SchülerInnen der Klasse 12 spielten „Roberto Zucco"
Hohem Anspruch gerecht geworden
Blumenberg - (her). Ein Mann ersticht seine Mutter, erwürgt seinen Vater –
und tötet, scheinbar wahllos, eine unbekannte Anzahl weiterer
Menschen, bis er auf seiner Flucht gefasst im Gefängnis Suizid
begeht. Eine wahre Geschichte, die der französische Dramatiker
Bernard-Marie Koltès 1988 in leicht abgewandelter Form zu einem
Theaterstück verarbeitet hat. Eine anspruchsvolle Aufgabe für das
19-köpfige Schülerensemble, das unter der ausgesprochen sensiblen,
ideenreichen Regie von Lena Hillebrand dieses zeitlos schöne Stück
an der Freien Waldorfschule aufführten.
Emotional zu harter Tobak für Jugendliche? „Nein, überhaupt
nicht“, sagt die Regisseurin, „es war ja der ausdrückliche Wunsch
der Schüler, dieses Stück aufzuführen“. Wobei die
Jungschauspieler ihr damit einen Gefallen getan haben: „Zucco“ war
ihr erklärter Favorit, neben „Einer flog über das Kuckucksnest“.
Wie nah Schönheit und blankes Grausen bei „Roberto Zucco“
beieinander liegen, zeigt gleich zu Beginn des Stückes die zweite
Szene: „Der Mord an der Mutter“: Eine anfänglich vertraute,
liebevolle Umarmung zwischen Titelheld und seiner Mutter wird langsam
zum Würgegriff. Am Ende sinkt die Mutter tot auf den Bühnenboden.
Dies alles quälend langsam inszeniert und von Gabriel Kriele (Zucco)
und Nora Schnitzler (Mutter) hervorragend gespielt. Der Zuschauer
bleibt entsetzt und ratlos zurück.
Überhaupt darf Lena Hillebrand auf ihr junges Ensemble stolz sein.
Die jugendlichen Darsteller geben alles, legen Schicht um Schicht die
Facetten und Untiefen der menschlichen Seele offen. Abgerundet wird
die Inszenierung durch eine ausgesprochen feinsinnige, oft auf bloße
Geräusche und Klangcollagen reduzierte Untermalung durch die,
übrigens rein weiblich besetzte, Bühnenband.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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