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Bergheimer Gesamtschüler schreiben Geschichte
Das tanzende Klassenzimmer

Gästeführerin Astrid Machuj zeigt den "Zeitzeugen" der Gesamtschule Bergheim den jüdischen Friedhof.  | Foto: Andrea Floß
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  • Gästeführerin Astrid Machuj zeigt den "Zeitzeugen" der Gesamtschule Bergheim den jüdischen Friedhof.
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Geschichtsunterricht kann ganz schön langweilig sein. Nicht so der Zeitzeugen-Projektkurs der Gesamtschule Bergheim, der sich eine Woche lang intensiv das Thema „Jüdisches Leben in Bergheim“ vorknöpft. Mit Unterstützung des Stadtarchivs, der Stadtbibliothek, der Tanzschule Belaro und der Journalistin Andrea Floß recherchieren die Jugendlichen im Rahmen der „Jüdischen Kulturwochen“ wieder zu den Themen Familienforschung, jüdische Kultur und Geschichte, führen Interviews und schrecken beim Sichten alter Archiv-Dokumente nicht mal vor den hungrigen Papierfischchen im Rathauskeller zurück.

Geschichte erlebbar machen

Ein Höhepunkt war auch die Führung mit Astrid Machuj vom Museum Bergheimat. Am frühen Dienstagmorgen jagte sie die Gruppe am Historienbrunnen vor der Georgskapelle im Zeitraffer durch die Jahrhunderte, bevor sie die interessierten Teenies in der aktuellen Ausstellung „Früher war es anders schön“ schnell mal eben zurück in die Jugendzeit ihrer Eltern und Großeltern beamte. „Geschichte erlebbar machen“, haben sich Astrid Machuj und das Museumsteam zur Aufgabe gemacht. Das Thema Nationalsozialismus werde im Unterricht zwar ausgiebig behandelt, doch die meisten Bergheimer wüssten nicht viel über die Geschehnisse von damals. Vorbei an den Stolpersteinen für Isidor und Hilde Falk, die 1942 in Auschwitz ermordet wurden, ging es zum Standort der ehemaligen Synagoge in der Klosterstraße am Maria-Hilf-Krankenhaus. „Für einen Appel und ein Ei“ sei sie 1939 verkauft worden, vermutlich weil es nicht mehr viele Juden in Bergheim gab. Die meisten Familien seien gezwungen worden, ihr Zuhause zu verlassen und in die größeren Städte zu ziehen, von wo aus sie deportiert und ermordet wurden. Nur drei Bergheimer überlebten den Holocaust, darunter Sally Simons aus Quadrath-Ichendorf, der sich nach seiner Rückkehr aus dem Lager in seinem Heimatort aktiv in Vereinen und in der Politik engagierte.

An der Erftbrücke in der Fußgängerzone schlüpfte Astrid Machuj in die Rolle der Maria Schmitz und erzählte, wie der heilige Nepomuk durch SS-Schergen seinen Kopf verlor und mutige Bergheimer wie der Wirt vom Bethlehemer Hof den Nazis trotzten. Auf dem jüdischen Friedhof, der sonst für die Öffentlichkeit verschlossen ist, konnten sich die Schülerinnen und Schüler ein Bild von der jüdischen Beerdigungskultur machen. Anders als auf christlichen Gräbern werden hier Steine zum Gedenken an die Toten abgelegt – „Blumen sind vergänglich, Steine ewig – erst wenn man vergessen ist, ist man wirklich tot“, erklärte Inessa Burdsgla. Die gebürtige Ukrainerin kam im Alter von 12 Jahren aus Kiew mit ihrer jüdischen Familie nach Deutschland und gründete vor zehn Jahren die Tanzschule Belaro in Bergheim. Bei ihrem inspirierenden Tanzworkshop können sich die 15 Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrerin Elisbeth Amling dem Thema auf Socken nähern und auch die fröhlichen Seiten der jüdischen Kultur kennenlernen. Nancy Schnog aus den USA, deren Vorfahren aus Bergheim stammen und hier beerdigt sind, wird den Jugendlichen per Videochat Rede und Antwort stehen. Die Ergebnisse der Projektwoche werden wie schon im Vorjahr auf der Webseite der Kreisstadt Bergheim dokumentiert, das Social MediaTeam berichtet auf allen Kanälen.

https://www.bergheim.de/juedisches-leben-in-bergheim.aspx

LeserReporter/in:

Andrea Floß aus Bergheim

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