Notarzttag
Damit jeder Handgriff sitzt

Mädchen und Jungen der Jugendfeuerwehr spielten die Unfallopfer. | Foto: fes
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  • Mädchen und Jungen der Jugendfeuerwehr spielten die Unfallopfer.
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Bonn (fes). Großaufgebot bei der Feuerwache 2 in Beuel. Starker Qualm drang aus den Türen und Fenstern eines Hauses auf dem Gelände der Wache. Rasch waren die Einsatzfahrzeuge vor Ort, die Feuerwehr fuhr die Drehleiter aus, Nothelfer bereiteten einen separaten Bereich vor, um Opfer und Patienten ablegen und notärztlich versorgen zu können.

Glücklicherweise handelte sich bei diesem aufwendigen Szenario nicht um einen Ernstfall, sondern um eine großangelegte Übung bei der 19 Ärztinnen und Ärzte unter realistischen Einsatzbedingungen ihre zuvor in einer theoretischen Ausbildung erworbenen Fähigkeiten zum Notfallmediziner praktisch anwenden konnten. Eine Woche lang, täglich neun Stunden, hatten die Mediziner in Vorträgen, Fallbesprechungen und Praktika auf der Feuer- und Rettungswache in Beuel das theoretische und praktische Rüstzeug für ihre zukünftigen Einsätze vermittelt bekommen. Die Teilnehmenden konnten im Anschluss – nach einem ergänzenden Praktikum im Notarztdienst – bei der Ärztekammer Nordrhein die Prüfung ablegen um die Zusatzbezeichnung „Notfallmedizin“ zu erlangen um danach eigenverantwortlich Einsätze im Rettungsdienst absolvieren zu dürfen.

Beim Abschlusstag in Beuel fanden mehrere simulierte Übungen statt, die gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr, der freiwilligen Feuerwehr und der Jugendfeuerwehr umgesetzt worden waren. Neben einem Gebäudebrand hatten die Notärzte einen Schwerverletzten aus einem Pkw zu befreien, es gab einen sogenannten „Massenanfall“ von Verletzten und es mussten Personen in einem Rettungswagen reaniminiert werden.

Die verunglückten Personen spielten Mädchen und Jungen der Jugendfeuerwehr: „Sie sind sehr gute Schauspieler“, lobte Hauptbrandmeisterin und Einsatzleiterin Jasmin Schöbel, die die Übungen kommentierte. Auch wenn es sich um junge Menschen handelte und nicht um Erwachsene, die 80 Kilo und mehr auf die Waage bringen, sei es für die Einsatzkräfte trotzdem extrem anstrengend gewesen, diese aus dem brennenden Gebäude zu bergen, so Schöbel weiter. Wichtig sei es, dass die verschiedenen Trupps koordiniert und wohl überlegt ans Werk gehen.

Dies zeigte sich auch bei der Rettung eines Jugendlichen aus einem alten und vor allem engen Renault Twingo, nachdem dieser durch einen Unfall beschädigt worden war. Vorsichtig trennten die Helfer die Scheiben des Pkw so heraus, dass der junge Mann nicht durch Glassplitter oder scharfe Kanten verletzt wurde bis sie ihn schließlich mit einem Spreizer sicher befreien konnten.

Doch warum nehmen ausgebildete Ärzte diese Ausbildung auf sich? „Für viele ist diese Arbeit reizvoll, da sie eine Abwechslung zum Klinikalltag bedeutet“, schilderte Dr. Andreas Bartsch von der leitenden Notarztgruppe vom Rettungsdienst Bonn.

Der Lehrgang fand in Bonn bereits zum 46. Mal statt. Pro Jahr wird er zweimal angeboten und von der Ärztekammer Nordrhein gemeinsam mit dem Zentrum für Rettungs- und Notfallmedizin des Bonner Universitätsklinikums, dem Waldkrankenhaus (Johanniter Kliniken), der „Arbeitsgemeinschaft Notärzte (AGN-NW)“ sowie der Feuerwehr und dem Rettungsdienst der Stadt Bonn veranstaltet.

Mädchen und Jungen der Jugendfeuerwehr spielten die Unfallopfer. | Foto: fes
Zur Übung gehörte unter anderem die Befreiung einer Person aus einem verunglückten Auto.  | Foto: fes
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RAG - Redaktion

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