Bagger stehen bereit
Auf der Insel Grafenwerth beginnen weitere Bauarbeiten

Blick auf die Baustelle von der Insel aus. | Foto: Zumbusch
  • Blick auf die Baustelle von der Insel aus.
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Bad Honnef - Ein wenig unwirklich wirkt sie schon, die neue Spielewelt auf der
Nordspitze der Insel Grafenwerth. Vor der Kulisse eines verbliebenen
Auenwäldchens zieht ein imposantes Klettergerüst mit kurviger
Tunnelrutsche die Blicke auf sich. Hinzu gesellen sich weitere
Kletteranlagen, ein modernes Hüpfekästchen-Ensemble,
Sitzgelegenheiten, Sandflächen zum Buddeln und weitere
Spielkreationen.

Familien mit Kindern nutzen offensichtlich gerne das neue Angebot.
Mittlerweile ist die Spielewelt ein beliebter Besuchermagnet. Dem
Hochwasser und eisigen Temperaturen haben die Geräte auch schon
trotzen müssen. Mit - laut Angaben der Stadt - geringen Folgeschäden
am Material. Was auf der Nordspitze neu geschaffen wurde, trägt den
Arbeitstitel „Bauabschnitt eins“ des Förderprojektes „Grünes
Juwel in neuem Glanz - Insel Grafenwerth“.

Dem Bauabschnitt eins folgen aktuell die Bauabschnitte zwei und drei.
Die Umgestaltung dieser Bereiche erstreckt sich von der Inselbrücke
aus gesehen links auf des Areal neben dem blauen Brunnenhäuschen und
umfasst zudem weite Teile der Inselpromenade. Die Baustelle beginnt
bereits an der auslaufenden Brücke. Bauzäune sind aufgestellt.
Baugeräte stehen bereit. Besucher müssen Richtung Brunnenhäuschen
ausweichen, um auf die Insel zu gelangen. Angrenzende Bäume sind am
Stamm mit Holzpanellen umschlossen, um sie vor Schäden durch
Bauarbeiten zu schützen. Zu den nun beginnenden vorbereitenden
Arbeiten gehören die Demontage von Bänken und Papierkörben, die je
nach Zustand an anderer Stelle im Stadtgebiet wieder aufgebaut werden
sollen. „Leider müssen im Zuge der Bauarbeiten auch fünf Bäume
gefällt werden, deren Verlust jedoch innerhalb der Maßnahme mit elf
Ersatzpflanzungen ausgeglichen wird“, erklärt Philipp Siegel,
Mitarbeiter des Fachdienstes Umwelt und Stadtgrün.

Die verschiedenen Maßnahmen in den insgesamt drei Bauabschnitten
haben im Kern allesamt den gleichen Umsetzungshintergrund: Bewegung
und Begegnung über Generationen hinweg im Einklang mit der umgebenden
Naturlandschaft. Das bedeutet, die Stadt will in den Bauabschnitten
Freizeitanlagen anlegen und zwar dergestalt, dass für Jedermann etwas
dabei ist. Der Spaziergang über die Insel offenbart: Der marode
Charme hat derzeit noch an vielen Stellen die Oberhand. Ein wenig
neuer Glanz auf dem grünen Juwel kommt also gelegen.

So sollen die Bepflanzungskonzepte entlang der Promenade den
weitläufigen parkähnlichen Charakter der Insel im mittleren Teil
betonen, erklärt Carolin Böhm, Leiterin des Fachdienstes Umwelt und
Stadtgrün der Stadt Bad Honnef. Auch die Materialien und Bauweisen
sollen wieder so eingesetzt werden, dass Hochwasser und andere
Naturkapriolen ihnen nichts anhaben können, so Böhm weiter. In den
hellen Asphaltdecken, die auf den Wegen aufgetragen werden sollen,
sehen die Akteure der Stadt auch einen Beitrag zum Klimaschutz. Die
helle Farbe reflektiere das Sonnenlicht an heißen Sommertagen, heißt
es seitens der Stadt. Dunkle Asphaltfarben seien eher ungünstig, da
sie Wärme speicherten und so für die Steigerung der
Umgebungstemperatur sorgten.

Apropos Umwelt- und Naturschutz: Die Insel Grafenwerth ist als
Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Für die Umsetzung der Planung
musste daher eine umweltrechtliche Befreiung vom Rhein-Sieg-Kreis
eingeholt werden. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) war
gegen die Befreiung vor Gericht gezogen, da er die Einhaltung der
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien (FFH-RL) gefährdet sah. Das Gericht
war für die Bauabschnitte 2 und 3 dem Antrag der Naturschützer
zunächst gefolgt. Die Stadt musste die Pläne nachbessern. Weiteren
Einwänden und einem geforderten Baustopp seitens des BUND für die
Abschnitte zwei und drei gab das Gericht indes nicht mehr statt.

Hintergrund

Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) ist die zentrale
Schutznorm zum Aufbau eines wirksamen europäischen
Naturschutzgebietssystems. Die FFH-RL wurden 1992 festgelegt. Der BUND
erinnert im Kreisgebiet regelmäßig, Fall für Fall, an die enormen
Umsetzungs- und Vollzugsdefizite hinsichtlich der EU-FFH-Richtlinie.
Nun hat aktuell die EU gegen Deutschland wegen mangelnder Umsetzung
der FFH-RL geklagt. Die Tatsache, dass die EU die Bundesrepublik
Deutschland insgesamt wegen des unzureichenden FFH-Gebietsschutzes
verklage, zeige, dass die Anwendung der Rechtsnormen systematisch
unzureichend ausfiele, zeigt sich Achim Baumgartner, Sprecher der
BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg besorgt. Das beträfe auch die
Baumaßnahmen auf der Insel Grafenwerth.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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