"Bad Honnef summt!"
Eine Welt ohne Insekten ist unvorstellbar
Bad Honnef - Die Vielfalt der Insekten ist grandios: Rund eine Million
Insektenarten wurden bislang beschrieben, das sind über 60 Prozent
aller heute bislang bekannten Tiere. Mit weiteren Superlativen können
die Insekten punkten: Die Vielzahl ihres Auftretens. Die globale
Biomasse etwa von Ameisen übersteigt die der Menschen um ein
Vielfaches. Zudem sorgen die Blütenbesucher unter den Insekten für
die überlebenswichtige Bestäubung. Immerhin sind fast 90 Prozent
aller Pflanzen zumindest zum Teil auf Insekten angewiesen.
Die Arbeiterinnen eines einzigen Bienenstocks können täglich zwei
bis drei Millionen Blüten anfliegen. Oder besser: „könnten“ -
wenn es sie noch gäbe. Womit wir mitten im Thema sind: Der Schwund an
Insekten ist mittlerweile dramatisch. Innerhalb eines
Vierteljahrhunderts hat sich laut einer nordrhein-westfälischen
Studie der Bestand erheblich verringert. Das „Insektensterben“ hat
begonnen - und das mit weitreichenden Konsequenzen.
Die mutmaßlichen Faktoren finden sich in der Landschaft.
Streuobstwiesen, Hecken oder Feuchtsenken gibt es kaum noch. Kleine
Parzellen im Landschaftsbild sind selten. Stattdessen prägt die
industrielle Landwirtschaft das Bild mit riesigen Feldern, auf denen
Monokulturen wachsen. Die Natur wird verdrängt samt ihren Insekten.
Hinzu kommen Agrargifte und Überdüngung, die die Lebensräume
zahlreicher Insekten zunichte machen.
Auch in den Wäldern geht es den Insekten oft nicht besser. Intensive
Forstwirtschaft mit schweren Maschinen verdichten die Böden oder
vernichten den Altbestand der Bäume, der wiederum wichtiger
Lebensraum für viele Tiere ist. Doch auch Privatgärten sind oftmals
als Lebensoasen wenig ansprechend. Tonnenweise werden in den
Gartenanlagen Pestizide verteilt oder „Unkräuter“ vernichtet.
Dabei wären gerade die häuslichen Gärten wichtige Rückzugsorte.
Indes nützt das Klagen nicht, sondern das Handeln. Zahlreiche
Naturfreunde haben das Problem längst erkannt und versuchen aktiv,
Lebensräume für Insekten und andere Tiere und Pflanzen wieder
aufzubauen. Oder sie tragen durch eine bewusstere Lebensführung zum
Schutz der Flora und Fauna bei.
Besonders wichtig ist die Aufklärung. In zahlreichen Städten etwa
haben sich die Projekte „Die Stadt summt“ präsentiert. Auch
„Bad Honnef summt“ stellte die Initiative in einer
Auftaktveranstaltung am Gymnasium Schloss Hagerhof vor. Bad Honnefs
Grundschüler wurden ebenfalls aktiv. Rund 40 Schüler der St.
Martinus Grundschule bastelten Bienenhotels oder Wohnplätze für
Ohrwürmer. Diese befestigten sie auf dem Gelände der IUHB
Internationale Hochschule Bad Honnef.
„Bad Honnef summt!“ ist eine der Aktionen des Netzwerkes „Bad
Honnef lernt Nachhaltigkeit“, zu dem sich die Internationale
Hochschule, die Bad Honnef AG, die Stadt Bad Honnef und das
Abwasserwerk, sowie Schulen und Kitas zusammengeschlossen haben. Zu
„Bad Honnef summt!“ und mehr gibt es Informationen unter
www.tatenfuermorgen.de.
Insekten werden heimisch
Der Anfang ist gemacht, denn auf dem Gelände Schloss Hagerhof hatten
Schüler jede Menge guter Ideen, damit Insekten, vor allem Wildbienen
in Bad Honnef heimisch werden.
Zur Auftaktveranstaltung „Bad Honnef summt!“ waren Schüler der
Grundschule Sankt Martinus, der Schule Schloss Hagerhof und der
Drachenfelsschule Königswinter eingeladen worden, sich Gedanken über
den Schutz der Biodiversität zu machen. Dieses Projekt war eine der
vielen Veranstaltungen während der „Deutschen Aktionstage
Nachhaltigkeit“.
Die Schüler waren jedenfalls begeistert bei der Sache für „Bad
Honnef summt!“ Rund um Schloss Hagerhof gab es eine Rallye zu
meistern. Die Fragen dazu konnten alle beantworten, die eine gute
Beobachtungsgabe für die Kulturlandschaft am Menzenberg haben. Hier
ist ein Naturparadies entstanden, das zur Nachahmung an anderer Stelle
empfohlen wird, weil es wie geschaffen ist für seltener werdende
Arten. So ist das große Insektenhotel mit dem Namen Schloss
Hummelhof, das Schüler des Schloss Hagerhof gebaut haben,
Winterquartier und Kinderstube von nützlichen und interessanten
Insekten. Wenn Interesse besteht, wird es auch nachgebaut.
Verschiedene Aufgaben wurden den Schülern im Rahmen des Projektes
angeboten. Sie bastelten Wildbienen-Nisthilfen und verfassten ein
Mini-Büchlein über das Leben der Honigbiene. Interessant war auch
der Warenkorb, zu dem gefragt wurde, welche der Lebensmittel es ohne
Bienen überhaupt noch geben würde. Caspar Junk, Schüler der zehnten
Klasse vom Gymnasium Schloss Hagerhof, hatte einen Vortrag über
ökologische Landwirtschaft vorbereitet. Die Drachenfelsschule
verkaufte Bio-Pflanzensamen aus ihrem Schulgarten.
Die Ausstellung zum Thema Wildbienen und ökologische Landwirtschaft
wird noch länger zu sehen sein. Lehrerin Stefanie Dorpinghaus von der
Schule St. Martinus, Lehrer Dirk Krämer von der Schule Schloss
Hagerhof und Daniela Paffhausen (BHAG) waren seinerzeit bei der
Vertragsunterzeichnung für das Netzwerk „Bad Honnef lernt
Nachhaltigkeit“ mit dabei gewesen. Sie freuten sich, dass mit dem
Projekt „Bad Honnef summt!“ wieder ein weiterer Baustein im Sinne
des Netzwerks verwirklicht wurde.
Kunstpädagogin Anke Noreike betreute eine Malaktion. Die Schüler
bekamen die Aufgabe, für „Bad Honnef summt!“ vergrößerte Bienen
mit allen Details zu malen. So wurde deutlich, dass jede Biene sowohl
auf der Leinwand als auch in der Natur ein Unikat ist. Weitere
Informationen gibt es unter www.tatenfuermorgen.de.
Insektenhotels für den Campus der IUBH
(den) Rund 40 Schüler der Grundschule St. Martinus enterten das
Anno-Park-Gelände, Campus der IUBH Internationale Hochschule Bad
Honnef, um wenige Tage nach der Auftaktveranstaltung für „Bad
Honnef summt!“ auf Schloss Hagerhof weitere sinnvolle Taten folgen
zu lassen.
Selbstgebastelte Insektenhotels für Bienen und Ohrwürmer hatten sie
mitgebracht. Studenten der IUBH halfen den Kindern, die Insektenhotels
im Park an Zäunen, Bäumen und Sträuchern mit Draht zu befestigen.
Campus-Direktorin Margit Rüfner-Bahne begrüßte die kleinen Gäste
und versicherte, dass sie sich darauf freue, dass bald ganz viele
Insekten da sein werden.
Da passt es gut, dass es eine ökologische Weinanbaufläche auf dem
Gelände gibt, die auch von den angelockten Insekten profitieren wird.
Sie ist biozertifiziert von der Gesellschaft für Ressourcenschutz.
Tatsächlich hatten die Studenten, die für dieses Projekt von
Professor Willy Legrand betreut werden, schon Traubensaft gewonnen und
auch einen ersten Wein hergestellt.
Ohrwürmerhotels dürfen übrigens nicht zu nahe an Bienen-Hotels
angebracht werden, weil Bienenlarven ein Leibgericht von Ohrwürmern
sind. Auf der anderen Seite vertilgen Ohrwürmer gerne auch
Schädlinge wie beispielsweise Läuse. So erübrigt sich bei genügend
großer Anzahl an Ohrwürmern der Einsatz von
Schädlingsbekämpfungsmitteln. Das alles wissen die Schüler der
Grundschule St. Martinus bereits und die Grundlagen, wie
Biodiversität gelingt, sind ihnen vertraut.
Die Hochschule spendierte den Kindern noch eine Erfrischung. An den
Insektenhotels werden laminierte Erklärungen in deutscher und
englischer Sprache für Studierende und Spaziergänger angebracht.
Vielleicht findet sich auch der eine oder andere, um woanders eine
ähnliche Aktion zu starten. Nachahmung ist ausdrücklich erwünscht.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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