Initiative mit hoher Symbolkraft
Ehrenbürgerschaft Hitlers soll widerrufen werden

Die Schüler übergaben Bürgermeister Otto Neuhoff (6.v.re.) im Rathaus die Unterschriftenlisten zur Aberkennung der Ehrenbürgerschaft Bad Honnefs für Adolf Hitler. | Foto: Zumbusch
  • Die Schüler übergaben Bürgermeister Otto Neuhoff (6.v.re.) im Rathaus die Unterschriftenlisten zur Aberkennung der Ehrenbürgerschaft Bad Honnefs für Adolf Hitler.
  • Foto: Zumbusch

Bad Honnef. Eine Ehrenbürgerschaft wird üblicherweise auf Lebenszeit verliehen. Nach dem Tod der geehrten Person erlischt diese allerdings. Bad Honnef machte Adolf Hitler am 5. April 1933 zum Ehrenbürger - einen Monat nach dem Sieg der Nazi-Partei NSDAP bei der Reichstagswahl. Damit gehörte die Stadt zu den ersten Städten und Gemeinden, die Hitler diesen Titel zuerkannt haben. Insgesamt waren es rund 4.000 Kommunen, die diesen Schritt um die Person Hitler vollzogen. Die Ehrenbürgerwürde des NS-Diktators erlosch zwar automatisch mit seinem Suizid am 30. April 1945, Bad Honnef hat diese aber bis heute nicht nachträglich widerrufen.

In einer Geschichtsstunde in einer 10. Klasse am Siebengebirgsgymnasium wurde im März diesen Jahres das Thema Nationalsozialismus erarbeitet. „Mir ist es wichtig, im Geschichtsunterricht auch nach lokalen historischen Zusammenhängen zu fragen“, erklärte Lehrer Thomas Rott. Bei den Schülern sei im Laufe des Unterrichts das Thema Ehrenbürgerschaften aufgekommen. Die Klasse zeigte sich erschüttert, als eine Nachfrage bei der Stadt tatsächlich die Information ergab, dass für Hitler die Ehrenbürgerschaft bis heute noch nicht widerrufen worden sei. Sie beschlossen, darüber Näheres zu recherchieren und wurden im Bad Honnefer Stadtarchiv fündig.

In einer Stadtratssitzung im Jahr 1983 hatte die Fraktion Die Grünen bereits einen Antrag auf Aberkennung der Ehrenbürgerwürde Hitlers gestellt, fanden die Schüler heraus. Im Protokoll zu der damaligen Sitzung sei nachzulesen, das der Antrag nicht zur Abstimmung gekommen und die Sitzungsdebatte darum rasch beendet worden sei. Damit sei der Impuls, es als Klasse selbst zu versuchen, besiegelt worden. Die Schüler hätten nicht zusehen wollen, dass die Vergangenheit unter den Teppich gekehrt würde. Ein halbes Jahr lang zogen die Schüler durch die Stadt, um Unterschriften für den Antrag zu sammeln. Bürgermeister Otto Neuhoff nahm nun offiziell die Unterschriftenlisten im Rathaus entgegen. „Es sind 1.678 Unterschriften geworden“, freute sich Lehrer Thomas Rott. Dass die Unterschriftensammlung ein halbes Jahr gedauert hätte, spräche für die hohe Bedeutung der Aktion. „Eine schnelle Erledigung hätte die Initiative nicht ausreichend gewürdigt“, betonte Neuhoff.

Die Befragten hätten zu 99 Prozent positiv auf die Initiative der Klasse reagiert, berichteten die Schüler. „Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit ist wichtig für eine Demokratie. Ihr habt erlebt, dass ihr etwas bewegen könnt“, würdigte Neuhoff den Einsatz der Schüler und merkte an: „Es gibt immer Wege für politische Entscheidungsträger“. Der Antrag der heutigen 11. Klasse wird dem Stadtrat vorgelegt. Die Schüler haben damit ein historisch bedeutendes Zeichen gesetzt. „Uns war es wichtig, mit der Initiative ein wichtiges Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen“, waren sich die Schüler einig.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Iris Zumbusch-Czepuck aus Königswinter

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