Stadtwerke Erft
Ein Schulterschluss von drei Städten
Bedburg, Bergheim und Elsdorf heben Deutschlands erstes
interkommunales und digitales Gemeinschaftsstadtwerk aus der Taufe
gehoben
Bedburg/Bergheim/Elsdorf (red). Ambitionierte Klimaschutzziele
gemeinsam lokal umsetzen: Das ist nur ein Ziel der neuen Stadtwerke
Erft GmbH. Sie werden nach den gefassten Ratsbeschlüssen in Bedburg,
Bergheim und Elsdorf nun offiziell gegründet.
„Die neuen Stadtwerke Erft sind aber nicht nur Treiber der lokalen
Energiewende und Versorger für rund 110.000 Bürgerinnen und Bürger
in den drei Städten. Damit entsteht auch Deutschlands erstes
interkommunales und digitales Gemeinschaftsstadtwerk“, freut sich
Bergheims Bürgermeister Volker Mießeler. Auch die Städte Bedburg
und Elsdorf sehen dem interkommunalen Zusammenschluss positiv
entgegen. Andreas Heller, Bürgermeister der Stadt Elsdorf: „Mit dem
Schulterschluss setzen wir ein wichtiges Signal. Denn damit schaffen
wir gemeinsam die Basis für eine zukunftsweisende Versorgung.“
Sascha Solbach, Bürgermeister in Bedburg, ergänzt: „Mit dem
gemeinsamen Stadtwerk setzen wir digitale Versorgungsziele kommunal
und gemeinsam vor Ort um. Eine echte Win-win-win- Situation für
unsere drei Städte.“
Der Gründung gingen intensive Vorarbeiten, viele Gespräche und
politische Entscheidungen in den letzten Monaten voraus.
Herausgekommen ist ein innovatives interkommunales Modell für eine
dauerhafte und nachhaltige Zusammenarbeit in der Region.
„Ein Musterbeispiel für interkommunale Gestaltungskraft“, sagt
der projektbegleitende Rechtsanwalt Martin Brück. „Wir setzen auf
regionale Wertschöpfung und sichere Versorgung in der Region“,
macht Dr. Matthias Betsch, Geschäftsführer der Stadtwerke Bergheim,
deutlich. Mit den neuen Stadtwerken, an denen die Kreisstadt Bergheim
knapp unter 50 Prozent und Bedburg und Elsdorf jeweils einen knapp
über 25-prozentigen Anteil halten werden und die sich damit
vollständig in kommunaler Hand befinden werden, werden auch
Arbeitsplätze gesichert. „Mit unserem einzigartigen Modell
berücksichtigen wir energiesensible Industrie- und
Gewerbeansiedlungen. Deren Anforderungen mit der Energiewende zu
vereinen, ist ein weiteres wichtiges Element der neuen Stadtwerke
Erft“, so Betsch.
Effektiv und effizient sein: Dass wollen die Stadtwerke Erft mit
konsequentem Einsatz digital gestützter Werkzeuge und Prozesse
erreichen. Darum erfolgt in der Startphase eine Kooperation mit der
SME Management GmbH, die auch Betreiber des QUIRINUS Forums in
Elsdorf-Heppendorf ist. Die SME hat in diversen Innovationsprojekten
wegweisende Schritte zur Realisierung des regionalen
Energieversorgungssystems auf den Weg gebracht. Der Hintergrund: Die
Energiezeugung der nahen Zukunft wird immer dezentraler werden und
sich vom bisherigen Modell großer, zentraler Kraftwerke grundlegend
unterscheiden, Stichwort „Kraftraum :terra nova“.
Ein wichtiger Partner innerhalb der Neugründung ist die Westenergie
als langjähriger Dienstleister und Netzbetreiber in den Kommunen. Das
Unternehmen wird seinen regionsspezifischen, technischen Datenpool
sowie seine Expertise für das vorhandene Netzwerk in den Sparten
Strom, Gas und Wasser einbringen. Oliver Henrichs, Personalvorstand
der Westenergie, sagt: „Wir möchten die Energiewende für die
Bürger greifbar gestalten und schätzen sehr, dass wir mit den
bekannten kommunalen Partnern der Region weiter zusammenarbeiten.“
„Die schwankenden Leistungen lokaler Einspeiser – beispielsweise
Windparks oder Solarkraftwerke – stabil ins Stromnetz zu bringen,
das ist eine wichtige Zukunftsaufgabe. Nur so können wir
Versorgungssicherheit auch in einem neuen Umfeld ohne große
Kraftwerke realisieren“, erläutert Bergheims Bürgermeister
Mießeler. Unter dem Projektnamen hat SME dazu schon viele Kräfte aus
Wirtschaft und Wissenschaft gebündelt. „Darum ist SME für uns ein
wichtiger Partner“, ergänzt der Elsdorfer Bürgermeister Heller.
„Wir freuen uns, unsere Erfahrung aus dem Bereich des regionalen
Energiemanagements einbringen zu können. In den Stadtwerken Erft
entsteht beim zu erwartenden sehr dynamischen Energiewendeprozess
durch den Einsatz intelligenter Prognose- und Planungstools ein
ausbalanciertes System, was energetisch sicher ist,
überproportionalen Netzausbau verhindert und gleichzeitig die Umwelt
schont. Darüber hinaus entstehen eine Vielzahl an hochwertigen
Arbeitsplätzen in der Region. Die erforderliche Weiterqualifizierung
findet teils über unsere Akademie statt“, so Kurt Vetten,
geschäftsführender Gesellschafter der SME.
Nach erfolgreicher Gründung der Stadtwerke Erft GmbH folgt eine
Anlaufphase. Während dieser Zeit werden die Stadtwerke Bergheim und
SME federführend das künftige Unternehmen Stadtwerke Erft GmbH
verwirklichen.
Sitz der Gesellschaft und Arbeitsstelle für die künftigen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird die Kreisstadt Bergheim.
„Die drei beteiligten Kommunen haben wichtige Ziele ins Lastenheft
der Stadtwerke Erft GmbH geschrieben. Neben Strom- und Gasvertrieb
sollen digitale Energiedienstleistungen im Fokus stehen. Damit werden
innovative Lösungen angeboten und die andernorts nur beabsichtigte
Digitalisierung konsequent umgesetzt“, so Bedburgs Bürgermeister
Solbach.
Während die bisherigen kommunalen Projekte wie beispielsweise der
Windpark Paffendorf und der Solarpark Zieverich in den jeweiligen
Kommunen bleiben, gibt es auch bei der Wasserversorgung eine Neuerung.
Betsch: „Die Stadtwerke Erft werden sich an der zukünftigen
„Wassernetzgesellschaft Nordkreis“ in Kooperation mit der
Westenergie AG beteiligen. Dann können alle drei Kommunen erstmals
über die Wirtschaftspläne der Gesellschaft Einfluss auf die
Entwicklung der Wasserversorgungsinfrastrukturen nehmen.“
Offen sei man aber auch für die Beteiligung weiterer Kommunen, so
Bergheims Bürgermeister Volker Mießeler.
Für die Gründung der gemeinsamen Stadtwerke Erft GmbH und die
Beteiligung am Wassernetz sind seitens der Kommunen Investitionsmittel
erforderlich, die sich jedoch rentieren sollen. Die
Geschäftsprognosen weisen Rückflüsse aus den Stadtwerken Erft GmbH
an die Kommunen aus, die die Kapitaldienstkosten deutlich
übersteigen. Eine Belastung der Steuerzahler aus dieser
Geschäftsgründung sei nicht zu erwarten.
Mittel- und langfristig rechnen die Kommunen sogar mit Überschüssen
aus den neuen Geschäftsfeldern, die zu einer Stabilisierung der
kommunalen Haushalte beitragen werden.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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