Schnauzerballett
Ein Abschied mit Schweiß und Tränen
Ein letztes Mal haben sie alles gegeben. Zuerst in grünen Anzügen,
dann in orangen Kleidern. Als Blues Brothers und als Bodybuilder im
Hawaiihemd, synchron nebeneinander oder zu menschlichen Pyramiden
gestapelt. Ganze 30 Minuten tanzten sie. Und gaben dann noch eine
Zugabe. Auf ihrer Abschiedsgala zeigten die Tänzer des Thorrer
Schnauzerballetts ein letztes Mal, wozu sie fähig sind.
Bergheim-Quadrath-Ichendorf (mf). Nach 30 Jahren ist das
Schnauzerballett zum letzten Mal aufgetreten. „Ich bin nichts ohne
die und die sind nichts ohne Euch“, verabschiedete sich Markus
Schwarz von der Bühne, nachdem ihm Josef Zander im Namen aller
Schnauzer eine Reise schenkte. Noch in der Umkleide kämpfte Schwarz
mit Schweiß und Tränen. Wie ihm ging es auch den anderen Schnauzern
nach ihrem letzten Auftritt. „Wir wollten immer nur, dass die Leute
Spaß haben. Das hat für uns gezählt. Man stand im Mittelpunkt und
wollte es gar nicht”, sagte Schwarz. Angst habe er vor dem letzten
Auftritt gehabt. Angst, dass etwas nicht klappen könnte. Nach dem
Auftritt mussten sich die Tänzer darum keine Sorgen mehr machen, denn
das Bergheimer Publikum feierte sein Männerballett als die ganz
Großen des Kölner Karnevals.
Wehmütig blickt auch Dennis Nikolin zurück. „Die Zeit mit den
Jungs wird mir fehlen”, sagte er, obwohl er nur vier Jahre beim
Schnauzerballett war. Das „bisschen Rumgehüpfe“, wie er am Anfang
dachte, prägte schnell sein Leben. In der Session 2016/17 brachten es
die Schnauzer auf stolze 130 Auftritte. Dafür trainierten sie zweimal
die Woche und legten manchmal noch zusätzliche Einheiten im
Trainingslager der Hennefer Sporthochschule ein. Die eiserne Disziplin
der Thorrer zeigt sich auch an anderer Stelle. Während der Auftritte
hielten sich die Schnauzer an ein striktes Alkoholverbot. Für die 14
Tänzer war es fast eine Erleichterung, dass sie nach ihrem letzten
Auftritt das erste Bier gemeinsam trinken konnten.
Die Karten waren bereits zehn Tage vor der Abschiedsgala vergriffen,
im Bürgerhaus drängten sich die Besucher. Zu ihrem Abschied hatten
die Schnauzer einige Freunde eingeladen – und die waren keine
Unbekannten im Kölner Raum. Es traten auf: Die Micky Brühl Band,
Marita Köllner, das kölsche Rattepack, Annette Eßer, de Räuber,
Schmitz Backes, Willi und Ernst, die Domstürmer, die Funky Marys, die
Domhätzjer und die Swinging Fanfars. Alle Gäste traten unentgeltlich
auf, manche brachten sogar Geschenke mit. Etwa die KG Wiesse Müüs,
die den Thorrern ein auf Leinwand gedrucktes Bild ihres letzten
Auftritts in Bonn überreichte. Auch die lokalen
Karnevalsgesellschaften, darunter die Bergheimer Torwache und die KG
Thorr, verabschiedeten sich vom Männerballett mit Geschenken.
Die Tanzrentner, wie sie sich jetzt selbst scherzhaft bezeichnen,
hängen nur die Tanzschuhe an den Nagel.
Ihr Vereinsengagement wollen die Schnauzer nicht aufgeben.
„Veranstaltungen wie das Vatertagsfest bieten wir natürlich
weiterhin an“, sagt Schwarz. Auch weitere Feste und Veranstaltungen
planen die Schnauzer. Worum es sich dabei handelt, so Schwarz, bleibe
eine Überraschung.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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