Sommerinterview mit Volker Mießeler
Viele neue und positive Signale

Bergheims  Bürgermeister Volker Mießeler  folgte der Einladung  derWerbepost   in   die  Verlagsräume   in Bergheim zum Sommerinterview. | Foto: Georg Zingsheim
  • Bergheims  Bürgermeister Volker Mießeler  folgte der Einladung  derWerbepost   in   die  Verlagsräume   in Bergheim zum Sommerinterview.
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Zum ersten Sommerinterview war der frischgebackene Bürgermeister der
Kreisstadt Bergheim, Volker Mießeler,  zu Gast bei der Werbepost. Im
Beisein von Verlagsleiter Mario Fischer-Knop,
Werbepost-Redaktionsleiter Georg Zingsheim,  Werbepost-Mediaberaterin
Bettina Federlein und Christina Conen, Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Bergheim, stellte er sich den Fragen
von Redakteur Hanno Kühn.

 

Herr Mießeler, welcher Mensch verbirgt sich hinter dem Gesicht des
neuen Bürgermeisters der Kreisstadt? Wie würden Sie sich selber
beschreiben, was sind Ihre positiven und negativen
Charaktereigenschaften?

Volker Mießeler: Ich glaube, dass ich ein sehr offener Mensch
bin und dass ich stets ansprechbar bin. Themen gehe ich zielgerichtet,
konzentriert und lösungsorientiert an. Ich bin mir dabei sicher, auch
sehr fair mit den Mitarbeitern umzugehen. Es macht mir große Freude,
mit den Bürgern zu kommunizieren. Deshalb ist es mir auch wichtig,
die Bürger in wesentlichen Projekten einzubeziehen und dabei
transparent zu agieren. Wenn man Ungeduld zu meinen eher negativen
Charaktereigenschaften zählen würde, dann wäre das eine. Denn wenn
es manchmal nicht schnell genug geht, dann werde ich schon mal etwas
unruhig. Ich bin auch ziemlich penibel bei den eigenen Vorbereitungen.
Diese hohen Ansprüche habe ich auch an meine Mitarbeiter.

Herr Mießeler, Sie haben bei Ihrem Antritt gesagt, Sie möchten
Bürgermeister aller Bürger sein, nur ist das manchmal sicher
schwierig. Die Stadt Bergheim hat 14 Stadtteile plus City, wie wollen
Sie da diesem hohen Anspruch gerecht werden?

Mießeler: Eine meiner ersten Entscheidungen war, dass meine
Bürgersprechstunde nicht mehr ausschließlich im Rathaus stattfindet,
sondern ich in alle Stadtteile gehe. Hier sollen auch regelmäßig
themenorientierte Informationsveranstaltungen stattfinden. Mir geht es
darum, Entwicklungspotenziale in allen Stadtteilen aufzuzeigen, zu
analysieren und gegebenenfalls auch zu verbessern.

Wie haben Sie denn als frischgebackener Bürgermeister die ersten
Wochen ihrer Amtszeit im Rathaus erlebt?

Mießeler: Es war eine sehr positive und angenehme Stimmung,
eine Zeit, in der ich sehr deutlich erkannt habe, dass die Mitarbeiter
hinter mir stehen und sie auch wissen, dass ich hinter ihnen stehe. Es
gab keinen Anlass dazu, etwas mit dem Holzhammer verändern zu wollen.
Mit der Neuorganisation der Pressearbeit und der Wirtschaftsförderung
habe ich diesen einen hohen Stellenwert gegeben. Die
Wirtschaftsförderung ist ja auch eng verbunden mit dem
Citymanagement. Deshalb war es für mich wichtig, beide Bereiche
zusammenzulegen und zur Chefsache zu machen. Dann gab es
Entscheidungen zu treffen in der Verwaltungsführung. Meine
Dezernentenstelle wurde ja schließlich frei, und auch altersbedingte
personelle Veränderungen stehen auf der Tagesordnung. Bereits in der
zweiten Woche habe ich die Fraktionsvorsitzenden auf dem kurzen
Dienstweg zu unserer ersten gemeinsamen Zusammenkunft gebeten. Das ist
gut angekommen, denn die wesentlichen Entscheidungen, die Bergheim
voranbringen sollen, müssen mit einer breiten Mehrheit getroffen
werden.

Welche für die Kreisstadt Bergheim relevanten Themen und Aufgaben
gehen Sie jetzt vorrangig an?

Mießeler: Wesentliche Themen sind die Innenstadt von Bergheim
und das Bahnhofsprojekt. Was den Bahnhof anbetrifft, haben wir den
Satzungsbeschluss. Der Bauantrag ist in der finalen Bearbeitung. Da
gibt es Themen, die noch feinjustiert werden müssen, zum Beispiel
Parkplätze, auch jetzt in der Bauphase. Wenn der Bahnhof im 1.
Quartal 2019 fertig wird, ist es wichtig, dass dort die richtigen
Angebote zu finden sind, die dazu führen, dass Kaufkraft wieder
verstärkt nach Bergheim kommt. Wir müssen aber auch Angebote im
unteren Bereich der Fußgängerzone schaffen. Da sind wir mit
Förderprogrammen im Sinne des Stadtentwicklungskonzeptes
eingestiegen. Wir haben ein nachvollziehbares Gesamtkonzept vorgelegt,
um die Ministerien davon zu überzeugen, dass Bergheim es verdient,
städtebaulich gefördert zu werden. Daraus ist ein Konzept mit 28
Einzelmaßnahmen entstanden. Der vieldiskutierte Pavillon könnte -
muss aber nicht - je nach Nutzung ein belebendes Element im Bereich
der unteren Fußgängerzone am ehemaligen Verkehrskindergarten sein.
Allerdings nur, wenn es uns gelingt, die Gesamtfläche so aufzuwerten,
dass ein Eventcharakter entsteht, dort Veranstaltungen stattfinden,
die Menschen in diesen Teil der Fußgängerzone ziehen. Menschen, die
aber nicht nur an einem Tag in der Woche dahin gehen, denn der
Nutzungscharakter sollte multifunktional sein. Aber das ist nur ein
einzelner Baustein von 28 möglichen Maßnahmen. Die Summe mehrerer
Maßnahmen wird es nachher ausmachen. Der untere Teil der
Fußgängerzone muss mehr Aufenthaltsqualität erhalten. Das
Altstadtforum setzt sich dafür ein. Es ist geprägt von der Idee,
dass sich im unteren Teil der Fußgängerzone mehrere Eigentümer
zusammentun, die bereit sind, ihre Gartenflächen an der angrenzenden
Fußgängerzone zur Verfügung zu stellen, die wir dann komplett neu
beplanen könnten. Die Idee ist, dass wir zum Beispiel attraktives
Wohnen dort realisieren können, möglicherweise auch
seniorengerechtes Wohnen. Es könnte gelingen, Wohnmöglichkeiten für
120 Menschen zu schaffen, alleine durch die Nutzung bisher unbebauter
Flächen. Daneben gibt es die Möglichkeit, Dienstleistungsangebote zu
verstärken, um hier die Frequenz zu bringen. Hierzu zähle ich zum
Beispiel auch den Bereich der Gesundheit.

Ein großes Problem sind auch die Leerstände in der
Fußgängerzone.

Mießeler: Das ist ein schwieriges Thema, auch wenn es derzeit
von 100 Geschäften 7 sind, die uns allen wegen der leeren
Schaufenster auffallen. Ich bin nach wie vor im Gespräch mit dem
Eigentümer des Restaurants Riva, bislang leider ohne nennenswertes
Ergebnis - obwohl der Wille zur Wiedereröffnung da ist. Ein anderes
Beispiel: Es geht um ein Ladenlokal mit einer großen Fläche in der
Fußgängerzone. Ich habe versucht, Kontakt mit dem Eigentümer
aufzunehmen - 85 Versuche sind dokumentiert - keine Chance, nicht eine
einzige Reaktion. Es zeichnet sich hier aber trotz aller
Schwierigkeiten eine positive Tendenz ab. Da spielen Gründe eine
Rolle, die hier öffentlich nicht genannt werden dürfen. Ich bin
zuversichtlich, dass sich hier bald etwas ändern wird. Ein anderes
Thema, das in diese Richtung geht, ist das leerstehende Hit-Gebäude.
Bislang hatten wir durch die schwierige Mietkonstellation kein
Zugriffsrecht. Jetzt wird das Gebäude auf dem Markt zum Verkauf
angeboten. Wir werden eine Vorkaufsrechtsatzung beschließen, um
Steuerinstrumente in der Hand zu haben, damit nicht irgendwer diese
Gebäude erwirbt. Ich möchte Einfluss darauf nehmen, was da passiert,
damit auch tatsächlich der Nahversorgungscharakter gewahrt bleibt und
an der Stelle wieder Leben in die Fußgängerzone gebracht werden
kann. Aber wir brauchen auch Parkraum. Wir haben ein marodes Parkhaus
neben dem Aachener Tor. Zumindest die erste Etage gehört abgerissen.
Damit kann man den Bereich dann auch wieder optisch aufwerten.

Wenn wir schon mal beim Abreißen sind, wie sieht es denn mit dem
Abriss eines weiteren Hochhauses an der Albrecht-Dürer-Allee aus, wie
ist da der Stand der Dinge?

Mießeler: Wir sind da sehr gut im Plan. Zurzeit laufen die
Entmietungen, so dass wir Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres
tatsächlich auch das Gebäude abreißen können. Ich habe seinerzeit
bereits als Dezernent empfohlen, es als Grünfläche auszuweisen,
damit wir uns in Zukunft alle Möglichkeiten offenhalten können.

Ein weiteres Thema ist der Kulturbahnhof in Quadrath-Ichendorf.
Können die Ehrenamtler trotz Kürzungen und Sparmaßnahmen auf ihre
Hilfe zählen?

Mießeler: Ja, wir sind im Gespräch mit dem Verein. Es ist aus
verschiedenen Gründen für den Verein im Augenblick schwierig, eine
Kooperationsvereinbarung zu unterschreiben, die ihn als Betreiber
ausweist. Die Belastungen müssen jetzt so definiert werden, dass der
Verein nicht irgendwelche bösen Überraschungen erlebt. Die
Kalkulation der Stadt unterscheidet sich in einigen Punkten von der
des Vereines. Ich denke, dass wir in den nächsten Wochen mit dem
Verein eine Lösung finden werden, so dass er in die Betreiberrolle
einsteigen kann.

Wie reagieren Sie als neuer Bürgermeister auf den
Strukturwandel?

Mießeler: Wir sind ja bereits strukturwandelerfahren in
Bergheim. Es wurden ja schon viele Maßnahmen ergriffen, um Ausgleiche
zur Ära Rheinbraun zu schaffen. Wir müssen hier aktiv reagieren im
Sinne der Wirtschaftsförderung, neue Betriebe nach Bergheim holen,
die auch ein großes Maß an Entwicklungspotenzial und Arbeitsplätzen
mitbringen. Das ist uns schließlich auch schon gelungen. Endlich
kommt jetzt auch in Sachen terra nova Bewegung, da wir den
Bebauungsplan zum Abschluss gebracht haben. Es gibt konkrete Ideen
für das Projekt „Klimahülle“, das auch vom Land gefördert wird
mit einer Fläche, die wir jetzt belegen können. Auch unter
energetischen Gesichtspunkten wird das sehr interessant. Das hat für
mich auch etwas mit Strukturwandel zu tun. Es gibt außerdem das
sogenannte „Rheinische Six-Pack“, bei dem sich sechs Kommunen mit
dem Thema beschäftigen, denn alleine kann eine Stadt wie Bergheim dem
Strukturwandel nicht stemmen. Da gehört auch die interkommunale
Zusammenarbeit mit dazu.

Möchten Sie zum Abschluss noch ein paar Worte über ihre
Vorgängerin Maria Pfordt sagen?

Mießeler: Ich habe mit Maria Pfordt viele Jahre hervorragend
vertrauensvoll zusammengearbeitet, sie hat mich gefördert. Sie hat
auch meine Stärken erkannt und meine Kompetenzen gesehen, mit der ich
sie stets unterstützt habe. Wir sind über viele Jahre ein gutes Team
gewesen. Mir hat in dieser Konstellation die Zusammenarbeit mit ihr
immer sehr viel Spaß gemacht. Sie war eine sehr gute Chefin.  

Redakteur/in:

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