Theaterstück zum Welt-Alzheimertag begeistert im MEDIO
"Ich bringe die Zeit durcheinander" - "Ja Mama"

Gisela Nohl in der Doppelrolle von Mutter und Tochter in "Du bist meine Mutter" | Foto: Andrea Floß
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Großes Theater im Bergheimer MEDIO: Anlässlich des Welt-Alzheimertags holte die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz „D.a.s Theater Köln“ mit seinem preisgekrönten Stück „Du bist meine Mutter“ in die Kreisstadt. Die Schauspielerin Gisela Nohl gibt in ihrer Doppelrolle als Tochter und Mutter der Krankheit ein Gesicht und macht spürbar, wie das Schwinden der Erinnerung das Verhältnis zwischen den Generationen immer mehr bestimmt.

Immer wieder sonntags macht Hanna sich auf den Weg, ihre demenzkranke Mutter im Pflegeheim zu besuchen und mit ihr durch den Park zu spazieren. Nicht zufällig wählt sie die Melodie aus der Oper „Carmen“ als rebellische Begleitmusik. Gefangen in der ewigen Wiederkehr des Immergleichen gibt ihr der Rhythmus die nötige Motivation: Schokoladenpudding, Blumen und Kakao einpacken, um der verwirrten Mutter eine kleine Freude zu machen, jeden Sonntag derselbe Ablauf, dieselben Fragen. Hannas Selbstgespräche lassen ahnen, dass das Verhältnis nicht immer einfach war – Vorwürfe, ungelebtes Leben, Ungeduld, Schuld und Enttäuschung, Liebe, das alles schwingt mit. Es ist großartig mitanzusehen, wie sich Gisela Nohl von der resoluten Tochter, die alles regelt und organisiert, in die gebrechliche alte Dame verwandelt, die sich zwar noch an viele Dinge von früher erinnert, aber auch nach drei Jahren immer noch nicht weiß, wo sie ist.

„Ich bringe die Zeit durcheinander“ – „Ja, Mama“.

Die Achterbahn der großen Gefühle zwischen Trauer und Komik bewegt sichtlich: „Wie im richtigen Leben“, bringt es Zuschauerin Heike Jelacic auf den Punkt. Gisela Nohl, die dem Theaterstück des niederländischen Autors Joop Admiraal als junge Schauspielschülerin 1985 am Kölner Schauspielhaus erstmals begegnete, war von der autobiografischen Geschichte doppelt berührt, nicht nur wegen der künstlerischen Herausforderung, sondern weil sie und ihre Mutter in einer ähnlichen Situation waren. „Manchmal stockte mir der Atem, weil mir vieles so schmerzhaft bekannt war.“ Vom Autor selbst erhielt sie die Erlaubnis, die ursprünglich männliche Rolle umzuschreiben und auf die Bühne zu bringen.

Demenz – Einander offen begegnen

Seit 1994 finden jedes Jahr rund um den Welt-Alzheimertag am 21. September bundesweit vielfältige Veranstaltungen statt, um die Öffentlichkeit über die Situation von Betroffenen und ihren Angehörigen aufmerksam zu machen. Das Motto lautet in diesem Jahr „Demenz. Einander offen begegnen.“ „Trotz mittlerweile gewachsener öffentlicher Bekanntheit ist es von enormer Bedeutung, Demenz immer wieder zu thematisieren, darüber zu sprechen, aktuelle Bedarfe zu erkennen und vorhandene Hilfen vor Ort aufzuzeigen“, so Dezernent Matthias Esser bei der Begrüßung.

In Bergheim ist 2014 mit der Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz ein breites Netzwerk entstanden, das vielfältige Beratung und Hilfen vor Ort bietet. Die Kreisstadt Bergheim ist ebenso vertreten wie der Rhein-Erft-Kreis, das Maria-Hilf-Krankenhaus, Senioren- und Pflegeheime sowie freiwillig Engagierte von der Alzheimer Gesellschaft Bergheim bis hin zur AG Selbsthilfegruppen, dem Seniorenportal Bergheim oder dem Sozialen Netzwerk „Gemeinsam gegen Einsam“.

„Für ein gutes Miteinander brauchen wir Offenheit in unserer Gesellschaft. Das gilt auch und ganz besonders in der Begegnung mit Menschen mit Demenz. Sie und ihre Angehörigen sollen erleben, dass sie trotz der Erkrankung akzeptiert werden und weiter dazugehören“, erklärt Matthias Esser.

Mehr zur Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz im Seniorenportal Bergheim

LeserReporter/in:

Andrea Floß aus Bergheim

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