Fakir Alyn
Rückblick auf ein bewegtes Leben
Bergheim-Geretzhoven - Die unglaublichsten Geschichten schreibt das Leben. Fakir Alyns
spannende Lebensgeschichte ist eine solche. Das
ehemaligeKinderheimkind ist heute Burgherr der Wasserburg Geretzhoven.
Kleine Einblicke seines bewegten Leben gewährte der gebürtige
Kölner anlässlich seines 70-jährigen Geburtstags.
Der schicke Chevrolet Oldtimer steht vor dem Burgtor auf der Einfahrt.
Mit ihren Kettcars flitzen drei große Jungs quer durch den Hof, dabei
so selbstvergessen, dass sie fast zwei Frauen von den Beinen holen.
Fakir Alyn mahnt die Raser lachend zu mehr Rücksichtsnahme. Emsig wie
im Bienenstock geht es zu: Fürs Büffet werden Leckereien angekarrt,
Tischtennisplatte, Rollrutsche, Hängematten und Feuerstellen
aufgebaut. Es sieht alles nach einem Kindergeburtstag aus. „Ich mag
Kinder. Sie sollen ja Spaß haben“, sagt der Gastgeber. 365 Gäste
sind eingeladen – für jeden Tag des Jahres ein Freund lautet das
Motto seiner Feier. Zusammen mit seinem Sohn Christoph, vielen
Wegbegleitern wie dem Schirmherrn der Wasserburg, dem TV-Urgestein
Jean Pütz, Musiker Purple Schulz, den ehemaligen Burgbewohnern,
seiner treuen Seele und Sekretärin Kirsten Siemetzki wird gefeiert.
Freunde haben als Geburtstagsgeschenk ein buntes artistisches und
musikalisches Bühnenprogramm zusammengestellt. So fröhlich wie das
Geburtstagskind an seinem Ehrentag ist, so mühselig war sein Start
ins Leben. In seinem ersten Lebensjahr kam er zur Schwester seiner
Mutter in Obhut. Doch bald hatte die Tante ein weiteres eigenes Kind
und musste ihn im Kölner Waisenhaus abgeben. So fing seine Odyssee
von einem Kinderheim zum nächsten an - von Köln nach Hennef, dann
Bergheim und zurück nach Köln. Mit 16 Jahren trifft der Jugendliche
zum ersten Mal seinen Vater. Der junge Mann arbeitet fortan als Maurer
und Putzer.
Eines Tages verkündet er seinem Meister, dass er mit 30 Jahren das
bürgerliche Leben aufgeben will. „Ich wollte mit der Normalität
brechen, da ich schon immer gerne über den Tellerrand geschaut
habe“, schmunzelt Alyn. Seine bürgerliche Fassade und seinen Namen
legt er ab und wird Hausbesetzer und Straßenkünstler. Fakir Alyns
unkonventioneller Lebensstil als Hausbesetzer bringt ihn in Konflikt
mit der Polizei. Mit den Hausbesetzern bricht er dann auch.
„Kein Alkohol, keine Drogen – ich wollte immer klar sein und viel
Energie haben. Das bekomme ich durch Meditation“, erklärt der
Fakir, woher er so viel Kraft für Neuanfänge hat.
Auf der Suche nach einer Halle für seine Experimente bekommt er von
Freunden den Tipp von der Burg Geretzhoven. Inzwischen ist er als
Aktionskünstler mit einer atemberaubenden Show der speziellen Art
sehr gefragt. Ein Jahr dauern die Verhandlungen mit dem adligen
Besitzer, bis der Kaufvertrag unterschrieben ist. Jetzt ist er Herr
der Burg, die er liebevoll renoviert. Mit immer neuen Ideen und der
Arbeit an der Burg geht er voll auf. „Mir geht es gut. Ich habe
alles geschafft, was man im Leben haben kann“, resümiert Fakir
Alyn. Daher verzichtet er auf Geschenke zum Geburtstag zugunsten einer
Spende für die Kinder des Bergheimer Kinderheims. Die Kinder sind
selbstverständlich auch eingeladen. Dafür hat er für sie alle
Spielgeräte und ein Aktionsprogramm organisiert. Die Jungs mit dem
Kettcar bremsen scharf vor Alyns Beinen. Das Toben macht durstig und
sie fragen höflich nach etwas zu Trinken. „Geht da zur Theke, ihr
bekommt alles, was ihr wollt“, zeigt der Burgherr auf das
gegenüberliegende Gebäude. Er lacht zufrieden.
- Divna Tafelski
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.