Anderssein ist auch normal
Helga Bansch las
Aegidienberg - Rabenrosa hat zwar keine Flügel und kann nicht fliegen, aber mit
ihren Fingern kann sie prima greifen, sich die Ohren zuhalten, wenn
die anderen zu laut sind, oder in der Nase popeln.
Rabenrosa ist ein kleines Menschlein, das unter vier schwarz
gefiederten Geschwistern in einem Rabennest aus dem Ei schlüpft und -
von der Umgebung kritisch beäugt von den Eltern liebevoll angenommen
-heranwächst. Mit dieser Geschichte vom Anders- und Normalsein, vom
Wunsch dazuzugehören und dem Mut sich selbst zu vertrauen hat die
Wienerin Helga Bansch in diesem Jahr den Evangelischen Buchpreis
gewonnen. Im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten
Projekts „Sprachräume – Büchereien für Integration“ war die
Autorin nun auch zu Gast in der Evangelischen Öffentlichen Bücherei
Aegidienberg und las aus ihrem preisgekrönten Bilderbuch rund 20
Kindern und deren Eltern vor. Die Idee zu dem Buch sei ihr gekommen
durch ein Rabennest im Baum vor ihrem Haus, das sie zu der Überlegung
lenkte, wie es wohl sei in dem Nest zu wohnen. Aufmerksam lauschten
die Kinder dem lebendigen Vortrag, der von Mohamad Inalo ins Arabische
übersetzt und durch ein Bilderbuch-Kino zusätzlich veranschaulicht
wurde. Anschließend wurdn beim Workshop mit Begeisterung Raben rosa
gefärbt, Nester gebaut und Fragebögen ausgefüllt. Natürlich ist
auch im Bestand der Bücherei ein signiertes Exemplar der
„Rabenrosa“ das ausgeliehen werden kann. Die evangelische
Gemeindebücherei Aegidienberg ist ein von fünf Pilotbüchereien in
Deutschland, in denen seit Juli 2016 das Projekt „Sprachräume“
durchgeführt wird. Mit diesem Projekt möchten die Evangelische
Kirche im Rheinland und ihre Projektpartner als Ergänzung zu den
staatlich angebotenen Sprachkursen die Integration von Flüchtlingen
erfolgreich unterstützen und die Büchereien als Orte der
interkulturellen Begegnung und des multimedialen Lernens stärken. Die
Bücherei im evangelischen Gemeindehaus hat bereits einige
zweisprachige Bücher für Kinder wie Erwachsene und auch etliches in
Leichter Sprache, es sollen aber noch wesentlich mehr bestellt werden.
Auch Wörterbuch sind sehe gefragt. Büchereileiterin Anne Bialkowski
träumt beispielsweise von Goethes „Faust“ in Leichter Sprache.
Während freitags das „Internationale Café“ öffnet, ist auch die
Bücherei geöffnet, so dass die Besucher im Bestand stöbern können.
Anne Bialkowski stellt fest, dass beispielsweise Fußballbücher oder
auch das Studium von Kinderbüchern so manchem Erwachsenen das Lernen
der deutschen Sprache erleichtert hat. Ehrenamtliche Lesepaten wurden
gewonnen, die demnächst geschult werden. Als nächstes ist ein
Kochprojekt geplant, in dem mit Flüchtlingen Kochrezepte ausgetauscht
und gesammelt werden um ein Rezeptbuch zu erstellen und gemeinsam zu
kochen. Beste Voraussetzungen also für eine gelungene Integration.
- Christa Gast
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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