Die neue Gemeinde
Vortrag über die Geburtsstunde von Alfter
Alfter - (fes) Am 1. August 1969 entstand durch die Neugliederung des Bonner
Raumes die neue Gemeinde Alfter. Als Zeitzeuge mit dabei war Engelbert
Szkwortz, Ende der sechziger Jahre Verwaltungsmitarbeiter in Duisdorf
und zuletzt bis 2011 stellvertretender Behördenleiter der Gemeinde
Alfter. Über die Anfangsjahre berichtet er am 8. Mai um 19 Uhr im
Alfterer Rathaus in einem Vortrag.
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Bei der Bezeichnung „Zeitzeuge“ muss Engelbert Szkwortz ein wenig
schmunzeln. Der 72-Jährige Witterschlicker war Anfang 20, als er
Mitarbeiter im Amt Duisdorf war. Genau in diese Zeit fiel die
kommunale Neugliederung des Bonner Raumes vor 50 Jahren. Er erlebte
die Entwicklungen hautnah. Das Besondere damals: Während es andere
Kommunen des ehemaligen Landkreises Bonn in etwa so schon gab, wie man
sie heute kennt, fanden sich die selbstständigen Gemeinden Alfter,
Gielsdorf, Oedekoven, Impekoven und Witterschlick (mit
Volmershoven-Heidgen) auf einmal in einem komplett neuen kommunalen
Gebilde wieder, der heutigen Gemeinde Alfter. Aus dem damaligen
Amtsbezirk Duisdorf, dem elf Gemeinden angehörten, wurden sechs Bonn
zugeschlagen, aus den anderen entstand die Gemeinde Alfter. Proteste
waren angesagt. Vor allem die Witterschlicker konnten sich mit der
neuen „Großgemeinde“, wie sie damals hieß, nicht anfreunden. Man
sprach von „Okkupation“ und hatte damals die Vision gemeinsam mit
Duisdorf und Lengsdorf die „Hardtbergstadt“ zu gründen, denn man
wollte weder zu Bonn noch zu Alfter: „Diesen Happen würde der
Bonner Löwe gerne schlucken“, lautete ein Slogan der Gegner der
Neugliederung. Ohne Erfolg. Besagte „Hardtbergstadt“ sollte es
bekanntlich nie geben. Und so ging es weiter: Räte wurden aufgelöst,
es entstanden auch Feindschaften, heftige politische Diskussionen
wurden geführt. „Bis heute ist die B 56 eine Mentalitätsgrenze“,
meint Engelbert Szkwortz, „Witterschlick musste die Kröte schlucken
und hieß nun Alfter-Witterschlick.“ Für Szkwortz war das Gesetz
der Neugliederung „handwerklich gut gemacht.“
Eine der größten Herausforderungen am Anfang: Die junge Kommune
hatte bislang kein Rathaus. Verwaltet wurden die fünf kleinen
Gemeinden bislang vom Amt Duisdorf aus. Auch personell musste die
Verwaltung neu aufgestellt werden. Es gab auch keine Behörden, kein
Archiv, keine Bauaufsicht und auch kein Jugendamt. Neue Ortsschilder
mussten ebenfalls her. Straßennamen mussten geändert werden. So gab
es beispielsweise in der neuen Gemeinde zwei Mal eine Bahnhofstraße.
Am 9. November kam es zur ersten Kommunalwahl, aus der Heinrich Arenz
(CDU) als Bürgermeister hervorging: „Alle wollten, dass die
Gemeinde vorankommt und dass sie eine gute Chance hat, obwohl die
Ortschaften so verschieden waren. Das war eine enorme Leistung“,
schildert Szkwortz. Das Kuriose: Weil es noch kein Rathaus gab, zogen
die Mitarbeiter provisorisch in Verwaltungsbaracken in Duisdorf ein.
Alfter wurde also in den ersten Jahren als Notlösung von „fremden
Gebiet“ aus verwaltet. Ratssitzungen hielt man in verschiedenen
Kneipen und Gaststätten ab. Daher stellte sich rasch die Frage nach
einem Standort für das Rathaus. Ein Argument: Möglichst zentral
sollte es stehen. Man einigte sich schließlich auf Oedekoven. Gebaut
wurde mitten auf der grünen Wiese. Im Februar 1975 konnte das Rathaus
bezogen werden. Errichtet wurde das 5,5 Millionen D-Mark teure
Gebäude aus einem Mix aus Beton, Holz und schwarzen Rahmen.
Architektonisch erinnert das Rathaus übrigens an ein anderes
prominentes Verwaltungsgebäude in der Region, das ehemalige
Bundeskanzleramt in Bonn. Der Grund: Die Planungsgruppe Stieldorf, ein
Bonner Architektenbüro, das von den sechziger bis in die neunziger
Jahre bestand, wurde mit dem Bau beauftragt. Die Gruppe zeichnete für
zahlreiche Verwaltungs- und Ministeriumsgebäude in dieser Zeit
verantwortlich. Zeitzeuge Engelbert Szkwortz hat jede Menge zu
erzählen aus den Anfangsjahren. Auch so manch kuriose Anekdote wird
er am Mittwoch präsentieren. Aber – die wollte er vorab nicht in
der Zeitung gedruckt sehen... „Ich möchte meine Zuhörer mit der
ein oder anderen Geschichte überraschen.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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