Die Beueler Familie
Eine Familie zum Anfassen
Beuel (fes). „Sie werden eine große Lücke hinterlassen“, meinte der Vorsitzende des Beueler Schiffer-Vereins, Käpt’n Reiner Burgunder, am Sonntagvormittag gerichtet an den Pfarrer von St. Josef, Dr. Wilfried Evertz, der nach 26 Dienstjahren Beuel verlassen und in den Ruhestand gehen wird. Eine seiner letzten Amtshandlung dürfte die traditionelle Mundartmesse am Rheinufer gewesen sein, die Evertz seit Beginn an leitete, zelebriert laut Burgunder in „unverfälschtem Rheinisch“ nach Texten von Wolfang Schebben, der auch die Fürbitten vortrug, ebenfalls in Bönnschem Dialekt.
Nach der Freiluftmesse kam es zu einem ganz besonderen Höhepunkt. Nach vielen Jahren der Vorbereitung konnte nun endlich die Bronzefigur der „Beueler Familie“ unterhalb der Nepomuk-Statue und gegenüber dem Flaggenmast des Schiffer-Vereins feierlich am Rheinufer enthüllt werden. Sichtlich stolz und gerührt wohnte die Schöpferin der Skulptur, die 88-jährige Königswinterer Künstlerin Sigrid Wenzel der festlichen Zeremonie bei. Wenzel studierte an der Kunstschule in Düsseldorf, seit den 1980er Jahren arbeitet sie erfolgreich als Bildhauerin und hat sich auf Bronzeskulpturen und –tafeln sowie auf Metallplastiken spezialisiert. Ihre kreative Ader habe sie von ihrem Vater, der als Ingenieur arbeitete, geerbt. Viele ihrer Kunstwerke zieren das Beueler Rheinufer wie eine Kunstgalerie, beispielsweise das „Brückenweibchen“ und das Pendant, das „Brückenmännchen“, oder diverse Bronzetafeln des Schiffer-Vereins, des Stadtsoldaten-Corps‘ „Rot-Blau“ oder des Alten Beueler Damenkomitees. Auch der Beueler Stadtbrunnen stammt von ihr.
Aufgestellt wurde die lebensgroße „Beueler Familie“ mit Unterstützung des örtlichen Steinmetzes Michael Naundorf. Das Monument besteht aus drei Personen: Dem Vater, der Schiffer, der die über 1.000 Jahre alte „Fährgerechtsame“ zwischen Beuel und Bonn symbolisiert. In seiner Hand hält er eine „Nöös“, die als Scheffel diente, um Wasser aus dem Rumpf des Bootsbodens zu schöpfen. Die Mutter, die Wäscherin, steht mit einem Bügeleisen dargestellt, für das traditionelle Wäschereigewerbe und die Beueler Weiberfastnacht. Der Sohn schließlich, der Fischer, mit Fischkorb und Hund, verkörpert das Fischereigewerbe vergangener Zeiten. Die Skulptur ist extra so angelegt, dass sich Besucher zwischen den einzelnen Figuren hinsetzen können, um sich so mit der „Beueler Familie“ fotografieren zu lassen. Den Bronzeguss führte die Kunstgießerei Kai Pelikan aus Bendorf aus.
Viele Jahre zogen ins Land, bis die Skulptur endlich platziert werden konnte. Der CDU-Landtagsabgeordnete Guido Déus erinnerte daran, dass die rund 80.000 Euro teure Figur zur Hälfte über ein Heimatförderprogramm des Landes NRW finanziert werden konnte. Um den Förderantrag genehmigt zu bekommen, musste zuvor die Lokalpolitik der Übernahme von 10 Prozent der Gesamtsumme zustimmen. Die restlichen Gelder konnten über zahlreiche Sponsoren, darunter die Kreissparkasse KölnBonn, und durch die Unterstützung der Bezirksverwaltung eingesammelt werden. Deús zeigte sich erfreut, dass die Heimatförderprogramme auch von der aktuellen Regierung in Düsseldorf fortgeführt werden und unterstrich, dass der Begriff „Heimat“, mit dem manch einer durchaus ein Problem habe, bewusst weit und modern gefasst worden sei: „Das Land gibt keine Vorgaben, die Menschen vor Ort entscheiden durch ihre Anträge was sie mit dem Begriff Heimat verbinden. Heimat ist dort, wo sich die Menschen wohl fühlen und wo sie akzeptiert werden.“ An den Schiffer-Verein gerichtet, meinte der Abgeordnete: „Sie sind ein Garant für unsere lebendige Tradition. Beuel braucht Sie. Machen Sie weiter so!“
Redakteur/in:Frank Engel-Strebel aus Bornheim |
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