Auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt
Klares Wasser mit Sonnenenergie

Frederik Setz, Projektingenieur der Bad Honnef AG, Mathias Eik, kaufmännischer Vorstand der Bad Honnef AG, Harald Wegner, Vorsitzender des Betriebsausschusses und im Aufsichtsrat der BHAG, Bürgermeister Otto Neuhoff und Hans-Joachim Lampe-Booms (v.l.), Betriebsleiter des Abwasserwerkes, präsentierten die neue Photovoltaikanlage. | Foto: Zumbusch
  • Frederik Setz, Projektingenieur der Bad Honnef AG, Mathias Eik, kaufmännischer Vorstand der Bad Honnef AG, Harald Wegner, Vorsitzender des Betriebsausschusses und im Aufsichtsrat der BHAG, Bürgermeister Otto Neuhoff und Hans-Joachim Lampe-Booms (v.l.), Betriebsleiter des Abwasserwerkes, präsentierten die neue Photovoltaikanlage.
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Bad Honnef - Wo Wasser verbraucht wird, fällt Abwasser an. Klare Sache. Klare
Sache? Abwässer sind meist alles andere als klar. Sowohl aus
Industrie, Landwirtschaft und aus den Haushalten werden verschiedenste
Stoffe hinein gespült.

Bevor die Abwässer nun wieder Teil des natürlichen Wasserkreiskaufes
werden können, muss erst einmal einiges geklärt werden. Für die
Vorgänge der Klärung sind die Klärwerke der Abwasserwerke
zuständig.

In Bad Honnef sind es zwei hochtechnisierte Anlagen, die für eben
jene Klärung sorgen: die Kläranlage Bad Honnef Tal für den
kommunalen Bereich an der Rheinschiene und die Kläranlage
Aegidienberg im Bergbereich. Bad Honnef hat rund 26.000 Einwohner.
„Das ergibt etwa 7.000 Abwasseranschlüsse von privaten Haushalten
für die Stadt“, erklärt Frank Janzen, technischer Leiter der
Kläranlagen Berg und Tal.

Gute 110 Kilometer lang ist das Kanalnetz in Bad Honnef. Die Rohre
sind entweder aus Beton oder auf der Grundlage von Polyethylen
produzierte PE-HD Rohre. „Jedes Material hat seine Berechtigung“,
nimmt Janzen Bezug auf die Vor- und Nachteile der jeweiligen
Rohrarten. Manch ein Bad Honnefer Bürger wird sich noch erinnern, als
2016 in der Innenstadt von Bad Honnef die Kanäle saniert wurden. Es
gab nicht nur grandiose Einblicke in die „Unterwelt“, sondern es
lagen bei den Geschäftsleuten auch die Nerven blank. Kundenrückgang
war die Folge der wegen der Baustellen erschwerten Zuwege zu den
Läden. Immerhin gab es als Entschädigung eine humorige
Kanalabschlussparty.

Endlich zeigte sich Bad Honnefs City wieder ganz „oben ohne“,
nämlich ohne Bagger, ohne Absperrgitter und vor allem ohne tiefe
Löcher. Zum Glück halten etwa die PE-HD Rohre so um die 70 Jahre, so
die Einschätzung von Janzen.

„Der Lock-down derzeit hat keine merklichen Auswirkungen auf die
Menge an Abwässern“, beantwortet Hans-Joachim Lampe-Booms,
Betriebsleiter des Abwasserwerkes die Frage nach möglichen spürbaren
Konsequenzen der aktuellen Corona-Lage auf das Abwassersystem. Was
indes Probleme verursachen würde, seien die Starkregen der
vergangenen Jahre. Die Regenereignisse bedeuten für die Kanalisation
eine immense Herausforderung und waren seinerzeit auch der Anstoß
für die große Sanierung.

Jedenfalls rauscht auch bei normaler Wetterlage so manches Abwasser
durch das Kanalsystem. Die Inhaltsstoffe, die sich bei der Nutzung des
Wassers darin angesammelt haben, werden im Klärwerk in verschiedenen
Reinigungsstufen wieder aufbereitet. Die Vorgänge verbrauchen
Energie. Die Kläranlagen mit ihren Pumpen und Aggregaten benötigen
davon eine große Menge.

Bereits im Jahr 2012 entschlossen die Verantwortlichen der Werke
deshalb, eine Photovoltaikanlage im Klärwerk Tallage zu installieren.
Seither gibt es dort eine Solarmodulfläche von 370 Quadratmetern mit
einer Leistung von 53 Kilowatt-peak (kWp). Mit der Einheit
Kilowatt-peak wird die Spitzenleistung von Solarmodulen gemessen.
Betreiber der Photovoltaikanlage ist die Bad Honnef AG. Heute nutzt
das Klärwerk Tallage die Photovoltaikanlage zur Eigenstromversorgung.

Überdies verbrennt das Abwasserwerk Tallage seine Faulgase aus der
Schlammproduktion und erzeugt so mit Hilfe einer Mikroturbine Energie
für den technischen Betrieb. Das schont Energieressourcen. Die
Abwasserwerke setzen also auf Nachhaltigkeit und schaffen eine
Win-Win-Situation.

Nun ist die zweite Photovoltaikanlage in Betrieb genommen worden und
zwar im Klärwerk Aegidienberg. Auf 150 Quadratmetern Dachfläche
wurden 92 Module angebracht, die bei optimaler Sonneneinstrahlung etwa
30 kWp erzeugen. Rund 45.000 Euro hat die Anlage gekostet. Die
Stromerzeugung dient auch hier dem Eigenbedarf der Kläranlage. Die
Module sind mit nur einem Wechselrichter verbunden. Wechselrichter
wandeln den in der Photovoltaikanlage erzeugten Gleichstrom in
Wechselstrom um.

„Wir wollen eine klimaneutrale Stadt werden“, betonte
Bürgermeister Otto Neuhoff bei der Präsentation der
Photovoltaikanlage in Aegidienberg. Bereits im Frühjahr 2020 war auf
dem Neubau des Hallenbades ein nachhaltiges Energiekonzept mit einem
Blockheizkraftwerk und einer Photovoltaikanlage umgesetzt worden. Alle
Energieanlagen sparen etliche Tonnen CO2 im Jahr. Die Weichen für die
Vorreiterschaft von erneuerbaren Energien in Bad Honnef sind also
gestellt. Neuhoff will zudem den städtischen Fuhrpark auf
Elektro-Autos umsatteln.

Brandaktuell übrigens in Sachen Verkehrswende: Beim Bundeswettbewerb
#mobilwandel 2035 geht Bad Honnef als eine von zehn Sieger-Kommunen
über die Ziellinie und fährt damit 150.000 Euro Fördermittel aus
dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
ein. „Der Erfolg ist wirklich eine Sensation“, freut sich
Bürgermeister Otto Neuhoff über die Nachricht aus Berlin. In der
Entwicklung klimafreundlicher Alternativen sieht er für die vom
Pendelverkehr stark geprägte Stadt viel Potenzial und eine große
Zukunftsaufgabe.

Gefragt waren beim Wettbewerb kreative Lösungen, die Umwelt- und
Klimaschutzziele voranbringen und die Digitalisierung in den
Mittelpunkt stellen. Der Bad Honnefer Ansatz unter dem Titel
„Lebensqualität steigern durch #mobilwandel2035“ sieht die
Verknüpfung von Mobilität und Neugestaltung der Arbeitswelt vor: Wie
kann klimafreundlicher Verkehr aussehen - und wie wollen wir in 2035
arbeiten?

Bereits im Juni sollen diese und weitere Formate – geplant ist auch
ein großer „Tag der Mobilität“ in der Innenstadt –an den Start
gehen und bis März 2022 ihren Abschluss finden. Danach heißt es
Daumen drücken für die nächste Förderstufe. Denn dann fördert das
Ministerium die Umsetzung der besten fünf Projekte mit einer
Gesamtsumme von 5,25 Millionen Euro.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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