das vor dem Hintergrund einer älter
werdenden Bevölkerung. Und damit meine ich nicht die, die jetzt schon
alt sind, sondern unsere Generation.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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