Peter Lohmeyer-Konzert
Ein toter Dichter höchst lebendig
Bergheim - Zum Geräusch einer alten klapprigen Schreibmaschine, auf der jemand
herumhackt, betreten die Musiker die Bühne, die mit großen
Buchstaben gespickt ist, dem Arbeitsmittel des Schriftstellers, der
nach den richtigen Worten sucht. Charles Bukowski galt vielen als
Dichter der Straße, dessen Geschichten sich immer wieder um
Glücksspiel, Sex und Suff drehen.
Peter Lohmeyer ist als Schauspieler aus Film und Fernsehen aus vielen
Rollen bekannt, etwa aus Sönke Wortmanns „Das Wunder von Bern“.
Mit Reinhard Repkes „Club der toten Dichter“ gastierte der Mime im
Medio zu „Charles Bukowski - Gedichte neu vertont“. Mit Komponist
Reinhard Repke an der Gitarre, Tim Lorenz am Schlagzeug, Andreas
Sperling am Keyboard und Markus Runzheimer am Bass begleitete eine
starke Band Peter Lohmeyer, der die Zeilen des amerikanischen Dichters
(1920 bis 1994) vortrug. Als einfühlsamen Sänger lernt das Publikum
hier eine neue Seite des Künstlers kennen, der an seinem Geburtstag
zum Gastspiel in die Kreisstadt gekommen war.
Eigentlich schade, dass das Konzert in den kleinen Saal des Hauses
verlegt werden musste, andererseits entstand so eine fast intime
Atmosphäre zwischen den Protagonisten und dem Publikum, etwa wenn
Lohmeyer vor die Bühne tritt und den Zuschauern fast auf die Pelle
rückt. Nach der Pause bahnt sich der Rezitator mit einem Netz voller
Bierbüchsen den Weg durch den Zuschauerraum zurück zur Bühne.
Nachdenklich sinniert Bukowski über das Dasein des einsamen Dichters,
der sich nach seinem Acht-Stunden-Job als Briefsortierer bei der Post
zum Schreiben hinsetzt und manche Flasche leert. „Das vollkommene
Gedicht wird nie einer schreiben“, singt Lohmeyer Bukowskis Verse,
„und dafür wollen wir Gott dankbar sein“. Aber Bukowskis Gedichte
berühren, wenn sie zutiefst menschliche Begebenheiten schildern, wie
den „Selbstmord in einem Säuferhotel“.
Reinhard Repke ist Begründer des „Clubs der toten Dichter“ und
hat Heinrich Heine, Wilhelm Busch, Rainer Maria Rilke und zuletzt eben
Charles Bukowski aufwendig vertont. Er brilliert mit fast einem halben
Dutzend Gitarren und erweist sich auch selbst als einfühlsamer
Interpret des Autors, den er zu neuem Leben erweckt.
Das dankbare Publikum freute sich über drei Zugaben und wurde mit
einem zutiefst melancholischen Song verabschiedet. „Alright, lass es
regnen, lass es platschen, aufs Dach prasseln. Lass sie runter regnen,
die himmlische Brühe. „Ich weiß, dass es alte und neue Schmerzen
lindert.“
Im Foyer traten Lohmeyer und Band noch zum Signieren von CDs und
Plakaten an.
- Georg Zingsheim
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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