Außergewöhnliche archäologische Funde
Bilanz beim LVR-Förderprojekt Bensberger Erzrevier
Bensberg (sf). „Wir waren überrascht, was an Ergebnissen zu Tage getreten ist. Das ist absolut überwältigend“, freut sich Lothar Eschbach, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins Rhein-Berg. Knapp ein Jahr nach Beginn der Projektarbeiten rund um die Digitalisierung der Geschichte des Bensberger Erzreviers zieht der Bergische Geschichtsverein Rhein-Berg ein positives Fazit. Insbesondere zeigen sich die Vereinsmitglieder darüber erstaunt, dass im Projektgebiet eine so große Zahl an Gruben mit hoher Bedeutung für die Bergbaugeschichte entdeckt wurde.
„Im Bensberger Erzrevier finden wir die wichtigsten Erzgruben im Bergischen Land“, berichtet Peter Schönfeld. Der Archäologe leitet die Projektarbeit gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Kierdorf. Ihre Aufgabe ist die Lokalisierung und digitale Kartierung der Gruben. Insgesamt haben die beiden Archäologen 133 Gruben im Rheinisch-Bergischen Kreis, Oberbergischen Kreis und Rhein-Sieg-Kreis kartografisch erfasst. „Die Grubenbilder liegen jetzt in digitaler Form vor“, sagt Schönfeld. Doch nicht nur die Anzahl der Gruben, auch die zahlreichen Funde historischer Objekte sind äußerst beeindruckend und geben viel über die Geschichte des Bensberger Erzreviers preis. So wurde beispielsweise in der Grube Apfel neben Blei und hochmittelalterlicher Keramik sogenanntes Gezähe gefunden – verschiedene Werkzeuge von Bergleuten, die zur Erzgewinnung genutzt wurden: „Dies sind die ersten archäologischen Nachweise, dass hier schon seit dem Mittelalter durchgehend Bergbau betrieben wurde“, berichtet Schönfeld. Die größte Überraschung sei für ihn aber die Entdeckung von Schmelzresten von Silber gewesen: „Diese zeigen, dass es hier ein Silberbergwerk gegeben haben muss“, sagt Schönfeld.
Als erfolgreich erwies sich auch ein Aufruf an alle Bürger, Bergbau-Dokumente aus dem eigenen Besitz zu melden: Auf diesem Weg haben die Projektbeteiligten eine amerikanische Munitionskiste aus dem Zweiten Weltkrieg erhalten, in der später Bohrkerne gelagert wurden.
In den vergangenen Monaten erfolgten sehr umfangreiche archäologische Geländebegehungen und Ausgrabungsarbeiten. Möglich wurden diese dank einer enorm großen Zahl an ehrenamtlichen Helfern, die sich an dem Projekt beteiligt haben, darunter zahlreiche ehemalige Bergarbeiter und deren Familien, die alle unter der Leitung von zwei professionellen Archäologen gearbeitet haben: „Es ist schön, dass sich mit Peter Schönfeld und Alexander Kierdorf zwei so erfahrene Menschen dieser Aufgabe annehmen konnten. Es ist großartig, wo wir heute – knapp ein Jahr nach Projektstart – gelandet sind“, sagt Eschbach. In den kommenden Monaten soll die digitale Aufbereitung weiter voranschreiten: „Ziel ist eine zeitgemäße Demonstration des Bensberger Erzreviers, so dass dieses von der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen wird. Wir werden die Ergebnisse aufarbeiten und ins Netz stellen“, sagt Eschbach. Online-Portale mit interaktiven Karten sind ebenso in Planung wie die Ausarbeitung von Wanderrouten, die durch das ehemalige Bergbaugebiet führen. „Wir wollen die Wege für Menschen begehbar machen – von Grube zu Grube“, sagt Eschbach. Insgesamt sind fünf verschiedene Wanderwege geplant.
Wesentlich zum Erfolg des vom Landschaftsverband Rheinland geförderten Projekts beigetragen hat auch die regionale Vernetzung mit verschiedenen Kollegen: So haben die Projektbeteiligten mit der Außenstelle Overath des Amtes für Bodendenkmalpflege ebenso kooperiert wie mit dem Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe in Bensberg und dem Rheinischen Bund für Naturschutz. Darüber hinaus wurde auch überregional und international geschaut: Die Vernetzung mit Kollegen aus Belgien erwies sich ebenfalls als sehr erfolgreich: „Wir haben Originalaufnahmen aus dem Staatsarchiv Lüttich erhalten“, freut sich Schönfeld. Die digitalisierten und restaurierten Originalaufnahmen zeigen den Lüderich und andere Gruben in bislang ungeahnter Präzession.
Das Netzwerk zur Erforschung des alten Bergbaus im Bergischen Land möchte der Bergische Geschichtsverein Rhein-Berg im weiteren Projektverlauf weiterentwickeln und ausbauen – regional mit verschiedenen Geschichtsvereinen, aber auch national und international. „Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr ein festes Netzwerk etablieren können“, sagt Schönfeld. Für den 23. März ist eine Exkursion nach Belgien geplant. In Lüttich und Kelmis möchte man sich mit Kollegen austauschen. Zu diesem Termin sind auch interessierte Gäste eingeladen. Im Sommer wird es einen Workshop in Bensberg geben, der Institutionen wie das Besucherbergwerk und regionale Museen mit Bergbau-Bezug stärker zusammenbringen soll.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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