Friedrich-Breuer-Straße
Vollsperrung probeweise
Beuel (red). Der schon lange währenden Diskussion um die Gestaltung der Friedrich-Breuer-Straße wird ein weiteres Kapitel hinzugefügt: Ab Juni bleiben auf weiten Teilen der Strecke Auto- und LKW-Fahrer draußen. Dann startet ein temporärer Verkehrsversuch und ein Teil der Straße wird für den motorisierten Indivualverkehr (MIV) komplett gesperrt. Das hat die Bezirksvertretung in ihrer jüngsten Sitzung mit der Mehrheit der „Beueler Koalition“ aus Grünen , SPD und Linke beschlossen. Die Opposition, also CDU, FDP und BBB, stimmte dagegen.
Der Hintergrund: Beuels zentrale Einkaufsstraße soll in den kommenden Jahren umgestaltet werden und für den Fußverkehr geöffnet werden. Der nun getroffene Beschluss gilt als Empfehlung für den Stadtrat, der die endgültige Entscheidung treffen muss, da die Umgestaltung Auswirkungen auf die Gesamtstadt haben wird, insbesondere für den schienengebundenen Öffentlichen Nahverkehr (Hinweis: Die Ratssitzung fand erst nach Redaktionsschlusse dieser Ausgabe statt)
Im Juni 2021 hatte die Bezirksvertretung die Neugestaltung der Friedrich Breuer-Straße beschlossen, in den vergangenen zwei Jahren gab es ein mehrstufiges Bürgerbeteiligungsverfahren. Nachdem die Ergebnisse vorlagen, hatte die Verwaltung drei Varianten vorgelegt. Die Vorzugsvariante (Variante 1), mit geschätzten knapp vier Millionen Euro die teuerste, soll nun weiterverfolgt werden.
Mehr Platz für Fußgänger -Autos müssen dafür raus
Das ist geplant: Die Vorzugsvariante sieht vor, dass die Situation für Fußgänger verbessert werden soll. Dafür soll ein Teilstück der Verkehrsader für den MIV gesperrt werden. Die Gehwege werden auf beiden Seiten gleichbreit geplant, störende Elemente, dazu gehört auch der ruhende Kfz-Verkehr, oder unnötige Einbauten wie Poller werden auf ein Minimum reduziert. Die Fahrbahn soll sieben Meter breit werden. Dadurch wird auch gewährleistet, dass Radfahrer ausreichend Platz bekommen und genügend Abstand zwischen Straßenbahn und den Seitenbereichen besteht. Der Übergang zwischen den Straßenseiten soll barrierefrei gestaltet werden. Denkbar seien zudem Fahrradabstellanlagen, Ruhebänke, Baumbeete oder Platz für Außengastronomie. Notwendig wird für den Umbau der Straße eine Gleisverschiebung. Dafür ist ein Planfeststellungsverfahren erforderlich. Geprüft wird zudem von der Verwaltung, ob auch eine Tempo-20-Zone zwischen Konrad-Adenauer-Platz und Doktor-Weis-Platz eingerichtet werden könnte. Zudem strebt die Verwaltung für den kommenden Juni/Juli an, das Projekt Stadtterrasen auf der Straße umzusetzen. Auch Fördermöglichkeiten werden geprüft.
Herzensangelegenheit für die Beueler Koalition
Silke Uckermann, Fraktionsvorsitzende der Beueler Grünen, erinnerte in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit SPD und Linke daran, dass die Beueler Koalition ihren Wählern mit der Umgestaltung mehr Aufenthaltsqualität in Aussicht gestellt hatte. Sie sprach von einem „Herzesanliegen, dieses bedeutsame Thema für Beuel möglichst zukunftsfähig zu entscheiden.“ Alexander-Frank Paul (SPD) erklärte: „Die Ergebnisse der Bürgerbteiligung zeigen eindeutig, dass eine große Mehrheit die Auifenthaltsqualität und Begrünung als wichtigste Merkmale der Umgestaltung sieht, während der Autoverkehr in der Straße von nur etwa 15 % der Menschen als wichtig oder sehr wichtig bezeichnet wurden.“
Und Achim Joest (Linke) meinte: „Wir möchten den Menschen vor Ort eine Vision zeigen, in welche Richtung sich das Beuler Zentrum entwickeln wird.“
Bezirksbürgermeister Guido Pfeiffer (Grüne) dazu: „Die Menschen in Beuel wünschen sich mehrheitlich eine solche Umgestaltung hin zu mehr Aufenthaltsqualität durch mehr Platz auf den Gehwegen, mehr Begrünung, deutlich mehr Sitzgelegenheiten und attraktiver Außengastronomie. Die ansässigen Gewerbetreibenden profitieren von einem attraktiven Zentrum, dass dem Handel langfristig Perspektiven und Sicherheit eröffnet.“ Die Friedrich-Breuer-Straße sei das „Herzstück Beuels“ und dieses werde nun nachhaltig aufgewertet.
„Sehr skeptisch“ steht der Vorsitzende der Gewerbegemeinschaft Beuel (GGB), Werner Koch, hingegen der Sperrung der Straße gegenüber: „In ein sehr gut funktionierendes System einzugreifen, halte ich für komplett falsch“, erklärte er dem Schaufenster. Er erwarte für den Einzelhandel „gravierende Nachteile“: Jedes Zentrum brauche den MIV „wie die Luft zum Atmen.“ Spätestens Ende April sollen die Meinungen der Mitglieder zu den Plänen vorliegen: „Dann werden wir uns als GGB positionieren und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen beschließen und ergreifen.“
Redakteur/in:Frank Engel-Strebel aus Bornheim |
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