Trittsteinhabitate
Am Korfer Berg wurden zwei Trockenmauern errichtet
Rommersdorf/Bondorf - Am Korfer Berg in der Nähe der Aussichtsplattform Schaaffhausenkanzel
gibt es zwei neue Trockenmauern aus geschichteten Natursteinen. Die
klassische Trockenmauer sowie die Zyklopenmauer aus größeren Steinen
wurden vom Naturschutzgroßprojekt „chance 7“ des
Rhein-Sieg-Kreises und der Stadt Bad Honnef errichtet, um seltenen
heimischen Tier- und Pflanzenarten ein Lebensumfeld zu bieten. Fabiano
Pinto, Geschäftsbereichsleiter Städtebau der Stadt Bad Honnef, sagte
bei der Besichtigung nach der Fertigstellung: „Ich spreche ein
großes Lob für die Mitarbeitenden von chance7 aus für die
Abstimmung der Maßnahme und für die reibungslose Abwicklung. Ich
schätze den hohen Anspruch, der dahintersteckt. Das Resultat spricht
für sich. Die nachhaltige landschaftliche Pflege des Korfer Berges,
die Maßnahmen von chance7 sind ein aktiver Baustein der Stadt Bad
Honnef für Natur- und Klimaschutz“.
Dr. Christoph Rothenwöhrer, Projektleiter bei chance7, erklärt, wozu
die beiden Mauern nützlich sind: Sie dienen als warme, sonnige
Trittsteinhabitate, was bedeutet, dass sich dort Eidechsen für eine
gewisse Zeit einfinden, bevor sie weiterziehen. Ist eine Population
zu groß geworden, werden die männlichen Jung-Eidechsen von ihren
Artgenossen vertrieben und gehen auf Wanderschaft auf der Suche nach
geeigneten Lebensräumen, die Habitate genannt werden. Ziel von
chance7 ist es, in der Region einen Biotopverbund entstehen zu lassen.
Die trockenwarmen Lebensräume entlang der Rheinhänge und des
Siebengebirges werden über einen Offenkorridor verbunden. Die
isolierten Tier- und Insektenvorkommen werden miteinander vernetzt,
ein genetischer Austausch wird gefördert.
Gewinner sind aber auch die Wildbienen und Wespenarten. Schon wenige
Zeit nach dem Ende der Bauarbeiten am Korfer Berg haben sich
Wolfsspinnen eingefunden. Die blauflügelige Ödlandschrecke wurde
gesichtet. Der Rote Ampfer-Glasflügler, ein Schmetterling, wurde zum
letzten Mal 1937 nachgewiesen und ist wieder da. Aus kleinen
Restbeständen entwickeln sich die Tier- und Insektenarten wieder.
Fabian Droppelmann, Mitarbeiter bei chance7, ist Eidechsenexperte und
weiß, was die Tiere bevorzugen und dass der Klimawandel ihnen nutzt.
Wichtig ist, dass eine naturfreundliche Trockenmauer nicht verputzt
oder etwa mit Zement verfugt wird, damit die Öffnungen zwischen den
Steinen als Schlupflöcher dienen können. Außerdem muss eine
lockere Verbindung mit dem erdigen Hinter- und Untergrund bestehen,
damit sich die Eidechsen für die Winterruhe problemlos eingraben
können.
Aber auch die Menschen, die gerne wandern und die Landschaft
genießen, haben einen Vorteil: Der Weg hoch zur Schaaffhausenkanzel
ist freigeschnitten und gefestigt. Der Blick von der Kanzel auf Bad
Honnef, die Rheinlandschaft bis weit auf die linke Flussseite, nach
Norden und Süden kann wieder schweifen.
Nächste Jahr werden 2,6 Hektar beweidet. Ziegen und Schafe werden die
Landschaft pflegen, vorher wurden Zäune gegen Wölfe, aber mit
Wildwechseltoren errichtet. Die ein oder andere Fläche muss für die
Beweidung noch gemäht und gepflegt werden. Damit, so Dr. Christoph
Rothenwöhrer, werden die Lebensräume für die Insekten
und Eidechsen dauerhaft erhalten bleiben.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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