Schönes Zuhause gesucht
Wohnraum für Schutzsuchende in Alfter gesucht
Alfter - (fes) Bezahlbarer Wohnraum ist knapp in den Kommunen im
Rhein-Sieg-Kreis. Auch in Alfter. Sozialamtsleiter Markus Jüris
spricht von einem „absoluten Vermietermangel“. Vor allem
bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware. Betroffen sind hiervon auch
Flüchtlinge, die dringend auf der Suche nach einer adäquaten Bleibe
sind außerhalb der Übergangsheime und Wohncontainer.
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133 Frauen, Männer und Kinder leben derzeit in diesen Einrichtungen
(Stand 1. November). Verglichen mit 2015/2016, als die sogenannte
„Flüchtlingswelle“ ihren Höhepunkt erreicht hatte, ist die Zahl
deutlich zurückgegangen. Damals waren es bis zu 550 Personen pro
halbem Jahr. In den vergangenen Monaten bekam die Gemeinde Alfter gar
keine Schutzsuchenden mehr zugewiesen, im November waren es laut
Jüris nur noch vier.
Dennoch: Die Menschen brauchen ihre Privatsphäre – auch, oder
gerade in Zeiten von Corona, wo sich ein Großteil des Alltags zu
Hause abspielt. Heike Reis vermittelt seit Mai 2019 für die
Verwaltung zwischen privaten Vermietern und wohnungssuchenden
Flüchtlingen und informierte nun gemeinsam mit Markus Jüris und Elke
Friedrich, Engagementförderin der Pfarreiengemeinschaft Alfter, und
Diakon Martin Sander als Vertreter des ökumenisch organisierten
Asylkompasses Alfter über die aktuelle Situation.
Zunächst einmal gelte es gegen Vorbehalte anzukämpfen: „Wenn ich
die Menschen nicht kenne, kann ich keine Vorurteile abbauen. Daher
liegt es uns sehr am Herzen, Menschen zusammenzubringen. Das geht auch
coronakonform“, betont Elke Friedrich. „Beschnuppern unter
Corona-Bedingungen“ nennt dies Martin Sander. So bieten die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Asylkompasses Kennenlerntermine
an, etwa im privaten Rahmen oder im „Treffpunkt“ der katholischen
Pfarrgemeinde St. Lambertus in Witterschlick.. Hand in Hand arbeiten
die evangelische und katholische Kirchengemeinde in Alfter mit Heike
Reis von der Gemeindeverwaltung. Sie sucht nicht nur nach geeignetem
Wohnraum, sie vermittelt auch und steht beiden Seiten stets für
Fragen zur Verfügung: „Mit dem Einzug ist meine Arbeit nicht
beendet.“
Vieles laufe laut Heike Reis über persönliche Kontakte,
Internetrecherchen seien eher schwierig. Manch ein Vermieter würde
gerne an Flüchtlinge vermieten, scheue aber Martin Sander zufolge den
bürokratischen Aufwand. Hier seien die Helfer vom Asylkompass und
Heike Reis die geeigneten Ansprechpartner, die schnell und individuell
unter die Arme greifen.
Familien mit Kindern leiden am meisten unter den beengten
Wohnverhältnissen in den Interimsunterkünften, schildert Jüris.
Schulkinder finden oft nicht die nötige Ruhe, um ihre Hausaufgaben zu
erledigen. Oft bekommen Kinder auch keine Besuche, weil sich ihre
Freunde nicht mit ihnen in den Übergangsheimen treffen wollen. Das
erschwere die Integration. „Daher ist es unser vorrangiges Ziel
Familien hier raus zu bekommen.“
Bürgermeister Rolf Schumacher (CDU) hatte vor einigen Jahren ein
Akutprogramm zur Wohnraumbeschaffung initiiert, das auch von den
politischen Gremien angenommen worden ist. In Abstimmung mit der
gemeindeeigenen Wohnungsbaugesellschaft werde, wo möglich,
entsprechender Wohnraum zur Verfügung gestellt. Dies ist auch für
Neubaugebiete, etwa dem Buschkauler Feld in Witterschlick vorgesehen.
Diese Wohnungen stehen aber nicht nur Geflüchteten, sondern generell
Menschen mit einem geringen Einkommen zur Verfügung, erklärte
Jüris. Ein Beispiel seien die neu gebauten Mehrparteienhäuser an der
Châteauneufstraße in Oedekoven. Hier sind in den vergangenen Monaten
auch 28 Wohnungen entstanden, die an Mieter mit einem
Wohnberechtigungsschein vermietet worden sind. Auch einige
Flüchtlinge kamen dort unter.
Seit Mai 2019 konnte Heike Reis übrigens neun Familien, insgesamt 28
Personen, vermitteln. Sie ist auch bei den Besichtigungen der
Wohnungen dabei: „Teil unseres Betreuungskonzeptes ist es Vertrauen
zu schaffen und Barrieren abzubauen“, schilderte
Reis.Sozialamtsleiter Jüris unterstrich, wie wichtig ihre Stelle ist:
„Ohne ihre Mitarbeit hätten wir das alleine nicht hinbekommen.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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