Therapeutisches Reiten für alle Altersstufen
„Auf dem Pferd sind alle gleich"
Esch - (as). „Durch Pablo habe ich zwar nicht das Laufen, aber das
Fliegen gelernt“, sagt die 15-jährige Emma in Erinnerung an den vor
zwei Jahren verstorbenen Hengst. Nun trägt seit etwa eineinhalb
Jahren „Nevada“, die braune Stute die Schülerin, die auf einen
Rollstuhl angewiesen ist, sicher durch die Reithalle des Frohnhofs.
Vor drei Jahren startete der Frohnhof e.V. ein Angebot für
therapeutisches Reiten. „Wir bieten Reitunterricht und Reittherapien
für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das heilpädagogische Reiten
fördert die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Kinder und
Jugendlichen, stärkt das Selbstbewusstsein, fördert die soziale
Kompetenz und schafft Vertrauen“, sagt Therapeutin und Reitlehrerin
Barbara Müller. „Ich komme ursprünglich aus der Behindertenhilfe.
Als wir dann im April 2017 die Reitschule in Esch eröffneten, war uns
von Anfang an klar, dass wir ein integratives Konzept verfolgen
werden, ganz gleich, welche Voraussetzungen ein Kind, Jugendlicher
oder Erwachsener mitbringt. Bei uns reiten Menschen mit
Traumafolgestörungen, Phobien oder Autismus. Wir haben
Reitschüler*innen, die hör- oder sehgeschädigt oder auch schwerst
mehrfach behindert sind. Hier dürfen alle aufs Pferd“, sagt
Müller.
Aktuell nutzen 15 Therapieschüler das Reitangebot des Frohnhofs. Emma
gehört ebenfalls dazu. In ihrer Reitstunde erzählt die Gymnasiastin:
„Das Reiten ist mein Sport. Auf dem Pferd sind alle gleich. Ich habe
eine starke und eine schwache Seite. Wenn ich deshalb beim Training
unbewusst zu weit auf eine Seite rutsche, merkt Nevada die
Gewichtsverlagerung gleich. Sie wird dann langsamer und zeigt mir auf
diese Art, dass ich nicht richtig sitze.“
Mit ihrer Stimme, ihrer Körperhaltung und einer leichten Berührung
mit der Gerte lenkt die zierliche Schülerin die Stute in die
gewünschte Richtung. Wie gut die Verständigung zwischen der Stute
und der Schülerin funktioniert, haben Emma und Nevada bereits in
einem Turnier im Dressurreiten für Parasportler bewiesen. Sie
belegten in ihrer Klasse den 3. Platz. Das Gleichgewicht zu halten und
aufrecht im Sattel zu sitzen kostet Emma viel Kraft. Aber das Reiten
tut ihr gut. „Es löst Verspannungen und stärkt ihre
Rückenmuskulatur“, erklärt Therapeutin Barbara Müller. Als
Therapiepferd musste Nevada lernen, gewollte und ungewollte Reaktion
des Reiters zu unterschieden. Die Stute darf nicht erschrecken, denn
jede abrupte Reaktion könnte die Schülerin aus dem Sattel werfen.
Ausgiebige Streicheleinheiten und einige Möhren am Ende jeder
Reitstunde sind Emma‘s Dankeschön an die Stute.
Infos auf
www.frohnhof-koeln.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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