Klärschlammverbrennung
Anwohner wollen offenen Dialog

Das Heizkraftwerk Merkenich. Hier soll die neue Anlage zur Verbrennung des Klärschlamms gebaut werden. | Foto: Grönert
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  • Das Heizkraftwerk Merkenich. Hier soll die neue Anlage zur Verbrennung des Klärschlamms gebaut werden.
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von Priska Mielke

Merkenich. Es ist ein Kampf David gegen Goliath. Am 26. Juli wurde die KLAR GmbH (Klärschlammverwertung am Rhein) gegründet, die eine Klärschlammverbrennungsanlage in Köln-Merkenich planen, bauen und betreiben will. Die Anlage wird mit einer Kapazität von bis zu 39 000 Tonnen pro Jahr Trockensubstanz geplant. Sie soll den Klärschlamm von zwei Millionen Einwohnern verwerten können. Seit etwa anderthalb Jahren hat sich die Bürgerinitiative Köln Nord auf die Fahnen geschieben, dieses Vorhaben zu verhindern.

Gesellschafter der KLAR GmbH sind die Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR (StEB Köln), die Stadtwerke Köln GmbH (SWK), die Bundesstadt Bonn und die Klärschlammkooperation Poolgesellschaft mbH (KKP), ein Zusammenschluss einiger kleinerer Städte und Umlandgemeinden – gegründet eigens für diese Kooperation.
Die Ziele der Anlagen-Gegner sind klar formuliert und lassen sich in drei Kernforderungen zusammenfassen. Zum einen fordern sie die unabhängige Prüfung alternativer Verfahren ohne hohes Transportaufkommen und die Nutzung von Chemikalien.

Was die Entscheidung für den Standort Merkenich betrifft, mangelt es nach Meinung der Anlagen-Gegner an Transparenz. Sie verlangen Zugang zu den Analysedaten und möchten wissen, welche Kriterien zum Ausschluss der weiteren fünf Standorte führten, die für das Projekt zur Debatte standen.
Drittens fordert die Initiative einen öffentlichen Bürgerdialog, an dem Vertreter von Stadt, Politik, StEB, AVG und Rheinenergie beteiligt sein sollten.
Die KLAR GmbH hat, neben der Entsorgungssicherheit, vor allem ein (in der aktuellen Energiekrise allerdings sehr gewichtiges) Argument auf ihrer Seite: Mit dem Klärschlamm ließe sich „klimaneutrale“ Fernwärme für 1700 Haushalte und die Industrie im Kölner Norden erzeugen.

Der Bürgerinitiative Köln Nord stinkt die geplante Klärschlammverbrennungsanlage gewaltig. | Foto: Mielke

Und was spricht gegen die Klärschlammverbrennung in Merkenich? Die Argumente der Aktivisten beziehen sich nicht nur auf die Lebensqualität im Veedel, sonden sind auch ökologischer Natur: Die Anlage sorge für noch mehr Flächenversiegelung und ließe sich nur dann wirtschaftlich betreiben, wenn auch Klärschlämme aus dem Umland angeliefert würden, was, mangels Bahnanschluss, zu einem stark erhöhten LKW-Verkehrsaufkommen führen würde.

Dieser Befürchtung begegnet die Betreibergesellschaft mit dem Hinweis, dass immerhin 42 Prozent des anglieferten Klärschlamms direkt über eine Rohrleitung in die Anlage gelangen könnte und von Bonn nach Köln sogar der Transport per Schiff möglich sei. Eine Häufung von sogenannten Störfallbetrieben im Kölner Norden führe dazu, dass wichtige Infrastruktur (z.B. Discounter oder KiTas) nicht genehmigt werden könne.
Außerdem, so die Bürgerinitiative, würde die Verbrennung verhindern, dass aus dem Wertstoff Klärschlamm wichtige Rohstoffe (Humus, Phosphat, Kalium, Stickstoff, Calcium und Wasser) zurückgewonnen werden können.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte: Am 24. August findet im Bezirksrathaus Chorweiler eine Bürgerinformation statt. Als „kritisches Begleitprogramm“ organisiert die Bürgerinitiative Köln Nord ab 16 Uhr eine Demonstration auf dem Pariser Platz in Chorweiler. Bereits am 20. August (ab 15 Uhr) wird auf dem Faasen Hof in Merkenich gefeiert. Alle Einnahmen kommen dem Kampf gegen die Klärschlammverbrennungsanlage zugute.

Das Heizkraftwerk Merkenich. Hier soll die neue Anlage zur Verbrennung des Klärschlamms gebaut werden. | Foto: Grönert
Der Bürgerinitiative Köln Nord stinkt die geplante Klärschlammverbrennungsanlage gewaltig. | Foto: Mielke
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EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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