Das Bergheimer Integrationsbüro bringt „Frauen in Bewegung“
Immer wieder sonntags kommt Mama auf Touren
Das Wandern ist längst nicht mehr nur der Deutschen Lust: Die gesellige Freizeitbeschäftigung in der Natur fördert Begegnungen, ist gut für die Gesundheit und hilft, neben der Heimat auch neue Perspektiven zu entdecken. Ein Projekt wie geschaffen für den interkulturellen Austausch, dachte sich Iris Strohmeier vom Integrationsbüro der Kreisstadt Bergheim, und startete gemeinsam mit der ehrenamtlichen Wanderführerin Fatima Afkir ein neues Angebot speziell für Frauen unterschiedlichster Kulturen, Herkunft und Alters.
Sie kommen aus Afghanistan, Deutschland, Irak, Marokko, Tunesien und der Türkei. Immer wieder sonntags setzten sie sich ein neues Ziel in der Natur und machen sich gemeinsam auf den Weg. Der monatliche Sonntagsausflug ist den Teilnehmerinnen inzwischen ein Bedürfnis, einige sind schon zum vierten Mal dabei. „Endlich frei“, freut sich Najat und spricht damit allen aus dem Herzen. Ihr kleines „Monster“ zu Hause schlief noch, als sie morgens in aller Stille das Haus verließ. Kein Staubwedel, keine Kinder, kein Ehemann, kein Job oder andere Verpflichtungen könnten sie heute aufhalten.
Diesmal geht die Tour ins schöne Perlenbachtal in die Eifel bei Monschau, wo Mitte April wilde Narzissen die Wiesen am Waldrand in einen leuchtend gelben Blütenteppich verwandeln. Für Nargis ist es Ehrensache dabei zu sein, ihr Name bedeutet schließlich „Narzisse“. Die Aussicht auf Frühling wird bei Ankunft im deutsch-belgischen Naturschutzgebiet jedoch jäh gebremst: Es hat über Nacht geschneit, die Bäume rechts und links der „Himmelsleiter“ sind noch weiß. An der Höfener Mühle ist der Spuk plötzlich vorbei und die Sonne scheint wieder – „Wenn Engel reisen, lacht der Himmel“, wirft Margarete aus Quadrath-Ichendorf ein bewährtes Sprichwort in die fröhliche Runde.
Auf dem Weg sind alle gleich
Wenn Frauen einen Ausflug machen, ist für die Verpflegung bestens gesorgt: Der rustikale Holztisch am Rastplatz quillt über vor internationalen Köstlichkeiten, jede hat etwas mitgebracht: Selbstgebackenes Brot und Kuchen, Nudel- und Kartoffelsalat, gefüllte Teigtaschen, klein geschnippeltes Gemüse, gefüllte Weinblätter oder Thermoskannen mit Tee. Das Fassungsvermögen der deutschen Wanderrucksäcke lässt jedoch sehr zu wünschen übrig – für marokkanische Verhältnisse einfach viel zu klein. „Da passt ja nur eine Scheibe Brot, eine Wasserflasche und ein paar Taschentücher rein“, verurteilt Karima das gängige Modell aus dem Discounter.
Für Mitinitiatorin Fatima Afkir ist das Projekt eine echte Herzensangelegenheit. Wandern ist nichts für Südländer, dieser Meinung war die Bergheimerin lange Zeit. In einer Rehamaßnahme entdeckte die Anfang-Vierzigerin den Spaß daran. „Ich fühlte mich danach wider Erwarten einfach großartig und brauche das heute, um einen Ausgleich zu finden und auf andere Gedanken zu kommen.“ Dieses gute Gefühl will sie anderen Frauen weitergeben.
Zurück zu den Wurzeln, nicht alleine gehen, etwas zusammen erleben, sich etwas Gutes tun, neue Menschen kennen lernen, die Schönheit der Natur genießen, Spaß haben und sich auspowern – das schweißt zusammen. Die interkulturelle Wandergruppe wächst stetig.
Auch wenn die Blicke der Entgegenkommenden angesichts des kunterbunten Haufens mit Wanderstöcken, Funktionskleidung und Kopftuch manchmal etwas verwundert sind, auf dem Weg sind alle gleich: Helfen sich weiter auf der Suche nach Orientierung, tauschen Rezepte und Fotos aus, freuen sich über das Blumenmeer, verwunschene Moosskulpturen, rauschende Tannen und plätschernde Bäche. Müde, aber glücklich abends zurück in Bergheim spricht Sadia allen aus der Seele: „Endlich wieder zu Hause.“
Kontakt:
Iris Strohmeier, Leitung Integrationsbüro,
Otto-Hahn-Str.23, 50126 Bergheim
Telefon: 02271/990627
E-Mail: iris.strohmeier@bergheim.de
LeserReporter/in:Andrea Floß aus Bergheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.