Bergheimer Ärztin in Nepal
"Dankbarkeit der Frauen vergisst man nicht"
Im Rahmen eines Gesundheitsprogramms zur Unterstützung mittelloser
Frauen war Birgitta Wesenberg, Chefärztin der Gynäkologie und
Geburtshilfe im Maria-Hilf-Krankenhaus, mit einem Operationsteam im
September in Nepal. Dort hat sie im Zeitraum von knapp drei Wochen
ehrenamtlich Beckenbodenoperationen durchgeführt, um vielen
nepalesischen Frauen, die zum Beispiel an Inkontinenz leiden, eine
soziale Ausgrenzung zu ersparen.
(red). „In Nepal bekommen Frauen häufig bereits in jungen Jahren
viele Kinder, leisten harte körperliche Arbeit und Tragen Lasten, die
schwerer sind, als sie selbst“, beschreibt Birgitta Wesenberg die
Ursachen, die bei einer Vielzahl der nepalesischen Frauen zu
Schädigungen des Beckenbodens, Gebärmuttersenkungen und Inkontinenz
führen. Insbesondere der unkontrollierbare Urinverlust sei weit
verbreitet und führe zu einer sozialen Ausgrenzung. „Fast jede
dritte Frau leidet unter der Erkrankung“, sagt die engagierte
Chefärztin.
„Obwohl der Behandlungsbedarf groß ist, gibt es für die
vorherrschenden Krankheitsbilder kaum ausgebildete Operateure“, sagt
Birgitta Wesenberg. Daher hat sie sich im September für fast drei
Wochen einer gynäkologischen Operationseinheit im Sushma Koirala
Memorial Hospital (SKM) in Sankhu, etwa 20 Kilometer von der
Hauptstadt Kathmandu entfernt, angeschlossen. Diese ist besonders auf
Beckenbodenrekonstruktionen spezialisiert und wird von deutschen,
speziell in der Beckenbodenchirurgie ausgebildeten Frauenärzten,
Anästhesisten und Physiotherapeuten für jeweils zwei bis vier Wochen
ehrenamtlich unterstützt. Das SKM Hospital wurde in den 1990er Jahren
mit Spendengeldern von Interplast, einem gemeinnützigen
Zusammenschluss deutscher Plastischer Chirurgen, erbaut und betrieben.
Zur Durchführung von Operationen sowie der Verabreichung von
Medikamenten wird das Gesundheitsprogramm von der nepalesischen
Regierung und dem Lions Club finanziell gefördert.
Bereits in den ersten Tagen konnte die Gynäkologin mit dem Team die
Arbeit in der Ambulanz aufnehmen und zahlreiche Operationen
durchführen. Unter anderem mit dabei war Dr. Beate Heitmann, Leiterin
des Beckenbodenzentrums am Mathias-Spital in Rheine. „Frau Dr.
Heitmann und ich haben uns in unserer gemeinsamen Zeit am
Mathias-Spital in Rheine kennengelernt“, sagt Birgitta Wesenberg.
Fachlich verbindet die beiden Fachärztinnen die Arbeitsgemeinschaft
für Urogynäkologie und Beckenbodenchirurgie (AGUB).
„Im Krankenhaus wurden wir tatkräftig vom einheimischen Personal
unterstützt“, sagt Birgitta Wesenberg. Insbesondere die Hilfe der
Schwestern in der Ambulanz und bei den Visiten, unter anderem um zu
übersetzen, sei unverzichtbar gewesen. „Die gesamte
Arbeitsatmosphäre war sehr angenehm. Ganz besonders die Visiten waren
die reine Freunde“, erzählt die Chefärztin der Gynäkologie und
Geburtshilfe, „die Dankbarkeit der Frauen nach geglückter
Operation, die Freundlichkeit der ganzen Familie und das Strahlen der
Patientinnen – das vergisst man nie“. Neben
plastisch-rekonstruktiven Beckenbodenoperationen standen auch
Untersuchungen mittelloser Frauen außerhalb des SKM Hospitals auf dem
Programm. Besonders habe Birgitta Wesenberg dabei das sogenannte
„Camp“ beeindruckt. Dabei handelte es sich um eine rund 60
Kilometer von Krankenhaus entfernte Schule, die vom örtlichen Lions
Club zu Untersuchungsräumen umfunktioniert wurde. „Wir haben dort
an einem Samstag unter absolut provisorischen Bedingungen über 150
Frauen untersucht“, sagt Birgitta Wesenberg. Dabei habe sie beinahe
das gesamte Spektrum gynäkologischer Erkrankungen diagnostiziert und
mitgebrachte Medikamente ausgegeben. Patientinnen mit Erkrankungen des
Beckenbodens wurden zur weiteren operativen Behandlung ins Hospital
einbestellt.
„Die Erfahrungen, die ich in Nepal gemacht habe, haben mich auch
für meine tägliche Arbeit in Bergheim neu motiviert und lassen
vieles hier in einem anderen Licht erscheinen“, lautet das Fazit der
Chefärztin im Maria-Hilf-Krankenhaus. Besonders die Sicherheit,
Zuverlässigkeit sowie das hohe Niveau der medizinischen Versorgung in
Deutschland fallen ihr dabei besonders auf.
„Das Hilfsprojekt wird weitergehen und ich freue mich schon auf
meinen nächsten Einsatz“, sagt Birgitta Wesenberg, „vielleicht
schon im nächsten Jahr, sicher aber in 2018“.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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