Niederschwelliges Kunstprojekt für benachteiligte Menschen
Erfolgserlebnis durch Malen
Seeberg - (hh). Jede Menge Zeichenblätter stapeln sich auf einem Tisch im
Malraum an der Riphahnstraße. Mit Blick auf die ersten Ergebnisse
ihres Kurses „Werkstatt Alpha“ zieht Kunstpädagogin Ewa Salwinski
eine positive Bilanz.
„Die Teilnehmer nähern sich hier auf malerische Art in entspannter
Atmosphäre dem Alphabet, das sie aus unterschiedlichen individuellen
Gründen nie gelernt haben“, sagt die Kursleiterin. Gemeinsam mit
dem Psychologen Martin Osterloh hat sie das inklusive Projekt
„Kunst-Kultur-Begegnung“ gestartet, ein neues Angebot des Vereins
„Freunde des interkulturellen Zentrums“ (FIZ). „Wir hatten in
der Vergangenheit festgestellt, dass viele Teilnehmer der
FIZ-Integrationskurse und -Sozialberatung Probleme haben, die auf
andere Weise angegangen werden müssten. Das niederschwellige Projekt
richtet sich daher an Personen mit Behinderung, an Geflüchtete,
sozial Benachteiligte sowie an Angehörige von behinderten
Personen.“ Vorrangige Zielsetzung ist die Findung eigener Ressourcen
und damit die Stärkung der eigenen Persönlichkeit durch das Medium
Kunst.
Neben der Entwicklung eines Gruppengefühls durch gemeinsame
Aktivitäten soll mit dem Projekt zudem Stigmatisierungen und sozialer
Isolation entgegengewirkt werden. Parallel zur „Werkstatt Alpha“
wird ferner in wöchentlichen Kursen begleitetes Malen explizit für
Frauen und eben zur Persönlichkeitsstärkung angeboten. Psychologe
Osterloh begleitet als Ansprechpartner die Kurse. „Hier kann eine
Achtsamkeit für mögliche Probleme geschaffen werden, die ich dann in
einer individuellen Beratung, etwa im Rahmen einer Offenen
Sprechstunde sowie als Einzel- oder Gruppenangebot, aufgreifen
kann.“
Salwinski betont den lernpsychologischen Nebeneffekt. „Viele hatten
vorher schon aufgegeben, überhaupt etwas lernen zu können. Sie sind
im Alltag oft auf die Hilfe ihrer Kinder und Enkel angewiesen und
fühlen sich am Rand der Gesellschaft. Hier erleben sie nun erste
Erfolge, etwa durch das kunstvolle Malen der Buchstaben ihres
Namens.“ Die multinationalen Teilnehmer schätzen besonders den
zwanglosen und weniger strukturierten Ablauf der Treffen im Vergleich
zu üblichen Alphabetisierungskursen. „Hier sind auch schon erste
Bekanntschaften und zarte Freundschaften entstanden, denn mit den
Kursen möchten wir natürlich auch Begegnungen schaffen.“
Wer Interesse an einer Teilnahme hat, kann sich bei FIZ e.V. melden.
Die zweimal wöchentlich stattfindende „Offene Sprechstunde“
richtet sich zudem an alle Personen, unabhängig einer Kursteilnahme.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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