Seit zehn Jahren wird gejammt
"Jeder kann von jedem lernen"
Bergheim-Thorr - (mf) „Es haut mich um, dass ich jetzt immer noch hier stehe”,
sagte Wolfgang Härtel vor der Gaststätte Op d‘r Eck an der
Römerstraße. Richtig glauben kann er es immer noch nicht. Viele
Bekannte kommen vorbei und gratulieren Härtel zum Zehnjährigen,
manche kommen aus Neuss oder Heinsberg. Einige stehen am Abend selbst
auf der Bühne, um gemeinsam mit Härtel zu jammen.
Auf ganze zehn Jahre Jam-Session kann Härtel mittlerweile
zurückblicken. Das sind 120 Auftritte, bei denen sich die
verschiedensten Musiker zum gemeinsamen Musizieren zusammenfanden. Am
Konzept selbst hat sich nichts geändert.
Ein Eröffnungsmusiker – dieses Mal Horst Niggemeier mit seinen
„Blues Explorers und STF Music2 – sorgt für Stimmung, danach
steht die Bühne jedem offen. Und das Konzept funktioniert seit
Härtel 2007 die erste Jam-Session im Loher Eck veranstaltete. Damals
beschwerten sich die Bergheimer bei dem Musiker, dass in der
Kreisstadt nichts los sei. Vor allem das Fehlen von Livemusik
beklagten viele. Für Härtel, der leidenschaftlicher Bassspieler ist,
war sofort klar: „Ich muss die Initiative ergreifen”. Das Angebot
richtete sich an alle Arten von Musikern. Junge und Alte, Unerfahrene
und Routinierte, Gitarristen und Schlagzeuger – alle sollten die
Gelegenheit kriegen, alleine oder gemeinsam ihre Stücke auf der
Bühne zu präsentieren. Wichtig war Härtel immer, dass die Musiker
Rücksicht aufeinander nehmen. Das ist nicht immer einfach,
insbesondere die Lautstärke der Instrumente aufeinander abzustimmen
erfordert etwas Geschick.Mehrmals die Chance ergriffen hat auch
Hobbymusiker Kunibert Ebach. Bereits seit der zweiten Jam-Session
steht der Gitarrist hin und wieder auf der Bühne. Vor allem die
Kombination von jungen und alten Musikern gefällt Ebach gut. „Ich
finde es einfach toll, dass es so durchmischt ist. So kann jeder von
jedem lernen.”
Dabei wurde der Gitarrist nicht selten überrascht. Er erinnert sich
an eine Jam-Session, bei der ein paar junge Männer ihr Equipment eher
schüchtern aufbauten. „Dann hat der Gitarrist angefangen zu spielen
– wie ein junger Jimi Hendrix. Von dem konnten wir Alten noch was
lernen”.
Keyboardspieler Hans-Peter Reykers schätzt ebenfalls die Vielfalt der
Musiker. Reykers hat im Gegensatz zu den anderen, hauptsächlich
Blues- und Rockhörer, ein Faible für elektronische Musik und Jazz.
Aber auch das lässt sich bei der JamSession in die Bühnenauftritte
integrieren. „Sogar House lässt sich mit Live-Instrumenten
spielen“, erklärt Reykers.
Ein eigenes Instrument ist nicht nötig, um bei der Jam-Session
mitzumachen. Härtel hat dafür gesorgt, das es genug Instrumente
gibt. Auch wenn ein Musiker nur drei Akkorde auf der Gitarre spielen
kann – bei der Jamsession ist er trotzdem willkommen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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