10 Jahre Glessener Unternehmerinnen
In Glessen schmeißen die Frauen den Laden
Vor zehn Jahren erreichte die Glessener Geschäftsfrauen und Freiberuflerinnen ein Brief von Ortsbürgermeisterin Anne Keller und Petra Paulsen vom Cateringservice „Pane et Circensis“. Nach dem Vorbild des erfolgreichen Unternehmernetzwerks Business Network International (BNI) regten die beiden Initiatorinnen einen regelmäßigen Austausch an mit dem Ziel, Kontakte zu knüpfen und von gegenseitigen Empfehlungen zu profitieren. Auf Anhieb kamen am 25. Februar 2009 rund vierzig interessierte Frauen in der Glessener Malschule zusammen – das war die Geburtsstunde des Glessener Unternehmerinnen-Netzwerks.
Unter dem Motto „Gemeinsam mehr erreichen“ treffen sich die Damen seitdem reihum jeden ersten Montag im Monat. Keine Konkurrenz und Ellenbögen, sondern Zusammenarbeit und Unterstützung sind gefragt. Ebenso wichtig sind die Tipps und Fortbildungen untereinander. „Ein funktionierendes Netzwerk und gute Kontakte sind die Voraussetzung dafür, das eigene Unternehmen erfolgreich voranzubringen“, so Anne Keller.
Ob Stressbewältigung, kleine Geschäfte, Nichtraucherkurse, Klangtherapie oder Schmuck und Schönes – Glessen hat viel zu bieten. Der bunte Branchenmix reicht von Berufen rund um die Gesundheit von Mensch und Tier hin zu vielfältigen Dienstleistungs- und Beratungsangeboten, Kunst und Kultur. Zum aktiven Kreis gesellen sich immer wieder neue Unternehmerinnen mit spannenden Geschäftsideen und den unterschiedlichsten Fachkenntnissen dazu.
Hohe Straße fest in weiblicher Hand
Die gebürtige Gelsenkirchenerin und gelernte Hotelfachfrau Ulrike Berens hat ihren gut bezahlten Marketing-Job aufgegeben, um als Seniorenbegleiterin „Lebensfreude im Alter“ zu vermitteln. Elf Mitarbeiterinnen und der Rauhaardackel Biene unterstützen sie mittlerweile dabei. Ursula Klein sorgt mit ihrer Matrix-Rhythmus-Therapie dafür, dass sich Hunde und Pferde schmerzfrei bewegen können. Elke Müller und Gabriele Breuer haben als Pächterinnen den „Rosenhof“ übernommen und bieten im frisch renovierten „El Establo“ beste Bedingungen für Pferde und Reiter. Tierbetreuerin Ute Libertus kümmert sich um Haustiere und kämpft nebenbei für ein sauberes Glessen: Im Rahmen eines Bürger-Mitwirkungsprojekts rief sie eine Initiative ins Leben, die Hundebesitzer und Gassigeher an ihre Pflichten zur richtigen Entsorgung des Hundekots erinnert: Unterstützt von Paten und der Kreisstadt Bergheim ist es ihr zu verdanken, dass weitere Mülleimer und Beutelspender von der Stadt Bergheim aufgestellt wurden.
Ob die „Dirndlträume“ im Gewerbegebiet, „Bildrausch“, „Wortfabrik“ oder „Ideenreich“ – das familienfreundliche Klima und aktive Dorfleben in Glessen scheint Frauen kreativ zu machen. Auch die Hohe Straße ist fest in weiblicher Hand: Nach dem Weggang des Edeka-Ladens drohte die Geschäftsstraße im Dorfzentrum auszusterben. Mit Ulla Wegener und ihrem Geschenkeladen „Zaunkönig“, den beiden frauengeführten Friseurläden „Silberschweif“ und „Lucero“, dem Post- und Schreibwarenladen von Manuela Luhr, drei Physiotherapeutinnen, den Blumen von Semiha Kudu auf dem Breuershof, einem Yoga- und einem Kosmetikstudio haben sich kürzlich mit Neuzugang Andrea Schröter eine Nageldesignerin und mit Anja Christian die „Blumenoase“ in die Selbständigkeit gewagt.
Große Projekte wie den Dorfaktionstag, ein Seminar für Existenzgründerinnen oder Infostände bei Veranstaltungen werden gemeinsam gestemmt. Die Künstlerinnen im Ort ziehen an den Glessener Kunsttagen mit ihren offenen Ateliers zahlreiche Besucher an und begeistern mit Kreativ-Workshops oder Kunstfrühstücken. Auch die Umsetzung der leidigen Datenschutzgrundverordnung bewältigten die Unternehmerinnen gemeinsam: Sie zogen örtliche IT-Experten zu Rate und gaben ihr Wissen an die Glessener Vereine weiter – geteiltes Leid ist halbes Leid.
Das erfolgreiche Engagement treibt weitere Blüten: Auch in Fliesteden und in Quadrath-Ichendorf taten sich die Unternehmerinnen zusammen. Auf Kreisebene ist vor vier Jahren das Unternehmerinnen-Netzwerk Rhein-Erft-Kreis entstanden. Eine Vereinsstruktur oder starre Regeln wie frühmorgendliche Treffen oder die Beschränkung auf einen Vertreter aus jedem Berufszweig braucht es dafür nicht. Mitgliedsbeiträge ebenso nicht. „Jede weiß, was wir aneinander haben und bringt sich nach ihren Möglichkeiten ein“, so Anne Keller.
LeserReporter/in:Andrea Floß aus Bergheim |
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